Herzogsreut. Die Lösung des vielzitierten und nicht von der Hand zu weisenden Fachkräfte-Mangels im Bayerischen Wald? Zum Beispiel junge Menschen wie Franz Danhauser! Für den Herzogsreuter ging es nach seinem Abitur bewusst hinaus in die weite Welt. Er hat in Nürnberg und Wien studiert, kurzzeitig jobbte er sogar in Paris. Obwohl erst 26 Jahre alt, hat der Waidler demnach bereits viele Erfahrungen sammeln können. Als angehender Architekt hat er die Welt stets im Blick – und seine Heimat weiterhin im Herzen. Ein Zusammenspiel, von dem beide profitieren.

Herzogsreut gilt als „klassisches“ Bayerwald-Dorf – eine Titulierung, die keinesfalls negativ aufgefasst werden darf.

Eine runde Sache, die da am 1. Juni ihren vorläufigen Höhepunkt erfahren wird. Denn an jenem Sonntag stellt der Dorfbub in Herzogsreut das Ergebnis eines seiner Projekte vor, in dessen Rahmen er sich mit der Zukunft seines Heimatdorfes beschäftigt hat. Unter dem Titel „Herzogsreut 2035 – des mog i seng…“ zeigt er dabei auf, wie sich das Dorf am Fuße des Haidels, das ähnlich wie viele andere kleine Siedlungen im Bayerischen Wald mit dem demographischen Wandel zu kämpfen hat, für die Zukunft rüsten bzw. diese überhaupt sicherstellen kann.

Fleiß, Schweiß – und Vertrauen in das Schicksal

Werbung
       

Die Ausstellung findet nicht zufällig in der „Alten Schmiede“ statt. Und nicht einfach so ist ein kleines Fest daran angegliedert. Diese ortsprägende Werkstätte gehörte einst zum wirtschaftlichen und deshalb auf eine gewisse Art und Weise auch zum gesellschaftlichen Zentrum Herzogsreuts. Dort wurde gewerkelt, aber auch geredet und gemeinsam – wortwörtlich und sprichwörtlich – wurden Pläne geschmiedet. Das, was vor Jahrzehnten schon funktionierte, soll auch in der Gegenwart passieren: Unter gewissen Voraussetzungen soll eine gemeinsame Zukunft in Form gegossen werden.

Werbung
   
In der „Werkstod“: Zu seinen Vorbildern zählt der 26-Jährige allen voran seinen Opa.

Die inzwischen stillgelegte Schmiede hat nicht nur für den Ort an sich eine große Bedeutung, sondern auch und besonders für Franz Danhauser. Sie gehört seinem Großvater, der hier (s)eine inzwischen überregional bekannte Firma auf den Weg brachte. Mit Fleiß und Schweiß, aber auch mit dem Blick für das Große und Ganze. „Opa war und ist ein Pragmatiker – einer, der Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen ist“, weiß Danhauser aus eigener Erfahrung. Denn von Kindesbeinen an war er oft mit dabei in der „Werkstod“, hat viele handwerkliche Kniffe seines Großvaters bewusst und unbewusst aufgesogen und sich selbst immer wieder ausprobiert.

In Verbindung mit seinem Talent, komplizierte Sachverhalte einfach und schnell auf Papier zu bringen, zeichnete sich früh ab, in welchem Beruf der Herzogsreuter aktiv sein will: „Die Architektur wurde schnell zu meiner Leidenschaft. Mit diesem Studium habe ich die beste Wahl überhaupt getroffen. Egal, ob Grafik- oder Möbeldesign oder die Planung von Gebäuden – mir steht alles offen.“ Das Grundrüstzeug für seine Karriere holte sich der 26-Jährige in den vergangenen Jahren in seiner Geburtsstadt Nürnberg, in Wien und Paris. Was nun kommen wird, lässt er ganz auf sich zukommen. Ähnlich wie sein Opa, der praktisch rund um die Uhr für seine Überzeugungen einstand, aber irgendwie auch auf das Schicksal vertraute.

