München/Regensburg. Drei Buchstaben, ein Wort, große Wirkung. „Dass’d ma des fei ja nimma duast“, schimpft die Oma den kleinen Maxl. „Des schmeckt fei richtig guad“, sagt der Feinschmecker beim Essen zu seiner Frau. „Hoid fei ja dei Mei“, mahnt der Einbrecher seinen Komplizen. Kein anderes Lexem ist derart charakteristisch für das Bairische wie die Mini-Buchstaben-Kombination „f-e-i„, sagt Stefan Hackl, aus Mauth stammender Sprachwissenschaftler. Vor acht Jahren wurde „fei“ bei der vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V. und dem BR veranstalteten Aktion „Mein liebstes bayerisches Wort“ zum gesamtbayerischen Sieger gekürt. Heute erlebt „fei“ dank on3-Musikchef-Christoph Lindemann eine wahre Facebook-Renaissance.
„In der Sprachwissenschaft bezeichnet man ‚fei‘ als sogenannten Abtönungspartikel, der keine syntaktische Funktion hat“, weiß Dialektologe Hackl weiter zu berichten. Heißt: Dem Partikel „fei“ liegt eigentlich das Adverb „fein“ zugrunde, dessen Bedeutung aber völlig verblasst ist.
„Fei“ ist zu einem bedeutungslosen „Füllwort“ verkommen
„Fei hat somit eine Bedeutungsentleerung erfahren, man kann es heute nicht mehr durch ‚fein‘ ersetzen – zumindest in den meisten Fällen nicht.“ Man kann dem Sprachwissenschaftler zufolge heute für dieses Wörtchen keine allgemeingültige Bedeutung mehr angeben. Es ist mehr oder weniger zu einem bedeutungslosen „Füllwort“ im Bairischen geworden.
Für „fei“ gibt es im Hochdeutschen keine unmittelbare Entsprechung. „In manchen Fällen könnte man dafür vielleicht ‚doch‘ oder ’nur‘ setzen – aber das funktioniert nicht in jedem Fall, weil die Verwendungsmöglichkeiten von ‚fei‘ im Bairischen sehr vielfältig sind,“ so Hackl. Beispiele: „Pass fei auf!“, „Des hot mi fei wirkle gfreit!“, „I kimm fei iatz nimma!“, „Kimm fei beizeiten hoam!“ etc.
Einer, der ebenfalls auf den „fei“-Geschmack gekommen ist, ist Christoph Lindemann. Der aus München kommende on3-Musikchef und Hobby-DJ hat im Juli 2010 in einem Anflug von Langeweile und Experimentierfreudigkeit die Facebook-Seite „fei“ ins Leben gerufen. Mittlerweile zählt der digitale Drei-Buchstaben-Salat mehr als 11.000 „Gefällt mir“ – Tendenz: steigend. Da Hog’n hat sich mit Lindemann kurz über das Phänomen „fei“ unterhalten.
„Richtig baff – ab wann muss man von einer Sekte sprechen?“
Christoph: Wie bist Du auf die verrückte Idee gekommen für das boarische Mini-Wörtchen „fei“ eigens eine Facebook-Seite anzulegen?
Klassische Schnappsidee, würd ich sagen. Nicht nachgedacht, Seite gegründet, vergessen. Und dann hab ich irgendwann mal bemerkt, was für eine Eigendynamik das alles bekommen hat.
Was ist für Dich das Faszinierende an dem Wort „fei“?
Ein wunderschönes Wort. Minimalistisch, sinnlos und kaum zu übersetzen. Es ist unverzichtbar für alle Gscheithaferl, die es in Bayern ja zuhauf gibt … Wie oft es benutzt wird, fällt mir erst so richtig auf, seit ich über die „Arbeit“ an meiner Facebook-Seite dafür sensibilisiert worden bin.
Hättest Du mit derart viel Zuspruch gerechnet – die Likes sind zuletzt ja exponentiell angestiegen?
Nie! Am Anfang kletterten die Likes bis etwa 1200 – dann kam über ein Jahr lang kaum jemand dazu. Vor ein paar Wochen dann ist die Fei-Gemeinde förmlich explodiert. Ich bin richtig baff – ab wann muss man von einer Sekte sprechen?
Was ist Dein Lieblingsspruch/-satz/wortgefüge mit „fei“?
In einem Treppenhaus in München hängt ein Schild, auf dem „Dieses Haus wird videoüberwacht“ steht. Ein Genie hat nach dem „wird“ ein „fei“ dazugeschrieben – und so das Drohschild auf subtilste Weise lächerlich gemacht.
Welchen boarischen Wörtern traust du eine ähnlich steile Facebook-Karriere wie „fei“ zu?
Fei ist ziemlich unschlagbar, fürchte ich!
Christoph, danke fürs Gespräch.
Zwei Lesetipps: „Basst scho“ und „Die Wahrheit über Pumpernudel“
Als Literaturtipp – in verständlichem, nicht zu wissenschaftlichem Deutsch geschrieben – empfiehlt Stefan Hackl den 2. Band der Reihe „Basst scho!“ von Ludwig Zehetner, Professor an der Uni Regensburg. „Von der Reihe gibt es mittlerweile drei Bände und alle enthalten sehr unterhaltsame Geschichten zu vielen bekannten und auch weniger bekannten bairischen Dialektwörtern.“ Zehetner gilt als ausgesprochener Experte für das Bairische und ist als solcher in der Fachwelt absolut anerkannt. Hackl selbst hat jüngst auch ein Buch geschrieben – mit vielen Kuriositäten des Bairischen: „Die Wahrheit über Pumpernudel. 111 kuriose Ortsnamen in Bayern und was sie bedeuten“, heuer zum ersten Mal als Taschenbuch erschienen.
Stephan Hörhammer