
Jandelsbrunn. Thomas Wimmer mag’s gerne vielfältig, denn: Der Jandelsbrunner hat mit einem Opel Ascona B (400) und einem BMW 2002 (Turbo) nicht nur zwei schneidig-schnittige Sport-Oldtimer bei sich zuhause untergestellt, sondern nennt auch einen Traktor der Marke „Deutz INTRAC“ sowie eine Zündapp ZD 25 sein Eigen. Teil sieben unserer Hog’n-Serie „Altes Blech„.
Von Kindesbeinen an interessiert sich der heute 53-Jährige für Fahrzeuge aller Art. Eine Leidenschaft, die er von seinem Vater vererbt bekommen hat, wie er sagt, und mit der er aufgewachsen ist. Die Reihenfolge, in der er sich dabei mit den fahrbahren Untersätzen vertraut gemacht hat, ist im Bayerischen Wald (und auch anderswo) durchaus geläufig: Zuerst kam das Mofa, dann das Moped und schließlich das Motorrad bzw. das Auto. Nach einer ersten Sturm- und Drangzeit, dem Verlust von Freunden durch den Motorradsport und der Geburt seines Sohnes beschloss der gelernte Bäckermeister, sich einen Oldtimer zuzulegen: einen Opel Kadett – so, wie ihn sein Vater einst gefahren hat, bevor Thomas Wimmer zur Welt gekommen ist.
Sein aktuelles Opel-Modell, den Ascona, hat er vor ein paar Jahren über ein Onlineportal für Autohändler erstanden. „Der musste es sein“, erinnert sich der Jandelsbrunner mit einem Schmunzeln an den Kauf. „Mein Freund und ich haben damals einen Fünf-Tages-Trip nach Portugal unternommen, um das Auto dort abzuholen.“ Beim o2er-BMW wurde er von einem Kumpel inspiriert, der damit seine Runden drehte: „Nach längerer Überlegung habe ich mir dann auch so einen gekauft, um ihn zu restaurieren. Den haben wir an der belgischen Grenze geholt.“ Den Bulldog hat er sei gut 40 Jahren im Besitz, die Zündapp seit etwa drei Jahren.
„… ohne großen Elektrik-Firlefanz“
Thomas: Seit wann interessierst du dich für Fahrzeuge älteren Baujahrs? Und: Gab es in deinem Falle einen konkreten Auslöser für das „Alte-Blech-Virus“?
Wenn man in dieser Zeit aufgewachsen ist und auch selbst noch solche Fahrzeuge bewegt hat, hat man wohl das Interesse daran nie ganz verloren. Die Leidenschaft, solche Autos wieder zu fahren, wurde vor etwa 15 Jahren bei mir neu entfacht. Nachdem ich den Motorradsport an den Nagel gehängt hatte, begann ich mich wieder für alte Autos zu interessieren. Auslöser dafür waren natürlich zahlreiche Kindheits- und Jugenderinnerungen.
Was macht deiner Meinung nach die Faszination für „altes Blech“ aus?
Es ist vor allem die Fahrweise: Man spürt die Kraft von damals, gemischt mit dem Geruch von altem Leder und Benzin, dem Sound und dem Feedback beim Lenken und Bremsen. Das ist nicht vergleichbar mit den neueren Autos, die für dich arbeiten, sondern da arbeitest du noch mit dem Auto. Das ist das Unbeschreibliche. Und mit dazu kommt: Bei den alten Autos kannst du dir selbst noch alles reparieren – ohne großen Elektrik-Firlefanz.

Wie viel Zeit wendest du für dein Hobby „Altes Blech“ auf? Erzähl einfach mal…
Ich verbringe durchaus viel Zeit damit. Ich kontrolliere bei den Fahrzeugen regelmäßig, ob alles passt – und finde eigentlich immer etwas, das es noch zu verbessern oder auszutauschen gilt. Ich fahre mit meinen Autos zu Oldtimertreffen und nutze sie auch mal, um Erledigungen zu machen oder am Wochenende mit der Familie irgendwo hinzufahren – das gefällt meinen Jungs natürlich sehr und sie fragen mich dann gerne mal: ‚Papa, wann fahren wir wieder mit dem Oldtimer?‘ Wenn sich die Zeit ergibt, schmökere ich in Büchern oder im Netz über alte Autos. Ich telefoniere auch gerne mit Freunden oder Bekannten, die ebenfalls dem Virus verfallen sind, um sich etwa über technische Dinge oder Neuigkeiten auszutauschen. Da hilft einer dem anderen.
Ein echter Hingucker: Der BMW 2002 Turbo.
„Und man lernt dabei nie aus!“
Kann man in deinem Fall schon von einer Art „Sucht“ für Oldtimer-Fahrzeuge sprechen?
Als Sucht würd ich das nicht bezeichnen, denn es macht mir nichts aus, wenn ich die Oldtimer nicht alle Tage sehe oder damit fahren kann . Es gibt freilich noch andere Dinge im Leben. Die Autos sind meine Leidenschaft, aber auch nicht mehr.
Welchen Stellenwert hat für dich der Austausch über die Fahrzeuge in der Gemeinschaft?

