Herzogsreut. Der demographische Wandel und die Urbanisierung sind wohl die größten Herausforderungen vieler kleiner Orte im Bayerischen Wald – vielleicht sogar deren „Endgegner“. Jahrhunderte alte Dörfer drohen von der Landkarte zu verschwinden, die Leerstandsproblematik greift mehr und mehr um sich. Herzogsreut (Gmd. Hinterschmiding) ist eines von vielen Beispielen in diesem Zusammenhang. Im Gegensatz zu manch anderen Siedlungen hat man am Fuße des Haidels jedoch die Zeichen der Zeit – hoffentlich noch rechtzeitig – erkannt. Es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist. Das weiß seit 1. Juni nicht nur Franz Danhauser

Franz Danhausers (links) Anliegen war es, nicht nur seine Ideen vorzustellen. Er suchte bewusst das Gespräch mit den Besuchern – unter anderem mit Bürgermeister Fritz Raab (2.v.l). Foto: Ida Danhauser
Werbung
       

Der junge Herzogsreuter ist angehender Architekt. Im Rahmen einer studentischen Projektarbeit hatte er sich mit der Frage beschäftigt, wie er sein Heimatdorf für kommende Zeiten rüsten bzw. ihm überhaupt eine Zukunft ermöglichen kann. Über mehrere Monate hinweg hat er dabei in Zusammenarbeit mit dem renommierten norwegischen Architekturbüro „Snohetta eine Dorferneuerungskonzept für Herzogsreut ausgearbeitet. Es gilt, u.a. mit neuer Optik die Attraktivität zu steigern. Freilich, das ist dem 26-Jährigen bewusst, muten seine Ideen auf den ersten Blick etwas utopisch an. Doch seine Pläne sind noch längst nicht ausgereift, da er auch die Meinung der Dörfler einfließen lassen will.

Werbung
       

Herzblut, Leidenschaft und Akzeptanz zentral

Der Ortsteil der Gemeinde Hinterschmiding soll nicht – wie anderenorts geschehen – „von oben herab“ und unter dem Joch strenger Förderrichtlinien neu gestaltet werden. Vielmehr soll der größte Impuls dazu von der Basis (sprich: der Bevölkerung) ausgehen. Denn nur so ist es laut Franz Danhauser überhaupt erst möglich, etwas Nachhaltiges zu schaffen. Ideen und Finanzierungspläne seien das eine, Herzblut, Leidenschaft sowie Akzeptanz der „Betroffenen“ (also der Bewohner) das andere. Und dass Herzogsreut bereit dafür ist, neue, auf den ersten Blick überaus visionär erscheinende Pfade zu gehen, wurde im Rahmen der Ausstellung „Herzogsreut 2035 – des mog i seng„, die das Onlinemagazin da Hog’n als Medienpartner begleitete, deutlich.

Dazu hatte Franz Danhauser am 1. Juni geladen. An diesem Tag stellte er u.a. Bürgermeister Fritz Raab und dessen Stellvertreter Roland Hackl nicht nur seine Visionen in der historischen Werkstatt seines Großvaters im Ortszentrum vor. Es wurde zudem rund um den Maibaum ein kleines Dorffest veranstaltet. Einerseits konnten sich die Besucher so ein Bild davon machen, was denn nun genau der junge Architekt vorhat. Darüber hinaus konnten die zahlreichen Interessierten das Vorgestellte bei einem Getränk aus- und weiterdiskutieren. Das Thema ging so, wie gewünscht, nicht nur sprichwörtlich in den Alltag über.

Auf dem sich unmittelbar neben der Werkstatt befindlichen Dorfplatz wurde über das Gesehene ausführlich diskutiert.

„Angefangen hat alles mit einer Arbeitsgemeinschaft im Jahr 2020, die erste Ideen und Wünsche für die Entwicklung Herzogsreuts formuliert hat“, ging dritter Bürgermeister Stefan Moritz auf den (nicht neuen) Wunsch einer Dorferneuerung ein. Es wurde bereits einiges diskutiert – geschehen ist bisher allerdings noch nichts Konkretes. Doch die Geschichte soll und muss weiter erzählt werden. „Der Entwurf von Franz Danhauser ist jedoch nur der Anfang. Dieser soll die Vorstellungskraft aller Besucher anregen. Bauen am Land muss neu gedacht werden und wir müssen uns die Potenziale der Region zum Vorteil machen.“

Es ist noch ein langer Weg bis zu einer gesicherten Zukunft der Straßensiedlung an der deutsch-tschechischen Grenze. Doch eine vielversprechende Richtung ist eingeschlagen, wovon auch Regionalmanager Stefan Schuster, der ebenfalls vor Ort war, überzeugt ist: „Impulse wie die Gedanken von Franz Danhauser sind wichtig, um den vielfältigen Herausforderungen der Region zielgerichtet zu begegnen. Als gewinnbringend erachte ich den Plan, Vereine und ehrenamtlich Engagierte vor Ort aktiv einzubinden und so das geplante Projekt zu einer echten Dorfangelegenheit zu machen. Das Projekt kann beispielgebend für die gesamte Region sein.“

Fortsetzung folgt…

In Herzogsreut hat man offensichtlich das Licht am Ende des (leerstehenden) Tunnels zumindest gefunden. So könnte in der Gemeinde Hinterschmiding ein glänzendes Paradebeispiel dafür entstehen, wie neuzeitliche Herausforderungen à la demographischer Wandel im gesamten Bayerischen Wald zu Nebendarstellern degradiert werden. Fortsetzung folgt…

Helmut Weigerstorfer

_______________

 


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert