Ludwigsthal. Und schon wieder ein Jubiläum: Der Kommunale Nationalparkausschuss tagte jüngst zum 75. Mal. Das Gremium, das die Nationalparkverwaltung unterstützen und die örtliche Bevölkerung in die Planungen und Entscheidungen des Nationalparks miteinbeziehen soll, zeichnet verantwortlich für die Ausarbeitung und Aufstellung von Plänen, die Festlegung von Maßnahmen zur Nationalparkentwicklung und die Erarbeitung von Konzepten zur Besucherlenkung.

Regens Landrat Ronny Raith ist seit mehr als einem Jahr im Amt und erlebt dennoch weiterhin Premieren. „Heute leite ich zum ersten Mal eine Sitzung des Kommunalen Nationalparkausschusses“ – mit diesen Worten eröffnete er die 75. Sitzung des Gremiums insgesamt. Der Vorsitz wechselte turnusgemäß von Freyung-Grafenaus Landrat Sebastian Gruber zu ihm, wie der dazugehörigen Pressemitteilung zu entnehmen ist.
Wachsamkeit sei weiterhin geboten
Nach einer kurzen Begrüßung übergab Raith das Wort an Nationalparkleiterin Ursula Schuster. Sie blickte auf das vergangene Jahr zurück und wagte einen Ausblick auf das laufende. „2023 war ein extremes Borkenkäferjahr“, begann sie. Mit 144.100 Festmetern Schadholz verzeichnete man die zweitgrößte Menge in der Nationalparkgeschichte. Glücklicherweise entspannte sich die Lage 2024. Das Jahr verlief mild und regenreich, die Fichten hatten genug Wasser und widerstanden dem Käfer. Dennoch bleibe Wachsamkeit geboten, wie Schuster betonte. Man sei gut auf die weitere Käferentwicklung vorbereitet.

Rund drei Millionen Euro flossen in das Jugendwaldheim, das im Februar mit neuer Küche und verbesserter Barrierefreiheit wiedereröffnet wurde. Barrierefreiheit sei ein zentrales Anliegen. „Aktuell gibt es fünf barrierearm ausgebaute Wanderwege im Nationalpark“, erklärte Schuster und hob hervor, dass weitere Verbesserungen geplant sind: Am Wistlberg entstehen ein 78 Meter langer barrierearmer Steg und die knapp 30 Quadratmeter große Aussichtsplattform „Lusenblick“. Von dort könnten Besucher den Panoramablick auf den Lusen und die Wälder zwischen Mauth und Finsterau genieoßen. „Barrierefreiheit zieht sich als roter Faden durch das Naturerlebnis Wistlberg“, berichtete Schuster.
Positiv bewertete sie auch die Wiederbesetzung des Wolfgeheges im Tier-Freigelände Ludwigsthal und die Sanierung des Aussichtsturms. Ein Gehege für Feuersalamander und Gelbbauchunke sei in Planung, das Genehmigungsverfahren laufe. In Neuschönau wurde die baufällige Greifvogel-Voliere abgerissen; schrittweise werden die Volieren ersetzt.
„Rangersound“: Mit KI dem Auerhuhn auf der Spur
Schuster informierte des Weiteren über den Stand der Sanierung des Waldschmidthauses, die durch das Staatliche Bauamt Passau durchgeführt wird (da Hog’n berichtete). Aufträge für Bauhaupt-, Zimmerer- und Spenglerarbeiten sind vergeben, weitere Vergaben stehen an. Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Umweltbildung bleibt ein Schwerpunkt. Aktionen und Angebote werden fortgesetzt, die Zusammenarbeit mit Nationalparkschulen soll wachsen. Weitere Themen waren das Verkehrskonzept und die Parkraumbewirtschaftung. Teile der Parkplatzeinnahmen fließen in den Öffentlichen Personennahverkehr.

Abschließend informierte Schuster über die Fortschreibung des Nationalparkplans. Vom Wildtiermanagement bis zum Wegeplan werde schrittweise der Plan weiterentwickelt.
Professor Jörg Müller, Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung, berichtete abschließend über das Projekt „Rangersound“, das Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt. Durch den Klimawandel verändern sich die Verhältnisse ständig. So kann man beispielsweise beim Auerhuhn-Monitoring mit künstlicher Intelligenz und dem Einsatz digitaler Technik herausfinden, ob das Auerhuhn schon balzt oder in welchen Bereichen es unterwegs ist. Diese Ergebnisse könne man beispielsweise beim Besuchermanagement berücksichtigen. Der Einsatz von KI könne so dazu führen, die Interessen des Artenschutzes und der Nationalparkgäste aufeinander anpassen.
da Hog’n