Bad Füssing/Pocking. Eigentlich sind sie ja in der Steppe Ost- und Südafrikas beiheimatet. Doch aufgrund seiner Anpassungsfähigkeiten wähnt er seit ein paar Jahren unter anderem auch das Rottal als sein Zuhause. Es war 1993, als eine Familie aus Wollham bei Bad Füssing der Faszination des Straußes erlag. „Anfangs sind wir belächelt worden, weil es nur sehr wenige Strauße in Deutschland gab“, erinnert sich Martin Roßmeier, der Eigentümer der Farm. Allen Skeptikern zum Trotz: Aus den vier Straußen von vor 25 Jahren sind heute mehr als 100 Tiere geworden – und die Anhängerschaft der gefiederten Exoten wächst….
Vor 25 Jahren schaffte sich Martin Roßmeier senior zwei Paare an. Über Jahrzehnte hatte die Familie zuvor mit der Haltung von Schweinen ihr Geld verdient. „Er war damals jedoch überzeugt davon, die Straußenhaltung könnte in Deutschland Zukunft haben“, erinnert sich Martin Roßmeier junior. Er übernahm den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Martina 2015 von seinem Vater.
Mildes Klima des Bäderdreiecks optimal für die Tiere
Die Entscheidung von damals erweist sich zunehmend als großer Glücksfall: Mittlerweile kommen die Gäste in Reisebussen auf den Straußenhof. Auch Gruppen aus Schulen und Kindergärten schauen regelmäßig bei den Tieren vorbei. „Gerade durch die Gäste Bad Füssings haben wir sehr viele Besucher“, sagt der 43-jährige zweifache Familienvater. Inzwischen wachse auch die Akzeptanz bei den Einheimischen und bei Gastronomen aus der Region. „Die Leute denken um, sie sind zunehmend bereit, für gutes Fleisch auch mehr zu bezahlen“, sagt Roßmeier.
Die Zahl der bis zu 2,80 Meter großen und 130 Kilogramm schweren Riesenvögel, die vor den Toren der Kurgemeinde leben, variiert je nach Jahreszeit zwischen einhundert und zweihundert. Die Strauße sind das ganze Jahr über draußen. „Die weitläufige Haltung mit modernen, offenen Ställen und großen Weideflächen garantiert das Wohlbefinden der Strauße und bietet Besuchern auch die Möglichkeit, die Vögel hautnah zu erleben“, sagt Martin Roßmeier. Das milde Klima des Bäderdreiecks sei optimal für die Tiere. Die Strauße baden gern in der Sonne, haben im Winter kein Problem mit dem Frost. In Wollham haben die gefiederten Exoten rund drei Hektar Platz. Jede Altersgruppe hat einen eigenen Stall.
Wenn sich Besucher nähern, strecken die Strauße ihre Köpfe neugierig in Richtung Zaun – oder auch über den Zaun hinweg. Beim Gang ins Gehege ist allerdings Vorsicht geboten, sagt Martin Roßmeier. „Die Tiere haben viel Kraft und können auch mit den Füßen treten“, weiß er.
„Wir schlachten jede Woche ein bis zwei Tiere“
Gefüttert werden die Tiere täglich einmal: Strauße sind Vegetarier. In einem Alter von sechs Wochen dürfen sie zum ersten Mal auf die Weide. Sind sie drei Monate alt, bekommen sie Martin Roßmeiers eigene „Spezialmischung“ aus Getreideschrot und Maissilage im Sommer und Grassilage sowie Heu im Winter. Selbst züchten die Roßmeiers die Riesenvögel nicht. Die Familie kauft die Küken in der Umgebung zu. „Eine eigene Brüterei würde sich für uns nicht lohnen“, sagt der Straußenfan. Zuchtgruppen gibt es dennoch in Wollham, aber nur „zum Spaß“, wie Roßmeier sagt. Die Tiere sind zwischen fünf und zehn Jahre alt. Ab einem Alter von etwa zweieinhalb Jahren beginnen die Strauße, Eier zu legen.
Geschlachtet werden die Tiere ab einem Alter von 18 Monaten. „Wir schlachten jede Woche ein bis zwei Tiere“, erzählt der gelernte Landwirt. „Die Frische ist uns sehr wichtig und Teil unserer Philosophie“, sagt er. Der Hof verfügt über ein eigenes Schlachthaus. Das Fleisch können Kunden direkt im Hofladen kaufen. Ein Vogel liefert bei einem Gewicht von rund 100 Kilogramm etwa 35 Kilogramm Fleisch. Verkauft wird es als Filet, Steak, Gulasch und Bratenfleisch. Das Fleisch ist dunkel wie Rindfleisch und hat einen niedrigen Fettanteil. Bei einem benachbarten Hofmetzger sowie einer Metzgerei aus Pocking lassen die Roßmeiers Spezialitäten wie Kochsalami, Leberwurst, Pfefferbeißer und Geräuchertes vom Strauß herstellen.
Großer Beliebtheit erfreut sich bei seinen Kunden auch der Straußen-Eierlikör aus eigener Herstellung, sagt der Hofbesitzer. Ein Straußenei wiegt bis zu zwei Kilogramm. Sein Inhalt entspricht etwa 25 bis 30 Hühnereiern. „Wir öffnen die Eier mit der Bohrmaschine“, so Roßmeier. Auch Nudeln stellt die Familie mit den Eiern her. Der Strauß ist darüber hinaus äußerst vielfältig: Eierschalen und Federn sind als Dekoration beliebt. Aus Straußenfett entsteht eine besonders hochwertige Hautcreme. Aus der gegerbten Haut entsteht ein Leder, das als besonders edel und langlebig gilt.
da Hog’n/obx-news