Lloret de Mar/Freyung. Wie geht’s dem kleinen Luca? Diese Frage beschäftigt die breite Öffentlichkeit, seitdem bekannt geworden war, dass sein 22-jähriger Vater in Spanien festgenommen worden ist. Dorthin war der dringend Tatverdächtige gemeinsam mit dem 18 Monate alten Bub geflüchtet, nachdem er seine 20-jährige Freundin – die Mutter des gemeinsamen Sohnes – ermordet haben soll. Unmittelbar nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders teilte das Polizeipräsidium Niederbayern am Samstag mit, dass sich Luca in einer spanischen Jugendhilfeeinrichtung befindet. Inzwischen ist der kleine Junge wieder auf heimischen Boden – das Kreisjugendamt Freyung-Grafenau kümmert sich um ihn.
Großes Medieninteresse
Das Wichtigste gleich vorweg: Luca geht es den Umständen entsprechend gut. Dies gab Landkreis-Sprecherin Judith Wunder im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Dazu hatte das Landratsamt Freyung am Mittwochmittag in den großen Sitzungssaal eingeladen, um über die „Rückführung des 18 Monate alten Sohnes des tatverdächtigen Dominik R. nach Deutschland“ zu informieren. Am Samstag sei das Landratsamt von der Kriminalpolizei Passau davon in Kenntnis gesetzt worden, dass Luca wohlbehalten in einer spanischen Jugendhilfeeinrichtung untergebracht worden sei. Wie Judith Wunder erklärte, habe sich das Kreisjugendamt daraufhin sofort mit den nötigen Formalitäten beschäftigt, um das Kleinkind zurück nach Deutschland zu holen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten bei der Pressekonferenz im Hog’n-Video:
Bereits am Montag machte sich ein sogenannter Amtsvormund, ein Mitarbeiter des Kreisjugendamtes, auf den Weg nach Spanien, um Luca dort abzuholen. Das Konsulat sowie eine Dolmetscherin hätten die deutschen Beamten dabei vorbildlich unterstützt. „In der Nacht auf Dienstag war der Bub dann zurück auf deutschem Boden“, erklärte Judith Wunder. Seitdem befinde sich der Junge in der Obhut des Kreisjugendamtes Freyung-Grafenau.
Der mutmaßliche Mord mit anschließender Flucht des Tatverdächtigen hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt. In der Folge ist auch das Medieninteresse am weiteren Verbleib des Sohnes mehr und mehr angestiegen. In diesem Zusammenhang machte Judith Wunder klar: „Wir sind bemüht, das Informationsinteresse zu befriedigen. Ich bitte aber um Verständnis, dass wir nicht alles preisgeben können – wir müssen die Persönlichkeitsrechte des kleinen Buben berücksichtigen.“
Ähnliches berichtete auch Ferdinand Ertl. Der Kinderschutz-Mitarbeiter des Landkreises Freyung-Grafenau betonte, dass Luca zunächst einmal „Ruhe und Sicherheit“ brauche. Erst nach einer gewissen Zeit könne man sich damit beschäftigen, wo der Bub künftig untergebracht werden soll. Ob dies womöglich bei seiner Oma sein wird, steht aktuell noch nicht fest.
„Es ist ein normaler Vorgang bei Kindern, die ihre Eltern verlieren, dass sie zunächst einmal vom Kreisjugendamt betreut werden. Erst dann wird alles weitere geprüft“, erklärte Judith Wunder. Auch eine mögliche Traumatisierung in Folge der schrecklichen Tat könne man erst mittelfristig feststellen. Dass ein derart tragischer Fall für die Mitarbeiter des Landratsamtes nichts alltäglich sei, betonte Wunder zwar. Dennoch gäbe es einen gewissen routinemäßigen Ablaufplan für derlei Ereignisse, an denen man sich orientieren könne.
Wann der mutmaßliche Täter ausgeliefert wird, ist offen
Polizei-Sprecher Alexander Schraml berichtete, dass der Auslieferungstermin des mutmaßlichen Mörders bisher noch nicht feststehe. Er ließ darüber hinaus offen, ob der Termin aus ermittlungstaktischen Gründen überhaupt veröffentlicht werde. Bevor weitere Details zur Gewalttat in Freyung bekannt gegeben werden, möchte man von Seiten der Ermittler die offiziellen Vernehmungen des 22-Jährigen abwarten. „Zwar kann man von einer Beziehungstat ausgehen“, sagte Schraml, der von seiner reibungslosen Zusammenarbeit mit den spanischen Behörden berichtete. „Weitere Einzelheiten, die vielleicht Täterwissen sind, werden aber vorerst nicht öffentlich gemacht.“
da Hog’n