„Mia gfoid’s im Woid – und besonders dann, wenn’s neblig is“, sagt Hog’n-Fotograf Georg Knaus über seinen neuesten KdW („Knaus der Woche„), den er am Wochenende am Fuße des Schwarzkopfs nahe Herzogsreut aufgenommen hat. Doch sein Bild zeigt nicht nur einen frisch entblätterten Mischwald im Herbst-Dunst – wer genauer hinschaut, der sieht im Vordergrund, inmitten der Szenerie, einen rundlich anmutenden Stein: die „Graudbodin„, wie die Einheimischen dazu sagen. Zu Hochdeutsch: Krautbottich, also ein Trog für Kraut.
Ein mystischer Ort, von dem alle Kinder des Dorfes kommen
Angefertigt wurde die Graudbodin in mühevoller Handarbeit von Georg Weigerstorfer (1866-1929), dem Ur-Ur-Großvater von Hog’n-Redakteur Helmut Weigerstorfer. „Mein Ur-Ur-Opa war Steinhauer und hat sich, wie so oft, im Wald auf die Suche nach einem geeigneten Fels gemacht, den er zu einem Krauttrog formen konnte. Dann hat er begonnen ihn zu bearbeiten, bis, ja bis, der Stein kurz vor der Vollendung einen Riss bekommen hat.“ Dieser ist auf dem KdW und nebenstehendem Foto auch klar erkennbar. Aufgrund des Risses war der Bottich unbrauchbar geworden – woraufhin Steinhauer Weigerstorfer ihn im Wald zurückgelassen hat“, berichtet der junge Herzogsreuter über seinen Vorfahren.
„Schon beeindruckend, die vielen Werkzeugspuren am Stein und den Riss in der Seitenwand zu sehen. Und noch beeindruckender ist, wenn man an die Meschen denkt, die vor 200 Jahren dort täglich die Steine aus dem Boden geholt haben“, kommentiert da Knaus Schos. „Und heute ist der Wald menschenleer. Es ist neblig, der kräftig-kalte Wind bläst einem die Wassertropfen von den Ästen und Zweigen ins Gesicht. Einzelne Felsen ragen skurril aus dem Waldboden“, schildert er die Szenerie. Und weiter: „Viele würden hier allein gelassen bestimmt Angst bekommen.“
„Später wurde daraus ein mystischer Ort. In Herzogsreut hat man etwa noch meinen Eltern erzählt, dass von dort alle Kinder des Dorfes kommen“, sagt Helmut Weigerstorfer. Aufklärung einmal anders also. Und ohne diese Legende würde heutzutage wohl niemand mehr von da Graudbodin, wohin heute noch viele Einheimische wandern, wissen …
da Hog’n