Prackenbach. Ein lautes, unregelmäßiges Knattern ertönt. Rauchschwaden steigen aus der großen Halle auf. Mit einem sanften Zischen wird der Luftdruck der Reifen reguliert, dann bewegt sich das große rote Fahrzeug und tuckert souverän aus den engen Wänden heraus, um fototauglich präsentiert zu werden. Kurz blinkt es blau – und Johannes Mühlbauer beginnt zu lachen.

Das ist eines seiner Schmuckstücke: der ausgemusterte Tanker der Freiwilligen Feuerwehr Prackenbach, Baujahr 1981. Neben dem TLF gehören dem 25-Jährigen außerdem einige Traktoren (drei der Marke Deutz, zwei Fendt, zwei Eicher, ein Allgaier, ein Hanomag) weiterhin vier Mopeds, zwei BMW (ein 5er und ein 1800er) und – ganz frisch – nun ein VW-Bus T3. Die meisten sind ungefähr doppelt so alt wie er…
„Eigentlich san meine Fahrzeuge und mei Werkstatt ois für mi“, sagt der sympathische junge Mann, gekleidet in einer Mischung aus Outdoor- und Arbeitsgewand. Johannes Mühlbauer aus Prackenbach, 25 Jahre alt, ist in der Werkstatt mit dabei seit er „renna kann“. Die Leidenschaft für alte Fahrzeuge wurde ihm offensichtlich in die Wiege gelegt. Seit frühester Kindheit hilft er seinem Vater Klaus bei Restaurierungen und Oldtimer-Projekten, verfügt in seinem jungen Alter bereits über einen Fuhrpark, der wohl so manchen Oldtimer-Sammler vor Neid erblassen lässt. Zudem ist er mittlerweile Vorsitzender des örtlichen Vereins „Oldtimer-Freunde Rubendorf“.
Mit 16 den ersten eigenen Bulldog gekauft

Umsichtig rangiert Johannes mit dem Feuerwehrauto auf dem Platz zwischen der Halle und einem hölzernen Schuppen, der „mal schnell“ übergangsweise zum Erhalt des darunterliegenden Kellers errichtet wurde. Die große Fläche nahe des Prackenbacher Kirchengeländes hat er vor rund zwei Jahren erworben, vor allem als Lagerplatz für all seine Maschinen und die des Vaters. Das Grundstück mitten im Dorf ist mittlerweile ein Treffpunkt all seiner „Spezln“ geworden.
Los ist hier immer was: Lagerfeuer – oft mit zünftiger musikalischer Untermalung, denn Quetschn-Spielen ist das zweite Hobby des Oldtimer-Fans. Gemeinsam Schrauben, den anderen weiterhelfen oder einfach „dumm daherred’n“ – sich die Zeit zu vertreiben fällt nicht schwer. Im Keller ist der Holzofen angeschürt, wenn’s abends kälter wird. Daneben steht ein Kickerkasten und eine Dartscheibe – „do lasst sich’s scho aushalten“. Schelmisch grinsend geht’s wieder nach oben.
Mit 14, 15 Jahren beginnt Johannes mit seinem ersten eigenen Projekt. Unterstützt wird er dabei von seinem Vater. Ein Rasenmäher-Bulldog wird mit Dieselmotor ausgestattet und in „Fendt-Farben“ lackiert. Schnell zückt er mit amüsiertem Blick das Handy und sucht ein Beweisfoto. Mit 16 kauft er den ersten eigenen Bulldog. Viele weitere Restaurationen folgen, „eigentlich in jeder freien Minute“. Es sei ihm immer schon klar gewesen, dass auch der spätere Beruf etwas mit Maschinen zu tun haben wird.
Lieblingsprojekt: 5er BMW, sechs Zylinder, 211 PS
Und so ist es dann auch gekommen: Seit zehn Jahren ist Johannes nun als Kfz-Mechatroniker in einem örtlichen Betrieb tätig. Früher, als die Mittagspause noch länger war, habe er sogar dann in der Werkstatt im Elternhaus, wo er nahe Arbeitsstelle und nahe des eigenen Lager-Grundstücks wohnt, herumgetüftelt. Dort spielen sich auch jetzt noch viele der Restaurationsarbeiten ab, denn: „Da is‘ einfach besser ausg’stattet.“

Bei der Frage nach seinem Lieblings-Projekt überlegt er kurz, dann deutet er nach hinten auf den Schuppen: „Mei 5er BMW!“ Dunkelblau, sechs Zylinder, 211 PS, Baujahr 1995. Auch der wird fürs Foto herausrangiert. Im Moment arbeitet der 25-Jährige an einem Goggomobil. Das steht daheim in der Werkstatt und gehört seinem Vater. Seit zwei Jahren wird daran herumgeschraubt.
An den Wochenenden ist Johannes natürlich auf Oldtimertreffen unterwegs, gemeinsam mit Freunden. Die dürfen dann auch Fahrzeuge aus seinem Repertoire lenken. Er selbst fährt „moi des, moi des“. Oft ist das Feuerwehrauto dabei, als Hingucker. Ungefähr zehn Treffen werden es diese Saison werden, unter anderem geht’s auch nach Tschechien.
Bei der Organisation des großen Prackenbacher Oldtimertreffens im vergangenen Sommer ist Johannes ebenfalls ganz vorne mit dabei gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass er den Posten des Vorsitzenden übernehmen wird. Im März erhielt er dann bei den Neuwahlen der „Oldtimerfreunde Rubendorf“ alle Stimmen. Mitglied ist er schon seit 2012, ein Jahr lang war er bereits Beisitzer in der Vorstandschaft. „Ijaaaaa, hob i mir dacht, als mi alle g’frogt ham“, sagt er grinsend, „warum eigentlich ned?“
„Es gibt nix, was mir da dran ned g’fällt“
Die in Prackenbach stark vertretene Oldtimer-Szene freut sich über ihren jungen Vorstand. Immer mehr junge Leute wissen die Nostalgie, die ein solches Fahrzeug ausstrahlt, zu schätzen. Davon ist Johannes Mühlbauer überzeugt. Die Restaurationsarbeit hat ihren ganz eigenen Reiz und ist ihm zufolge sehr abwechslungsreich: „Es gibt nix, was mir da dran ned g’fällt. Und man segt am Ende, was man g’schafft hod!“
Deshalb widmet er seiner Arbeit auch gerne jede freie Minute. Derzeit hält den Single-Burschen niemand davon ab. Er sei nicht in festen Händen, sagt er schulterzuckend und verschmitzt mit den Augen zwinkernd. „Vielleicht dad sich’s ja dann a bissl ändern.“ Am liebsten wär’s ihm allerdings, wenn einfach gemeinsam in der Werkstatt geschraubt werden würde…
Lisa Brem