Rachel. „Die höchst gelegene Baustelle im Nationalpark Bayerischer Wald hat begonnen“, teilte die Verwaltung des Schutzgebiets im September 2024 gegenüber den Medien mit (da Hog’n berichtete). Damals wurde im Rahmen einer „Auftaktbesprechung“ zwischen Nationalparkleitung und der Leitung des Staatlichen Bauamtes Passau der offizielle Startschuss für die Sanierung des Waldschmidthauses  auf dem Großen Rachel gegeben.

Bis 2017 befand sich die beliebte Schutzhütte in Privatbesitz, bevor sie in die Hände des Nationalparks überging. Foto: Staatliches Bauamt

Eigentlich sollte mit dem Beginn der Sanierung des offiziell als „Rachelschutzhaus“ firmierenden Gebäudes schon im Juli 2022 begonnen werden. „Die ersten Ausschreibungen im Jahr 2021 hatten jedoch gezeigt, dass sich die bisher geplanten Kosten aufgrund der nicht vorhersehbaren Preissteigerungen nicht halten ließen“, wie die Nationalparkverwaltung vor einigen Monaten mitteilte.

Zeitliche Verzögerung

„Die Bauarbeiten für die Sanierung und Erweiterung des Waldschmidthauses auf dem Großen Rachel laufen wieder an“, informierte jüngst das Staatliche Bauamt per Pressemitteilung. Nach den im vergangenen Jahr durchgeführten Abbrucharbeiten beginnen in diesem Monat nun also die sogenannten Baumeisterarbeiten. Dazu gehören Abbau und Entsorgung von asbesthaltigen Faserzement-Fassadenschindeln, die Entfernung der nachträglich verbauten Wand- und Deckenverkleidung sowie Bodenbeläge im denkmalgeschützten Gebäude. Zudem werde die Bodenplatte für den Erweiterungsbau errichtet. Parallel dazu laufen die Vergabeverfahren für weitere erforderliche Gewerke wie die Zimmerer-, Spengler-, Haustechnik- sowie Elektroarbeiten.

Werbung
       
Beim „offiziellen Startschuss“ im September 2024: Nationalparkleiterin Ursula Schuster (3.v.r.), Bauamtschef Norbert Sterl (Mitte), Architekt Alfons Döringer (2.v.r), Armin Atteneder von der Baufirma Schneider (2.v.l.), die Nationalparkmitarbeiter Hubert Wachter (l.) und Johannes Dick (3.v.l.) sowie Sabrina Ritzau, Mitarbeiterin des Staatlichen Bauamtes. Foto: Nationalpark Bayerischer Wald

„Bis hierher war es bereits ein langer Weg“, wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist. 2021 hatte das Staatliche Bauamt Passau im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz ein Sanierungs- und Erweiterungskonzept für das Waldschmidthaus erstellt, blickt auch die Baubehörde noch einmal zurück. „Nach den ersten Ausschreibungen musste aufgrund der in der Ausschreibungs- und Angebotsphase exorbitanten Kostensteigerungen im Bauwesen in Folge der Corona- und Ukrainekrise aber festgestellt werden, dass die Angebote deutlich über den dafür geschätzten Kosten lagen und damit die genehmigte Kostenobergrenze einer ‚Kleinen Baumaßnahme‘ von drei Millionen Euro nicht eingehalten werden konnte.“ Die Ausschreibungen mussten daher aufgehoben und das Bauprojekt zunächst zurückgestellt werden.

Da eine Erhöhung des Kostenrahmens nicht möglich gewesen sei, erhielt das Bauamt erst Ende 2023 den Auftrag, Einsparpotenziale zu untersuchen. In Zusammenarbeit mit dem beauftragten Architekturbüro „koeberl doeringer Architekten“ konnte 2024 ein Konzept für eine Umplanung mit Reduzierung des Raumbedarfs vorgelegt werden, mit dem hinsichtlich Funktionalität und Attraktivität ein weiterhin schlüssiges Gesamtausbauprogramm erreicht werden kann.

Notstromaggregat bei Bedarf

„Mit diesem Umplanungskonzept gelang es, das Bauvolumen des Erweiterungsbaus um mehr als 30 Prozent zu reduzieren. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Küche, der vergrößerte Gastraum sowie die vier Gästezimmer mit zwölf Betten von der Flächenreduzierung nicht betroffen werden“, informiert Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau. Auch das Konzept für den Anbau aus Holzfertigteilen bleibe erhalten. Geplant seien Elementwände mit hohem Vorfertigungsgrad, die im Tal gefertigt und mittels Hubschrauber auf den Großen Rachel gebracht werden.

Werbung
       
Auf dem südlichen Vordach soll eine thermische Solaranlage für die Warmwasserbereitung installiert werden .Foto: Staatliches Bauamt

Eine besondere Herausforderung sei die Energieversorgung. Auf dem Großen Rachel gibt es keinen Anschluss an das Energieversorgungsnetz. Die Stromversorgung solle weitgehend über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und den Wänden des Erweiterungsbaus mit Stromspeicher erfolgen. Falls die Energie aus Photovoltaik und Speicher einmal nicht ausreichen sollte, könne bei Bedarf ein Notstromaggregat aushelfen. Auf dem südlichen Vordach werde eine thermische Solaranlage für die Warmwasserbereitung installiert. Das Wasser aus einer Quellfassung werde über Warmwasserkollektoren erwärmt. Ziel sei es, dass das Waldschmidthaus ab der Sommersaison 2027 in Betrieb gehen kann.

Nationalparkleiterin Ursula Schuster begrüße es sehr, dass nach dem Abriss des Küchenanbaus im vergangenen Herbst nun die richtigen Baumaßnahmen beginnen können. „Für die Region ist diese Maßnahme von großer Bedeutung“, betont Schuster. Bevor das Waldschmidthaus im Jahr 2020 geschlossen werden musste, war es ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Naturfreunde. „Daher ist der Wunsch der Region, auf dem Rachel wieder eine Übernachtungsmöglichkeit zu erhalten, nachvollziehbar.“ Bei der Nationalparkverwaltung sei dieses Projekt, dem man nun mit dem Baubeginn einen großen Schritt näher komme, auf der Agenda immer ganz oben gestanden.

Man wolle allen Interessen gerecht werden

Darüber hinaus habe es für Ursula Schuster oberste Priorität, im Rahmen der Baumaßnahmen ein Augenmerk auf die sensible Natur zu richten. „Rund um den großen Rachel leben viele seltene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten“, weiß die Nationalparkleiterin. „Dieser Tatsache werden wir beim Transport und bei der Lagerung von Materialien sowie bei den Baumaßnahmen selbst Rechnung tragen.“ Schließlich sei die Baustelle keine gewöhnliche. Sie liege auf einer Hohe von 1.360 Metern mitten in der Naturzone des Nationalparks. „Wir geben unser Bestes, um allen Interessen gerecht zu werden. Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit mit dem Bauamt und wünsche der Baustelle und allen, die hier arbeiten, einen guten und vor allem unfallfreien Verlauf.“

da Hog’n


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert