Pinneberg/Perlesreut. Von Leuten, die mit ihrem Fahrrad einmal um die ganze Welt gefahren sind, hat man schon mal gehört oder gelesen. Auch von Menschen, die mit ihrem Drahtesel extrem hohe Geschwindigkeiten erreicht haben. Oder damit durch die Antarktis gestrampelt sind. Doch einen Hobby- und Freizeitsportler, der auf zwei Rädern einmal quer durch ganz Deutschland fährt, um sich am Ende seiner Tour einen Wurstsalat zu gönnen, dürften bis dato nur die wenigsten auf dem Schirm haben…

„An der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand, sind die Fische im Wasser – und selten an Land“, trällerten einst „Klaus und Klaus„. Exil-Waidler Daniel Wildfeuer will von seinem Heimatort in Norddeutschland aus rund 800 Kilometer mit dem Rad Richtung Süden in den Bayerwald fahren – für einen Wurstsalat. Fotos: Daniel Wildfeuer

Das alles klingt wie ein ziemlich verrücktes Vorhaben? In der Tat, das ist es auch! In die Welt gesetzt hat es Daniel Wildfeuer. Der Exil-Waidler, der seine Wurzeln in Grafenau und Schönberg hat und vor zwölf Jahren der Liebe wegen in den hohen Norden „ausgewandert“ ist, um auch beruflich mit seinem Online-Shop meinherzschlag.de voll durchzustarten, hat seit vielen Jahren eine große Vorliebe für original bayerischen Wurstsalat.

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Und wenn es etwas gibt, was er droben bei den „Fischköpfen“ ganz besonders vermisst, ist es genau jene bei vielen so geschätzte Kombination aus Essig, Öl, Zwiebeln und sauer-marinierter Wurst. Den besten kann man sich dem 42-Jährigen zufolge in Perlesreut einverleiben, im „Wirtshaus Hafner„. Und genau dort will er am Freitag, 11. Juli, nach einer Woche „on the road“ mit seinem Bike ankommen.

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Waden- und Hinterntraining als vorbereitende Maßnahme

Raus aus der Komfortzone, rauf aufs Bike: Trotz aller Planung darf bei einer Radtour über größere Distanzen für Daniel Wildfeuer der Abenteuerfaktor nicht fehlen.

Wie es zur Idee für diese „Extreme-Wurstsalat-Cycling-Tour“ gekommen ist? Vor zwei Jahren hatte Daniel Wildfeuer seine erste größere Radtour, eine Schleswig-Holstein-Rundfahrt, unternommen. 350 Kilometer von Nord nach Süd und von Ost nach West. Im vergangenen Jahr ging’s für ihn dann von seinem Heimatort Pinneberg, einer 40.000-Einwohner-Stadt in unmittelbarer Nähe von Hamburg, über 450 Kilometer in die Bundeshauptstadt Berlin. „Für heuer hab‘ ich mir überlegt, in meine Heimat, den Woid, zu radeln – das war nämlich schon länger mein Wunsch.“

Und die Vorbereitungen für sein drittes Langstrecken-Projekt laufen bereits auf Hochtouren. Zweimal wöchentlich schwingt er sich derzeit in den Sattel, um 100 bis 130 Tageskilometer zu absolvieren. „Ich hab‘ zu meiner Frau gesagt: Ich muss für die Aktion meine Waden und meinen Hintern trainieren“, erzählt er mit einem Schmunzeln und ergänzt: „Es wird vor allem einen mentale Herausforderung.“ Dabei denkt er in erster Linie an mögliche Wetterkapriolen, an Starkregen und Gegenwind. „Am fünften, sechsten Tag wird’s wohl auch körperlich anstrengend – da ist dann Durchhaltevermögen gefragt.“

Den konkreten Tourverlauf hat er sich mit Hilfe verschiedener Apps zurechtgelegt: Von seinem Zuhause aus geht’s mit dem Velo vorwiegend auf Landstraßen und Radwegen via Hamburg entlang der Elbe bis nach Havelberg in Sachsen-Anhalt, dann weiter Richtung Süden nach Magdeburg und Leipzig, bis er irgendwann über Oberfranken und die Oberpfalz nach Niederbayern gelangt. „Auf dem direktesten Weg wären es rund 720 Kilometer und satte 6.000 Höhenmeter gewesen. Das ist freilich nicht ohne! Deshalb hab‘ ich nochmal a bisserl umgeplant, sodass ich mich am Ende über Regensburg und Straubing entlang der Donau Richtung Ziel bewege.“

„Die Höhenmeter machen so eine Fahrt zur knackigen Aufgabe“

Am Nordsee-Deich bei Sonnenuntergang gab’s auf Wildfeuers Schleswig-Holstein-Tour auch schon mal Pizza vom Liefer-Service…