Die Pläne für die Dorferneuerung – „ein persönlicher Jackpot“

Nein, diese Geschichte über Franz Danhauser und seinem Plan für sein Heimatdorf ist im Sinne von „Fortsetzung folgt…“ noch nicht zu Ende erzählt. Denn ein großes Ziel hat er bereits fest vor Augen: Er will Herzogsreut – für ihn ein Schmuckstück des Bayerischen Waldes – nicht dem sich immer mehr umgreifenden Leerstandsproblem überlassen. Dafür liegt ihm zu viel an der großen Lichtung inmitten des großen Waldes. „Ich bin gerne und oft unterwegs. Ich bin aber auch sehr gerne daheim“, macht der junge Naturbursch, der regelmäßig auf dem Rad sämtliche Wald- und Feldwege rund um den Haidel erkundet, deutlich.

Ein Blick auf das von Danhauser entworfene neue Zentrum von Herzogsreut. Mehr wird aber noch nicht verraten…

Auf seinen Streiftouren wurde sein Blick auf die auf einem Höhenrücken gelegene Siedlung immer klarer. Als im Rahmen seines Studiums die Aufgabe „Potential Provinz“ in Zusammenarbeit mit dem renommierten norwegischen Architekturbüro „Snohetta“ ausgeschrieben wurde, fiel bei ihm endgültig der Groschen. „Dass in Herzogsreut schon länger über eine Dorferneuerung diskutiert wird, ist ja bekannt. In Verbindung mit meinen Ideen, die sich nach und nach entwickelt haben, war mir sofort klar, dass ich bei diesem Projekt dabei sein will.“ Die detaillierte Vorbereitung (ohne vorab zu wissen, dass sie gebraucht wird) und das nötige Glück sorgten dafür, dass er seinen „persönlichen Jackpot“ in Form einer erfolgreichen Bewerbung gewann.

Ein ganzes Semester (2022) lang beschäftigte er sich mit Unterstützung ausgewiesener Experten mit der Modernisierung des Ortes. Seine ursprünglichen Gedanken reiften nach und nach. Manche Inhalte wurden wieder verworfen, manche zunächst unlogischen Elemente erschienen plötzlich schlüssig. Es gab Höhen und Tiefen. Und nun gibt es ein Ergebnis, das auch präsentiert werden kann. „Disney-Land ist nicht das Ziel. Häuser mit schöner Außenfassade, aber ohne Mehrwert braucht kein Mensch. Es geht nicht darum, etwas zu konservieren. Es geht um das Wiederaufleben lassen“, fasst er seinen Plan kurz zusammen. 

„Es bringt wenig, Luftschlösser zu bauen“

Das Plakat zur Veranstaltung – darauf zu sehen ist übrigens der Uropa des Herzogsreuters.

Design, Wirtschaftlichkeit, Lebensdauer, Nutzung und Ressourcen sollen im Einklang miteinander stehen. Heißt: Die neuen oder umgebauten Gebäude müssen zur Kulturlandschaft passen, wahre Multitalente sein – und günstig obendrein. „Es bringt mir als Architekt wenig, Luftschlösser zu planen, die keiner bezahlen kann“, zeigt sich Franz Danhauser – ähnlich wie sein Großvater – pragmatisch. Und: „Es bringt auch nichts, von oben herab etwas zu diktieren. Ich möchte die Bevölkerung mit ins Boot holen. Immerhin geht es ja um ihren Mittelpunkt.“

Fritz Raab hatte bereits Gelegenheit dazu, sich intensiver mit den Ideen von Franz Danhauser zu beschäftigen. Voller Anerkennung verrät der Bürgermeister der Gemeinde Hinterschmiding, zu der Herzogreut gehört: „Eine sehr durchdachte und gute Arbeit.“ Dass die Pläne des 26-Jährigen zunächst etwas utopisch erscheinen, gibt der Architekt in spe unverhohlen zu – und das weiß auch Raab. Aber: „Die Gedanken sind frei. Das ist eine Frage für das politische Gremium und an die Dorfgemeinschaft, wenn eine Dorferneuerung mit Planungen relevant wäre.“ Danhauser sagt ergänzend und abschließend: „Utopie ist Wahnsinn. Und in Wahnsinn steckt Energie. Also genau das, was wir auf dem Land brauchen…“

Helmut Weigerstorfer

Na, neugierig geworden? Erstmals der Öffentlichkeit stellt Franz Danhauser seine Pläne am Sonntag, 1. Juni, ab 11 Uhr in der Alten Schmiede (am Maibaum) in Herzogsreut vor. Die Blaskapelle sorgt für Unterhaltung, zudem gibt es Kaffee und Kuchen.


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert