Zwiesel. Heimat- und Volkstumspflege. Kulturarbeit. Naturschutz. Landschaftspflege. Wandern. All diese Stichworte hat sich der altehrwürdige Bayerische Wald-Verein e.V. , der im Jahre 1883 gegründet wurde, auf seine Fahnen geschrieben. Aufgeteilt ist er auf 58 Sektionen – von Amberg bis Zwiesel. In letzterer hat sich jüngst ein Generationenwechsel vollzogen: Der langjährige Vorsitzende Egon Thum hat das Zepter der Sektionsführung weitergereicht an Reinhard Wölfl (27) und dessen Stellvertreterin Tamara Stadler (24).

Das gemeinsame Wandern durch die Natur des Bayerischen Waldes steht beim Wald-Verein ganz weit oben. Da gehören Gruppenfotos wie hier an der Trs-Kapelle mit dazu. Foto: Bayerischer Wald-Verein

Ein durchaus nicht alltäglicher Vorgang in Anbetracht der Tatsache, dass sich der Altersdurchschnitt in den einzelnen Teilvereinen zumeist jenseits der „60plus“-Marke bewegt. Da wirken die beiden Youngster beinah etwas exotisch. „Durch einen Zufall bin ich mit Vereinsmitgliedern ins Gespräch gekommen, wobei ich den Entschluss gefasst habe, mich der Zwieseler Sektion anzuschließen“, blickt Reinhard Wölfl auf die Anfänge seiner Mitgliedschaft im Wald-Verein vor zwei Jahren zurück und fügt hinzu: „Interessiert und verfolgt habe ich das Wirken des Wald-Vereins auch davor schon.“

„Dafür muss man auch mal andere Wege gehen“

Der 27-jährige Diplomverwaltungswirt ist seit 2015 am Landratsamt Regen tätig, aktuell als Leiter des Sachgebiets „Zentrale Dienste“. Wir haben uns mit ihm über seine neue Aufgabe in der Sektion Zwiesel unterhalten und ihn nach seinen Zielen und Vorstellungen gefragt. Ebenso wollten wir von ihm wissen, als wie groß er die Fußstapfen seines Vorgängers betrachtet und was er von der älteren Generation lernen kann.

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Herr Wölfl: Mit gerade einmal 27 Jahren wurden Sie zum neuen Vorsitzenden der Wald-Vereins-Sektion Zwiesel gewählt – einem Verein, dessen Mitglieder in der Regel 60 Jahre und älter sind. Wie fühlt es sich an, diesem künftig als wohl einer der bis dato jüngsten Sektionsvorsitzenden überhaupt vorzustehen?

Zunächst einmal ist es für mich alles andere als selbstverständlich, dass mir bereits in diesem Alter so ein verantwortungsvolles Amt zugetraut wird und mir das Vertrauen der Mitglieder geschenkt wurde. Das macht mich stolz und motiviert mich, diese Aufgabe bestmöglich zu erfüllen – wenngleich ich natürlich auch großen Respekt vor der Geschichte dieses traditionsträchtigen Vereins habe.

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Was glauben Sie: Ist ihr Amtsantritt ein weiteres Zeichen für die generellen Verjüngungspläne des im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommenen Vereins?

„Ich bin ein Waidler und werde mit Sicherheit auch immer einer bleiben.“ Foto: Reinhard Wölfl

Ich würde erstmal nicht sagen, dass unser Verein in die Jahre gekommen ist. Wandern und Kultur sind auch im Interesse jüngerer Generationen – gerade auch der sogenannten Generation Z. Natürlich ist es ein großes Zeichen, wenn zwei junge Menschen – die zweite Vorsitzende Tamara Stadler und ich – uns diese Aufgabe zutrauen. Eines unserer erklärten Ziele ist es nun, die Werte des Vereins auch jüngeren Zielgruppen zugänglich zu machen. Dafür muss man auch mal andere Wege gehen, gerade auch was die Kommunikation wie die Nutzung Sozialer Medien anbelangt.

Überhaupt: Warum wollten Sie Vereinsvorsitzender werden? Welche Motivation hatten Sie?

Ich persönlich kann mich mit den Werten des Vereins – wie Kultur, Tradition, Brauchtumspflege und Wandern – vollumfänglich identifizieren. Das war sicher ein Beweggrund. Darüber hinaus liegt mir unsere Region am Herzen. Ich bin ein Waidler und werde mit Sicherheit auch immer einer bleiben. Dennoch wollte ich mich nicht aufdrängen und das Ehrenamt nur dann übernehmen, soweit das auch im Interesse der Vereinsmitglieder ist. An meiner Entscheidung, mich als Vorsitzender aufstellen zu lassen, war auch insbesondere Egon Thum beteiligt – ohne seine Unterstützung und seinen Zuspruch sowie den großen Vertrauensvorschuss des Vorstands und des Ausschusses wäre das nicht möglich gewesen. Dafür bin ich sehr dankbar.

„Sehe mich ganz klar als Gestalter“

Wie wollen Sie die Sektion zukunftsfähig machen? Welche Ziele wollen Sie während Ihrer Amtszeit umsetzen?

Zunächst muss man sagen, dass unsere künftigen Entscheidungen klar vom Team getroffen werden und nicht von mir oder meiner Vertreterin Tamara Stadler alleine. Uns geht es darum, zunächst die bewährten Abläufe zu lernen. Keinesfalls wollen wir von heute auf morgen alles neu erfinden. Viel mehr geht es darum, die bereits bestehenden Werte und Traditionen neu auszuspielen. Wie bereits dargelegt, spricht man die meisten Menschen – gerade jüngere Generationen – über Social Media und das Internet an. Hier wollen wir gezielt auf uns aufmerksam machen, von den Veranstaltungen berichten und Einblicke geben. Bei aller Tradition wollen wir aber auch mal neue Wege gehen und andere Veranstaltungen wie Skitouren oder Schneeschuhwandern anbieten, um möglichst viele Zielgruppen anzusprechen.