Es ist mir wichtig, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten und zu diskutieren. Da geht es um gegenseitige Hilfe oder Erfahrungen von anderen Altblech-Freunden – und man lernt dabei nie aus!
Wie groß ist die „Alt-Blech“-Szene im Bayerischen Wald? Und: Was macht die Szene hier in diesen Breitengraden so besonders?
Die Altblech-Szene wächst ständig und es kommen immer mehr Leute dazu, die Gefallen an solchen Fahrzeugen finden – egal, ob Mofa, Traktor oder Auto. Es fällt auf , das es auch immer mehr jüngere Leute werden – da ist die Palette groß und gut gemischt. Man trifft sich spontan zum Plaudern oder zum Schrauben – und ist bei den Oldtimertreffen vertreten.
Welche Veränderungen hat es deiner Meinung nach in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren gegeben in Sachen Altblech-Hobby? Was fällt dir auf?
Der Trend und die Sammelleidenschaft wachsen stetig an, was sich jedoch auch auf die Preisentwicklung von Teilen und Fahrzeugen auswirkt. Was man früher für ein paar Euro bekommen hat, kostet heutzutage um einiges mehr…
„Neid ist die größte Anerkennung“
Klimawandel und Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielen diese Begriffe deiner Meinung nach in der Alt-Blech-Szene? Und: Wird man diesbezüglich kritisiert, wenn man alte Autos aus Überzeugung fährt?
Dass es in der Welt Veränderungen gibt, kann man nicht abstreiten. Ob das alles mit den Fahrzeugen zu tun hat, ist Ansichtssache – aber man kann nicht alles auf die Oldtimer schieben und auch nicht auf die moderneren Fahrzeuge. Wir müssen auch zur Hauptuntersuchung beim TÜV und müssen uns an gewisse Werte halten. Was ist mit der weltweiten Industrie oder den Flugzeugen? Meiner Meinung nach kann Deutschland nicht die Welt alleine retten.

Die Nachhaltigkeit bei den Oldtimern ist in diesem Sinne groß, denn es werden alte Sachen erhalten und teilweise mit gebrauchten Teilen wieder repariert. Manchmal wird auch kritisiert, dass die alten Fahrzeuge allzu sehr nach Benzin stinken oder – vor allem beim Diesel – die Rauchentwicklung zu extrem ist. Doch viele dieser Kritiker bewundern komischerweise bei denn Treffen dann die alten Autos… Ich denke, dass da auch oft der Neid eine große Rolle spielt. Ein Sprichwort lautet: Neid ist die größte Anerkennung!
Ein verbreitetes Klischee besagt, dass die Freunde von Audi, Golf, Opel und Co. gerne mal aufs Gas drücken und im Straßenverkehr überwiegend weniger Rücksicht auf andere nehmen? Ist es nur ein Klischee oder steckt auch ein Funken Wahrheit dahinter?
Das kann man so nicht sagen. Es gibt auch moderne Fahrzeuge und Marken, die lauter und schneller sind als die älteren. Natürlich gibt es – wie überall – schwarze Schafe. Den Unterschied macht der Klang aus: Ein älteres Fahrzeug ist von Natur aus noch etwas lauter, deshalb ist man aber noch lange kein Raser. Wir haben unzählige Stunden und Geld investiert, da machen wir uns das nicht kaputt!
„… dass man noch lange Oldtimer auf den Straßen sehen kann“
Abschließend: Was wünschst du dir für die Zukunft hinsichtlich deines Hobbys/deiner Leidenschaft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass man noch lange Oldtimer auf den Straßen sehen kann und sich noch viele Leute dafür interessieren. Ebenso wünsche ich mir eine unfallfreie Zeit.
Vielen Dank für Deine Zeit und Mühen – und allzeit gute Fahrt!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer