Schönberg. Der Alltag schreibt oft die schönsten (Helden-)Geschichten. Wie etwa am vergangenen Wochenende, als der Schönberger Erwin Waiblinger am späten Sonntagnachmittag ein Urlauber-Mädchen erblickte, das im Staussee in Hartmannsreit (Gde. Schönberg) zu ertrinken drohte. Er zögerte keine Sekunde, sprang ins Wasser und zog es unversehrt an Land. Aus Sicht vieler eine echte Heldentat – aus Sicht des Lebensretters eine Selbstverständlichkeit, wie er dem Hog’n gegenüber berichtet.
Gerade jetzt, wo das Schönberger Erlebnisbad seine Pforten aufgrund eines Blitzschlags Mitte Mai, der erhebliche Schäden an der Schwimmbadtechnik verursachte, geschlossen hält, suchen mehr und mehr Abkühlungsbedürftige die Seen und Bäder im Umfeld der Marktgemeinde auf. So auch eine Münchener Familie, die ein paar erholsame Tage im Bayerischen Wald verbringen wollte. Doch aus einem unbeschwerten Sommer-Wochenende wurde ein Aufenthalt, den die Kurz-Urlauber wohl nicht so schnell vergessen werden…
„Die ein oder andere habe ich noch kassiert“
„Ich war am Sonntag beim Fischen. Auf dem Nachhauseweg habe ich von meinem Auto aus ein Mädchen gesehen, dass im Hartmannsreiter Stausee um sich schlägt. Mir war sofort bewusst, dass es sich in einer Notsituation befindet“, erzählt Erwin Waiblinger aus Schönberg. Der 39-Jährige ist begeisterter Hobbytaucher und Mitglied der Woidtaucher Zwiesel. Wichtige Bestandteile der Ausbildung in dieser Sportart sind die Tauchsicherheit und die Tauchrettung – bei vielen Gleichgesinnten eine ungeliebte, weil oftmals sehr „trockene“ Theorie, wie Erwin Waiblinger berichtet.
Doch am vergangenen Sonntag war dieses Wissen Gold wert. „Ich habe meinen Pick-Up neben der Straße geparkt und bin sofort in Richtung See gespurtet – ich bin mehr ins Wasser gefallen als gesprungen“, erinnert sich der Schönberger. „Dann war ich bei dem Mädchen, das bereits keine Kraft mehr zum Schreien hatte. Doch es hat wie wild um sich geschlagen.“ Aufgrund dessen bekam Erwin Waiblinger die etwa zwölf Jahre alte Münchenerin zunächst nicht richtig zu fassen – doch letztlich zeigte der von ihm angewandte Bergegriff Wirkung. „Die ein oder andere habe ich trotzdem noch kassiert“, blickt er mit einem Lächeln zurück.
Alarmiert von der Geräuschkulisse, eilten dem Retter zufolge die Eltern des Mädchens, die etwas weiter weg auf einer Bank saßen, von der aus sie die Szenerie nicht einsehen konnten, herbei und nahmen ihre Tochter verdutzt aber glücklich in Empfang. „Ich bin dann auch gleich ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren – schließlich war ich tropfnass“, berichtet Erwin Waiblinger. „Die Eltern haben sich noch kurz bedankt – und schon war ich weg.“ Seine heldenhafte Tat bezeichnet er – in aller Bescheidenheit – als selbstverständlich. „Ich bin einfach nur froh, dass ich helfen konnte.“
„Ich hoffe, dass sich viele ein Beispiel daran nehmen“
Die Eltern des Mädchens jedoch starteten – nachdem der erste Schock verdaut war – sogleich über die Facebook-Seite „Spotted: Freyung, Grafenau, Waldkirchen“ die Suche nach dem (bis dato namenlosen) Lebensretter. „Wir würden uns gern nochmals persönlich bei ihm bedanken“, so der Vater des Mädchens. „Er hat meine Tochter vor dem Ertrinken gerettet. Wir hatten leider keine Zeit uns zu bedanken. So schnell wie er sie aus dem Wasser gezogen hat, so schnell war er auch wieder weg.“ Und letztlich fanden Retter und Gerettete (virtuell wie telefonisch) auch bereits zusammen – ein reeles Treffen ist beim nächsten Besuch der Münchener im Bayerischen Wald geplant.
Auch Schönbergs Bürgermeister Martin Pichler, der umgehend auf die entsprechende Spotted-Anzeige reagierte, hat viel Lob für Erwin Waiblingers Rettungsaktion übrig: „Ich bin natürlich dankbar für seinen selbstlosen Einsatz und freue mich, dass trotz der gefährlichen Situation niemandem etwas passiert ist. Ich hoffe, dass sich viele ein Beispiel daran nehmen. In einer Zeit, in der immer über Zivilcourage gesprochen wird, tut es gut, wenn der tätige Einsatz auch eine wahrhafte Wertschätzung erfährt.“
da Hog’n