Am 24. April konnte der in Buchenwald gestartete KZ-Zug seine Fahrt auf der reparierten Strecke fortsetzen. Auf der Strecke von Nammering nach Dachau kam es zu weiteren Morden. Bei Pocking bombardierten zudem amerikanische Flieger den Zug, weil sie ihn wohl für einen Militärtransport gehalten hatten: Es starben 13 Häftlinge, die Verletzten wurden von der SS erschossen, so dass über 50 ihr Leben ließen. Am 27./28. April 1945 erreichte der Zug Dachau. Er blieb 500 Meter vor dem Lager stehen, voll mit hunderten von Leichen. Die letzten Überlebenden schleppten sich ins Lager. Dritter und letzter Teil der Hog’n-Serie „Nammering 1945“. 

Bei der Ankunft in Dachau waren die Waggons voller Leichen. Ein Bild, das an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.

Am 29. April erreichten die Amerikaner Dachau und befreiten das Konzentrationslager. Leutnant Bill Cowling schrieb in einem Brief nach Hause: „Als wir die Schienen überquerten und zurück in die Wagen schauten, bot sich uns das schrecklichste Bild, das ich jemals gesehen hatte. Die Wagen waren voll mit Leichen. Die meisten waren nackt, alle bestanden nur aus Haut und Knochen. Viele hatten Schusslöcher im Hinterkopf.“ Viele Häftlinge starben noch an den Folgen oder weil sie nach der Befreiung zu schnell zu viel gegessen hatten.

Leichengeruch lag über der ganzen Gegend

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Der Nammeringer Ludwig Gartner hatte nach Abfahrt des Zugs ein großes Kreuz an der Totenwiese errichtet. Nachdem die Amerikaner gekommen waren, dauerte es noch einige Zeit, bis diese die Leichen entdeckten. Daraufhin ließen sie die Leichen wieder ausgraben. Dies wurde vor allem durch gefangene deutsche Soldaten durchgeführt. Um die Körper nicht zu verletzen, mussten sie teilweise mit der Hand graben. Die Leichen wurden auf der Wiese aufgereiht.

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Am Morgen des 16. Mai 1945 erhielten die Einheimischen den Befehl zur Besichtigung der Leichen. Die gesamte Bevölkerung aus Nammering und Umgebung musste zur „Totenwiese“ und dort in einer Art Prozession durch die Reihen der Toten gehen. Leichengeruch lag über der ganzen Gegend. Es wurde Befehl gegeben, für jede Leiche Sarg, Kreuz und Ruhestätte zu beschaffen.

Der Anblick, den sich den US-Soldaten bot, blieb für immer…

Die Särge mit den Opfern wurden auf den etwas höhergelegenen, trockenen Teil der Wiese gebracht, weil nur dorthin Gespanne der Bauern fahren konnten, um aufzuladen und die Särge nach Fürstenstein, Nammering, Renholding, Aicha und Eging zu bringen. In diesen vier Orten wurden Gräber ausgehoben und die Leichen ordnungsgemäß beerdigt.

Der Transportführer Hans Erich Merbach wurde am 14. August 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 14. Januar 1949 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg hingerichtet. Pfarrer Bergmann erhielt für seinen Einsatz bei der Lebensmittelsammlung das Bundesverdienstkreuz.

Gedenkfeier am 10. Mai 2025

Die KZ-Friedhöfe in Nammering, Renholding und Aicha sowie größtenteils Fürstenstein sind in den 50er Jahren aufgelöst und die Toten exhumiert und in andere Friedhöfe – vor allem nach Flossenbürg – überführt worden. Der KZ-Friedhof in Eging mit 171 Toten besteht noch und wird gepflegt.

„Verhungert“ – allein dieses Wort reicht als Bildbeschreibung.

Vor dem 40. Jahrestag ließ das „Friedensforum Fürstenstein“ unter Leitung von Hans Hübl 1984 ein Mahnmal errichten. Den Stein stiftete Franz Schuberl, der Künstler Karl Mader gestaltete ihn und aufgestellt wurde er auf dem Grund von Veronika Kölbl, der Tochter des von Nazis ermordeten Jakob Petri. Insbesondere Nikolaus Saller veranstaltete in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßige Gedenkfeiern und lud Überlebende nach Nammering ein.

Gegen das Vergessen! Zum 80. Jahrestag veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft „KZ-Transport 1945“ eine Gedenkfeier am Samstag, den 10. Mai 2025 (um 18 Uhr), am ehemaligen Bahnhofsgelände in Nammering, zu der die gesamte Bevölkerung eingeladen ist. Das Bündnis für Demokratie und Vielfalt (BDV) organisiert eine Busfahrt nach Nammering „zum Gedenken an das größte NS-Verbrechen in Niederbayern“. Weitere Informationen dazu gibt’s hier (einfach klicken)

Hog’n-Gastbeitrag Toni Schuberl


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