Ringelai. Am Samstag, 22. Dezember, findet im Keltendorf Gabreta das MidWinter Nights statt – ein Pagan Metal Open-Air der besonderen Art. Hoch droben auf dem Hügel werden die Bands Finsterhain, Knaat und Haethen Foray den Besuchern im Kampf gegen die Kälte ordentlich einheizen. Da Hog’n hat sich im Voraus mit Organisator Julian Graf (23) darüber unterhalten, wie man auf die Idee kommt, an einem kalten Winterabend ein Open-Air zu veranstalten, was unter „Pagan“ zu verstehen ist – und warum es für ein Konzert dieses Kalibers keinen besseren Ort gibt, als das Keltendorf Gabreta.
MidWinter Nights – ein Festival zur Wintersonnenwende

MidWinter-Nights-Organisator Julian Graf (von links) freut sich mit Nicole Ernst und Julian Springer vom „Festivalbus Niederbayern“ auf das winterliche Pagan Metal Open-Air im Keltendorf Gabreta. Foto: privat
Julian: Warum findet Euer Open-Air ausgerechnet an einem kalten Winterabend statt?
In erster Linie deshalb, weil da das sogenannte Julfest, also die Wintersonnenwende der heidnischen Kulturen stattfindet. Egal ob Kelten, Wikinger, Germanen – alle feierten Jul mit der Verbrennung eines großen Kranzes, dem Sonnenrad, um böse Geister zu vertreiben. Auch heute spiegeln sich Überbleibsel dieses Brauchtums noch in Sonnwendfeuern, Krampusläufen und anderen volkstümlichen Bräuchen wider.
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, das Festival im Keltendorf Gabreta zu veranstalten?
Wir haben mit dem Musikförderverein Woidmen.de schön des Öfteren Konzerte aller Art im Keltendorf veranstaltet – und da Gabreta eine recht authentische Ausgrabungsstätte ist, an der früher tatsächlich einmal ein Keltendorf stand, kam für mich von Anfang an keine passendere Location in Frage. Die Atmosphäre ist einfach perfekt!
Gab es diesbezüglich Widerstände? Immerhin hat das Keltendorf ja Museumscharakter – und ein Festival verbindet man gemeinhin mit viel Müll und den ein oder anderen kaputten Hinterlassenschaften …
Nun, zum einen kennt man uns ja dort bereits. Unser Vereinsvorstand ist auch im Keltendorf sehr engagiert. Zum anderen gibt es bei uns kein Camping – und das Mitbringen von Getränken und Speisen ist nicht erlaubt, wodurch erheblich weniger Müll entsteht. Zudem findet das ganze Event nur in der anliegenden „Keltenstube“ und der Freifläche dahinter statt, soll heißen: in das eingezäunte Museumsgelände werden die Besucher gar keinen freien Zutritt haben – zumal bis dahin vielleicht auch alles verschneit sein kann.
Pagan – eine Spielart des Heavy Metal mit nordischen Einflüssen
Organisiert wird das Festival von „Woidmen“ und der „Bananenrepublik“. Woidmen kennen wohl die meisten – aber wer oder was ist denn die Bananenrepublik?
Die Bananenrepublik ist eigentlich weder ein Verein noch eine Firma. Wir sind letztendlich nur eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener aus Bayern und Österreich, die regelmäßig zusammen Konzerte und Festivals besuchen, einfach Interesse an der Musik haben und keinerlei finanzielle Hintergedanken hegen. Wir kennen uns alle untereinander – und sind während des Metalcamps in Slowenien im August auf die Idee gekommen, mit Hilfe von Woidmen und einigen anderen Bekanntheiten der lokalen Szene, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Dabei haben uns auch „Festivalbus Niederbayern“, „Lady-Metal.com“ , „RottingHill.at“ und die Werbepartner von Woidmen.de sehr aktiv unterstützt.
Was ist „pagan“ eigentlich für eine musikalische Stilrichtung?
„Pagan“ bedeutet wortwörtlich übersetzt „heidnisch“. Da dies allerdings recht oft negativ als „ungläubig“ und „ketzerisch“ interpretiert wird, finde ich das etwas ungünstig. Letztendlich ist es eine Spielart des Heavy Metal, die sowohl textlich, als auch in der Melodie und der Instrumentwahl, sehr nah an die Nordische Mythologie und Kultur ansetzt. Im Grunde enthält diese Musik, neben den normalen Instrumenten, auch nordische Flöten – und teilweise sogar Dudelsäcke, Chöre oder auch epische Orchestralpassagen.
Musikalischer Mainstream ist das also sicher nicht. Wie viele Besucher erwartet Ihr denn?

„Es gibt keinen geeigneteren Veranstaltungsort für das MidWinter Nights als das authentische Keltendorf Gabreta“, sagt Organisator Julian Graf. Foto: www.gabreta.bfz.de
Nun ja, im Zeitalter von Facebook und Co. lässt sich nur sehr schwer einschätzen, welcher angemeldete Nutzer tatsächlich kommt – oder wer nicht angemeldet ist, und trotzdem da ist. Ich rechne aktuell mit etwa 250 Besuchern, was auch angesichts der relativ kleinen Location schon ein wahnsinniger Erfolg wäre.
Kommen da nur Leute aus der Region?
Größtenteils reicht unser Einzugsgebiet von Deggendorf bis Passau. Allerdings haben wir auch Zusagen aus Nürnberg, Regensburg, München, Linz, Salzburg und Graz erhalten. Sogar ein Finne hat sich angekündigt! Ich bin mal gespannt, ob der kommt, das wäre ja dann doch ein ganz schönes Stück …
Das Pagan Event soll künftig zwei Mal im Jahr stattfinden
Wollt Ihr mit dem Festival einfach nur den Szeneleuten etwas bieten – oder ist die Veranstaltung auch als „Botschafter“-Event für die Leute in der Region gedacht, die bislang noch nichts mit „Pagan“ am Hut hatten?
Natürlich geht es in erster Linie darum, den Leuten etwas zu bieten, die von Haus aus Metal hören. Aber wir sind natürlich froh, wenn wir auf reges Interesse von außen stoßen. Und wer weiß: Vielleicht kommt ja der ein oder andere auf den Geschmack! Eigentlich sind wir ja auch gar nicht so böse wie wir aussehen …
Soll das Ganze regelmäßig veranstaltet werden?
Geplant ist das Pagan-Event zwei Mal im Jahr aufzuziehen: einmal zur Wintersonnwende, und einmal zur Sommersonnwende, aber dann unter dem Namen „Midsummer Nights“ und vielleicht sogar zweitägig. Das ist natürlich nur möglich, wenn es für den Investor kein Verlustgeschäft ist. Aber da bin ich sehr zuversichtlich! Außerdem haben wir noch viele Ideen bezüglich anderer Events – und sind immer auf der Suche nach Bands und Locations aller Art, um nicht nur ein Genre, sondern viele verschiedene Spielarten abdecken zu können. Das Wichtigste dabei ist aber, dass das Gesamtpaket, das „Konzept“ stimmt. Mit „Midwinter Nights“ haben wir das definitiv geschafft!
Welche Bands treten auf? Woher kommen die – und wie bekannt sind diese in der „Pagan-Szene“?

Heathen Foray, die Headliner des Abends, werden den Metal-Fans am 22. Dezember richtig einheizen. Foto: Heathen Foray.
Da wären als allererstes Finsterhain, eine kleine Passauer Bekanntheit. Die sind hier in der Region durchaus ein Begriff. Mir gefällt ihre Musik sehr gut. In erster Linie deswegen, weil sie sich nichts aus dem großen Bühnentheater machen, sondern einfach Spaß am Musik machen haben. Es geht ja bei Woidmen auch vor allem darum, die regionale Musikszene zu fördern. Und Finsterhain haben definitiv das Zeug dazu, etwas zu erreichen. Dann wären da Knaat, die Newcomer aus München. Einem richtigen Pagan-Fan sind sie schon länger ein Begriff – und seit sie vor einigen Wochen ihr Debütalbum auf den Markt gestellt haben, werden sie bald noch bekannter sein. Zumal sie bald eine kurze Europatour mit anderen hochkarätigen Acts starten werden. Und zu guter letzt unser Headliner Heathen Foray aus Österreich. Die Jungs haben es geschafft, mich auf Anhieb zu begeistern. Sie haben auch bühnentechnisch schon ein paar Jahre auf dem Buckel – und gehören neben Equilibrium und Bifröst zur Spitze der deutschsprachigen Pagan-Szene.
Auch Schwertkämpfe und Akrobatik sorgen für’s Ambiente
Was ist denn – außer der Musik und dem Ambiente – das Besondere an diesem Konzert?
Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, um das Konzert aus dem Einheitsbrei herausragen zu lassen. Bei einer solchen Veranstaltung dürfen typische Getränke nicht fehlen. Darum gibt es nicht nur die üblichen Getränke, sondern auch Met und Hypocras – das ist eine Art Gewürzwein, der heiß getrunken wird. Außerdem kann man im Wirtshaus-Shop auch Trinkhörner aus echtem Büffelhorn kaufen. Dazu verkaufen die Bands ihre Merchandising-Artikel.
Außerdem haben wir die Schwertkampftruppe „Mortiferr“ für uns gewinnen können, die an diesem Abend mehrmals Schaukämpfe in voller Montur mit Schwertern, Äxten und anderen traditionellen Waffen aufführen wird. Die Zirkustruppe „Youngstars“ haben wir auch mit ins Boot geholt, die ein eigens konzipiertes Programm mit musikalischer Untermalung aufführen wird. Geplant sind unter anderem eine Feuershow, Jonglage und Akrobatik.
Julian, danke für die Infos und ein erfolgreiches Open-Air.
Interview: Dike Attenbrunner
Veranstaltungsinfos:
Ort: Keltendorf Gabreta, Ringelai
Termin: 22.12.2012, Einlass ab 16 Uhr, open end
Tickets: an der Abendkasse erhältlich, Vorbestellung nicht nötig
Kombiticket: 25 Euro Kombiticket inklusive Busfahrt, Ticket und Freibier im Bus, beinhaltet Hinfahrt um 16.30 Uhr und Rückfahrt um 3.00 Uhr; der Bus fährt über die B12 von Freyung nach Passau Hauptbahnhof – und von da aus über die B85 nach Gabreta; Zustiegspunkte sind Freyung Busbahnhof und Passauer Hauptbahnhof, beim Ticketkauf für den Bus kann man allerdings ohne Aufpreis einen zusätzlichen Zustiegspunkt entlang der Route angeben