Köln. Tja nun. Das Comeback-Album der Farmer Boys „Born Again“ läuft derzeit rauf und runter bei mir. Das liegt natürlich daran, dass die Platte schlicht und ergreifend großartig geworden ist – und alte Stärken mit modernen Elementen so gekonnt verquickt wurden, dass es eine wahre Freude ist. Klar, dass ich mir die Einladung der Band zum Tour-Auftakt in Köln nicht entgehen lassen konnte.
Im „Luxor„, einem gemütlichen Club in der Kölner Südstadt, gab sich das Quintett Ende November das erste Stelldichein für ihre zweiwöchige Deutschland-Tournee. Entsprechend aufgeregt waren die Musiker, was sich aber in erster Linie in honigkuchenpferdartigem Dauergrinsen (vor allem) von Sänger Matze manifestierte, der nur selten dramatisch dreingucken konnte (was er der Songs wegen jedoch ab und zu zumindest versucht hatte)…
In der ersten Reihe posten die Farmer Boys um die Wette
Das Luxor war gut gefüllt, als es gegen halb neun Uhr losging. Die Bühne war in irgendwie giftiges Grün getaucht, als die ersten Töne des Intros „Cosmos“ ertönten. Als Eröffnungstripple wurden gleich die drei ersten Songs von „Born Again“ ins Rund gezockt: „Faint Lines“, „Fiery Skies“ und „You And Me“. Es spricht für das Selbstvertrauen der Farmer Boys – mit Ausnahme von „Oblivion“ und „In The Last Days“ – das komplette neue Album zu präsentieren. Und es spricht für die erwähnte Klasse von „Born Again“.
Ob er tatsächlich so nervös war, oder ob er die Musik für sich sprechen lassen wollte? Was auch immer der Grund gewesen sein mag, dass Matze praktisch keine Ansagen platzierte – es war ein wenig schade. Denn der Schwabe ist ja eigentlich als Laberbacke auf der Bühne in Erinnerung geblieben. Aber gut – wer mit Pfunden wie „The Other Side“, „When Pigs Fly“ oder „Stay Like This Forever“ wuchern kann, kann es sich auch erlauben, nur ein- oder zweimal das gesprochene Wort ans Publikum zu richten. Und wenn er das tat, dann war es auch witzig: „Ich habe meiner Frau versprochen, nicht über Fußball zu sprechen“, sagte er etwa, nachdem er sich kurz über die erste und die zweite Bundesliga sowie die entsprechende Rolle „seines“ VfB Stuttgart ausgelassen hatte. Und wer vom „Rheinland“ als der „zweiten Heimat der Farmer Boys“ spricht, hat in Köln natürlich ohnehin gewonnen.
In der ersten Reihe posten Matthias „Matze“ Sayer, Gitarrist Alex Scholpp und Neu-Alt-Bassist Ralf Botzenhart um die Wette, während Schlagzeuger Timm Schreiner und Keyboarder Richard Duee im Hintergrund optisch eher unauffällig mitwirkten, dafür aber zur perfekten Ergänzung des Soundbilds der Farmer Boys beitrugen.
Und dann war da eben dieses Grinsen. Selbst Gitarrist Alex konnte es sich nicht immer verkneifen, während er zumeist breitbeinig ebenso breite Riffs ins Luxor feuerte – oder auf der Akustischen die neue Hammerballade „Isle Of The Dead“ spielte.
Eine runde Sache, die allen viel Spaß bereitete
Da man auf eine Vorband verzichtete, hatte man eine Menge Zeit – runde zwei Stunden gaben die Farmer Boys ihr Bestes und servierten insgesamt 20 Songs aus allen Epochen: Ganz frühe Werke wie „Farm Sweet Farm“ vom Debüt „Countrified“ ebenso wie „Prized“ vom Zweitwerk „Till The Cows Come Home“ – nicht zu vergessen „Like Jesus Wept“ vom „The Other Side“-Album sowie „We Sow The Storm“ und den Brecher „Here Comes The Pain“ von „The World Is Ours“. Eine runde Sache also, die den Zuschauern mindestens genauso viel Spaß bereitete, wie der Band selbst.
Hoffentlich muss man sich jetzt nicht wieder 14 Jahre bis zum nächsten Album gedulden…
Text und Fotos: Wolfgang Weitzdörfer
Setlist:
- Cosmos
- Faint Lines
- Fiery Skies
- You And Me
- The Other Side
- End Of All Days
- Like Jesus Wept
- Where The Sun Never Shines
- Isle Of The Dead
- Mountains/Stars
- When Pigs Fly
- Farm Sweet Farm
- Prized
- Gitarrensolo
- Stay Like This Forever
- Tears Of Joy
- We Sow The Storm
- Revolt
Zugaben: Here Comes The Pain, Born Again
Ich war auch bei diesem bombastischen Tourauftakt dabei und ich muss sagen dass ich immer noch davon zehre und genieße ? Ich hoffe auch dass die Jungs uns nicht wieder so lange warten lassen (ansonsten muss der Club bestuhlt werden da die „alten“ Fans dann nicht mehr so lange stehen können?)
Eine Kölner Leserin! Oder zumindest eine Leserin, die nach Köln gefahren ist! Wie fein! Das freut mich für den Hog’n! :-) Und das Konzert war in der Tat bombastisch!