Etwa 800 Kilometer und 4.500 Höhenmeter gilt es nun in der etwas entschärfteren Variante zu bewältigen. Der 42-Jährige rechnet mit einem Tagespensum zwischen 100 und 140 Kilometern – je nach Höhenmeter-Umfang. Denn Wildfeuer weiß: „Die Gesamtzahl der Kilometer ist nicht das Problem, sondern die Höhenmeter machen so eine Fahrt zur knackigen Aufgabe.“ Übernachtet wird – bis auf eine Ausnahme – im Zelt auf ausgesuchten Camping-Plätzen. „In Leipzig werde ich im Hotel übernachten, um meine Sachen zu waschen.“

Ach ja: Gefahren wird freilich auf einem klassischen „Bio-Bike“, einem Trekking-Rad mit Gepäckträgertaschen – und nicht mit einem E-Bike. Das erfordert die sportliche Einstellung. „Wobei: Wenn ich noch im Woid leben würde, hätte ich mir gewiss auch schon ein Fahrrad mit Elektroantrieb zugelegt“, wie er offen zugibt, „denn dort ist die Landschaft ja ganz anders geartet wie hier im flachen Norden“. Dass Bewegung und Sport eine überaus gesundheitsfördernde Wirkung haben, hat er in den vergangenen drei Jahren gelernt. Die zehn Kilometer Fahrtstrecke ins Büro und wieder zurück fährt er schon seit Längerem nur noch mit dem Rad.

Trotz so mancher „Begleitanfrage“ hat sich der Exil-Waidler ganz bewusst dazu entschieden, seine „Wurstsalat-Tour“ ganz alleine durchzuführen. Er will, wie bei seinen bisherigen Ausfahrten, „völlig entspannt einfach so dahinfahren“ und die an ihm vorbeiziehende Landschaft genießen. „Dabei muss ich auf keinen Acht geben, kann mir meine Pausen nehmen, wann ich möchte“, sagt er. Ein wunderbarer Nebeneffekt: „Man leert das Gehirn aus – und füllt gleichzeitig die Akkus wieder auf.“

„Sie wird mich nicht irgendwo dazwischen abholen“

Annika, seine Frau, finde das Unterfangen generell gut, habe aber auch großen Respekt vor der Distanz, wie er berichtet. „Und sie hat gemeint, sie wird mich nicht irgendwo dazwischen abholen, wenn’s nicht mehr weitergehen sollte.“ Eine Aussage, die Daniel Wildfeuer mit einem Lachen quittiert. Sohn Fabi bewerte die Aktion seines Vaters als witzig. Doch der 13-Jährige würde ihn nur dann begleiten, wenn er ihm dafür ein E-Bike besorgt. „So weit und fast immer nur geradeaus zu fahren, findet er etwas langweilig“, kommentiert der gelernte Programmierer die Ambitionen des Sohnemanns. „Da geht ihm irgendwann der Spaß an der Sache verloren.“

Fischbrötchen gehören zur norddeutschen Esskultur, der Wurstsalat zur bayerischen – und diesen darf sich Daniel Wildfeuer nach getaner Radreise schmecken lassen…

Wäre nur noch eine Frage zu klären: Was genau macht eigentlich Hafners Wurstsalat zum unvergleichlichen Gaumen-Erlebnis, dass man diese Strapazen auf sich nimmt? „Der ist einfach gut, kommt eher salatmäßig daher und ist nicht ganz so essiglastig“, versucht der Schönberger seine Faszination für das Wirtshausgericht, das er sich auch schon in den Norden per Express-Post hat liefern lassen, in Worte zu fassen. Immer dann, wenn er in den Woid kommt, gehört deswegen ein Besuch in Perlesreut zum Pflichtprogramm.

„Hafners sind mittlerweile gute Freunde geworden, ich bin dort seit Jahren zu Gast“, beschreibt Daniel Wildfeuer sein Verhältnis zu den Wurstsalat-Schöpfern. „Sie waren auch schon bei mir in Hamburg und haben mir zu meiner Überraschung eine Portion vorbeigebracht.“ Doch am besten schmeckt’s halt dann doch im Wirtshaus, wie er weiß: „Die Atmosphäre vor Ort, die Leute, die Stimmung und das Essen – das gehört einfach zusammen.“

„Ab Hengersberg riecht man den Wurstsalat schon…“

Wer Daniel Wildfeuer übrigens auf seiner letzten Etappe (85 Kilometer, ca. 700 Höhenmeter) am 11. Juli von Parkstetten (bei Straubing) nach Perlesreut (via Hengersberg, Eging und Tittling) begleiten möchte, darf sich ihm gerne anschließen. Der letzte Streckenabschnitt vor dem Wurstsalat-Mekka wird ihm gewiss noch einmal alles abverlangen – vor allem, weil Perlesreut auf einer Anhöhe liegt. Doch der Hobby-Radler will sich davon nicht einschüchtern lassen – und positiv bleiben. „Ab Hengersberg riecht man den Wurstsalat bestimmt schon, dann zieht’s mich eh von ganz allein hinein in den Woid…“

Stephan Hörhammer

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