Langdorf. „Boarisch is a Kultursprach und derf ned aussterb’n“ – so lautet das Motto von Fritz Wenzl aus Langdorf, Initiator der Facebook-Gruppe „I red‘ boarisch….und Du?„. Gegründet hat er sie vor vier oder fünf Jahren, so genau weiß er das nicht mehr. Mittlerweile kann die Gruppe mehr als 28.000 Mitglieder vorweisen. Gemacht ist sie für die Freunde der bayerischen Sprache, des bayerischen Dialekts und der bayerischen Gemütlichkeit – einfach für alle, die Bayern und das Bayerische gern mögen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht der 59-jährige Leiter der Tourist-Info Langdorf über seine Gruppe, über Probleme mit einigen Nutzern und über den bayerischen Dialekt.
Fritz, wann und wie bist Du auf die Idee gekommen, die Facebook-Gruppe „I red‘ boarisch …und Du“ ins Leben zu rufen?
Gegründet habe ich die Gruppe kurz nachdem ich ein eigenes Profil bei Facebook hatte – also vor zirka vier, fünf Jahren. Den Anstoß dafür gab ein Spezl von mir, der in München wohnt. Er hat mir erzählt, dass sein Enkelkind im Kindergarten nicht mehr Boarisch reden darf. Als großer Verfechter des Dialekts hat mich das natürlich sehr schockiert – und zugleich nachdenklich gemacht, sodass ich die Gruppe ‚I red‘ boarisch …und du?‘ gegründet habe. Ich hatte die Hoffnung, dass ich dort ein paar Gleichgesinnte finde.
Ein paar? Mittlerweile zählt Deine Gruppe über 28.000 Mitglieder – Tendenz steigend.
Das ist schon überragend, ja. Anfangs hat sich diese Entwicklung noch gar nicht so abgezeichnet, obwohl die magische Grenze von 1.000 Gruppenmitgliedern bald erreicht war. Bei 4.000 hat es dann etwas gestockt, bevor die Anzahl dann förmlich explodierte. Zu Beginn war ich offen gestanden nicht sonderlich aktiv, erst später habe ich mich immer wieder mit der Gruppe beschäftigt. Mittlerweile habe ich täglich um die 300 Anfragen von Neumitgliedern. Das erstaunliche: Hauptsächlich junge Leute, die sehr heimatverbunden sind, treffen sich hier…
„Manchmal möchten sich Selbstdarsteller dort präsentieren“
Was genau wird denn dort von den Mitgliedern veröffentlicht?
Eigentlich alles (lacht). Einige Male habe ich aber schon einschreiten müssen, weil Dinge gepostet wurden, die so nicht in Ordnung sind. Seitdem sind politische, sportliche und kirchliche Themen ausgeschlossen – sonst geht’s wieder drunter und drüber (lacht). Wenn es um diese Themen gegangen ist, fand keine faire Diskussionen mehr statt, sondern nur noch ein Hickhack mit vielen Beleidigungen – und sowas geht einfach nicht. Es soll in erster Linie um die bayerische Kultur gehen – Kochrezepte, Bräuche, Bilder etc.
Dabei bleibt’s aber anscheinend nicht immer.
Ich bin der einzige Administrator der Gruppe – und irgendwie ist somit klar, dass ich nicht alles kontrollieren kann, was dort veröffentlicht wird. Solang es zu keinem Streit kommt, lasse ich die Posts einfach stehen – auch wenn sich manche Selbstdarsteller dort immer wieder präsentieren müssen… Sexistische, rassistische und beleidigende Dinge kommen aber sofort raus, keine Frage.
Wie viel Zeit wendest Du für Deine Gruppe auf?
Das kann ich nicht genau sagen – ich bin halt immer wieder mal online. Gott sei Dank habe ich aber einige Nutzer, die mir sofort melden, wenn Dinge gepostet werden, die nicht in Ordnung sind.
Wie viele Mitglieder hast Du schon sperren müssen?
Viele (lacht). Manchmal erwischt es 200, 300 auf einmal. Weitere rund 700 Anfragen warten auf eine Bestätigung. Ich hatte ja angekündigt, die Gruppe nicht mehr so extrem wachsen zu lassen. Ich nehme deshalb auch nur noch Leute auf, die mit Bild und richtigem Namen bei Facebook angemeldet sind.
„Ich bin kurz vor der Auflösung der Gruppe gestanden“
Wegen Verstößen gegen Deine vorher bereits genannten Gruppenstatuten hast Du auch schon mehrmals mit der Auflösung der Gruppe gedroht?
Ja, das ist sehr traurig. Vor kurzer Zeit hatte ich große Probleme. Ein von mir gesperrter Nutzer hat sich massiv gegen seinen Rauswurf gewehrt. Gemeinsam mit Freunden hat er versucht, meine Gruppe zu unterwandern, was ihm aber nicht gelungen ist. Dennoch bin ich kurz vor der Auflösung der Gruppe gestanden, ja.
Das ist aber eher die Ausnahme, oder?
Gott sei Dank: Ja. Über die Mehrzahl der Posts kann ich herzlich lachen, die meisten sind sehr interessant.
Anfangs bereits kurz erwähnt: Du hast die Gruppe gegründet, weil Du ein Verfechter des Dialekts bist. Was gefällt Dir besonders an der boarischen Sprache?
Unser Dialekt ist einzigartig, einmalig. Interessant: Fast schon jedes Dorf hat seine eigenen Ausdrücke und Redewendungen. ‚Af Bodenmoas ei‘, ‚Af Reg’n auße‘ – die verschiedenen Bezeichnungen und Eigenheiten sind super. Stirbt der Dialekt, stirbt unsere Kultur – und somit unser Alleinstellungmerkmal.
Woher kommt die Begeisterung für Deine Heimat?
Ich bin einfach ein sehr heimatverbundener Mensch. I mog in Woid, i mog mei Hoamat. Und als Tourismuschef der Gemeinde Langdorf ‚verkaufe‘ ich auch unsere Region nach außen. Darum lege ich auch großen Wert darauf, diese Grundsätze an junge Leute weiterzugeben. Der Erfolg meiner Gruppe gibt mir recht. Ich habe es geschafft, dass dort und auch in meinem Freundeskreis fast nur Boarisch geschrieben wird.
Warum ist die bayerische Kultur wieder „in“? Warum trägt man wieder Tracht?
Der Stolz auf unsere Hoamat ist wieder aufgekommen. Man ist wer, wenn man Tracht trägt. Ein großes Vorbild ist dabei das Oktoberfest, obwohl ich offen gestanden kein Freund davon bin…
Fritz, nenn uns abschließend noch Dein bayerisches Lieblingswort.
Ganz klar: fei! (mit dem Betreiber der Facebook-Gemeinschaftsseite „fei“ hat da Hog’n übrigens auch schon ein Interview geführt – Anm. d. Red.)
Vergeijds God fias Intafju, Fritz!
Interview: Helmut Weigerstorfer