Social-Media gehört bei der Wald-Vereinssektion Zwiesel mit dazu: Der Instagram-Account zählt aktuell etwas mehr als 500 Follower. Screenshot: da Hog’n

Sehen Sie sich eher als Verwalter oder Gestalter?

Ganz klar als Gestalter – wobei man erst richtig gestalten kann, wenn man auch die bewährten Abläufe kennt und das Verwalten gelernt hat. Ich möchte neue Ideen einbringen und einen Beitrag dazu leisten, dass wir auch in Zukunft noch ein attraktiver Verein bleiben. Das geht nur, wenn man mal über den Tellerrand hinausschaut – und sich was traut.

Ihr Vorgänger Egon Thum hat sehr große Fußstapfen hinterlassen, die Sie nun auszufüllen haben. Wie groß sind diese aus Ihrer Sicht?

Egon Thum hat die Zwieseler Sektion geprägt wie kein Zweiter. Er war in den vergangenen mehr als 20 Jahren eine tragende Säule unseres Vereins und hat gemeinsam mit dem Vereinsausschuss wichtige Entscheidungen getroffen. Dafür ist ihm absolut verdient der Ehrenvorsitz der Zwieseler Sektion zugesprochen worden. Insoweit sind die Fußstapfen erstmal riesig. Dennoch trauen wir uns zu, diesen zu folgen und – wenn wir weit genug sind und den Weg kennen – auch mal neue Wege zu beschreiten.

Über das Lernen, die Höllbachhütte und den Nationalpark

Was können Sie von der Vorgänger-Generation um Egon Thum lernen? Was wollen Sie übernehmen, was bewahren? Und was wollen Sie anders machen?

Lernen können und müssen wir jede Menge. Das ist auch gut so, denn Erfahrung kann man nicht einfach so vom einen auf den anderen Menschen übertragen. Tamara Stadler und ich werden hervorragend von den anderen Vereinsmitgliedern unterstützt. Manches kann man einfach in Kürze der Zeit nicht wissen. Und so sind wir für jeden Hinweis – egal, ob es Abläufe oder Gepflogenheiten sind – sehr dankbar. Übernehmen wollen wir auf alle Fälle unsere Traditionsveranstaltungen und -wanderungen. Wie bereits skizziert, möchten wir das Angebot noch auf andere Zielgruppen erweitern und diese auf anderen Wegen gezielt ansprechen und für unseren Verein begeistern.

„Die Hütte soll weiterhin ein attraktiver Platz zum Einkehren und Übernachten bleiben.“ Foto: Stephan Hörhammer

Stichwort „Höllbachhütte“: Wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge nach der Wiederinbetriebnahme? Und: Wie wichtig ist der Erhalt der Hütte für den Verein?

Die Höllbachhütte ist ein zentrales Element in unserem Verein. Mit Fritz Lemberger haben wir nach dem Tod des Ehepaars Habinger einen würdigen und zuverlässigen Nachfolger gefunden, der sich hervorragend um die Hütte kümmert. Die Hütte soll weiterhin ein attraktiver Platz zum Einkehren und Übernachten bleiben. Wir dürfen daher stolz darauf sein, dass wir als Verein diese Einrichtung nutzen und bewirtschaften dürfen. Dafür sind wir auch der Nationalparkverwaltung sehr dankbar.

Inwiefern sind künftige Aktionen in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark geplant?

Dazu kann ich ehrlicherweise jetzt noch nichts sagen. Frau Schuster hat mir herzlich zur Wahl gratuliert, darüber habe ich mich sehr gefreut. Insoweit freue ich mich auf eine konstruktive und ehrliche Zusammenarbeit.

Verein soll „mehr und mehr Leute“ ansprechen

Welchen Stellenwert wird in Zukunft die Kunstausstellung „Zwieseler Buntspecht“ haben? Welchen die „Unterirdischen Gänge“ in Zwiesel?

Der Zwieseler Buntspecht ist ein Herzstück unseres Vereins, ist in der ostbayerischen Kunst- und Kulturszene nicht mehr wegzudenken und wird auch heuer wieder in der 61. Auflage in der Mittelschule Zwiesel stattfinden. Jahr für Jahr ist die Organisation ein Zusammenspiel von ehrenamtlichem Engagement im Verein und hervorragender Unterstützung durch die Stadt Zwiesel. Insoweit freue ich mich sehr darauf, am 3. August die Veranstaltung gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin, Annemarie Pletl, eröffnen zu dürfen.

„Ich wünsche mir, dass der Verein auch in Zukunft für Jung und Alt attraktiv bleibt.“ Foto: Reinhard Wölfl

Die Unterirdischen Gänge gehören zu Zwiesel untrennbar dazu und sind als Attraktion und historisches Kulturgut unserer Stadt nicht wegzudenken. Nachdem diese früher auch Bestandteil unserer Vereinskultur waren, ist auch hier ein Engagement grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?

Ich wünsche mir, dass der Verein auch in Zukunft für Jung und Alt attraktiv bleibt, mehr und mehr Leute anspricht und wir weiterhin einen großen Beitrag zu unserer lokalen Identität im Zwieseler Winkel liefern dürfen.

die Fragen stellte: Stephan Hörhammer


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