Furth im Wald. Der Further Bürgermeister Sandro Bauer hat arbeitsreiche Monate hinter und einen Sommer voller Veranstaltungen vor sich. Vom 22. Mai bis 5. Oktober 2025 gibt es bei der Landesgartenschau in Furth im Wald viel zu erleben. Doch: Lohnt sich das alles auch für die Stadt?

„Es ist der Grundstein für einen umfassenden Stadtumbau gelegt worden“, freut sich Furths Bürgermeister Sandro Bauer über die städtebaulichen Veränderungen, die sich im Zuge der Landesgartenschau für den bayerisch-böhmischen Grenzort ergeben. Foto: Sandro Bauer

Insgesamt kann eine Landesgartenschau sowohl kurzfristige als auch langfristige positive Effekte für die ausrichtende Stadt oder Region haben, das hat die Vergangenheit gezeigt. Sie kann für einen wirtschaftlichen Aufschwung, für eine Verbesserung der Infrastruktur, für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sowie langfristige Attraktivität in der unmittelbaren Umgebung sorgen. Furths Bürgermeister Sandro Bauer erhofft sich auch so manch positiven Effekt für seine Stadt:

„Dafür wird unsere Stadt extrem aufgewertet“

Herr Bauer: Vor zwei Jahren fand in Freyung die Landesgartenschau statt. Während vorher doch einige die hohen Kosten kritisierten, gab es hinterher kaum mehr Widerworte – allen war klar, wie massiv die Stadt langfristig von der Landesgartenschau profitiert hat. Mit welcher Erwartung gehen Sie nun in diese Zeit? 

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Ich sehe es so: Man wird den Strich nie ganz unten machen können. Wir werden insgesamt bei einem Eigenanteil von sieben bis acht Millionen Euro liegen. Dafür wird unsere Stadt aber extrem aufgewertet. Man kann mithilfe einer Landesgartenschau, die ja eigentlich ein städtebauliches Instrument ist, viele Schwachstellen und Mängel auf relativ kurze Zeit beheben und so einem Investitionsstau, wie wir ihn hatten, begegnen. 

Eines von vielen Highlights nimmt mehr und mehr Form an: Der imposante Brückenring über dem Zusammenfluss von Chamb und Mühlbach. Foto: LGS Furth/facebook

Wovon profitiert die Stadt am meisten?

Von der Tatsache, dass wir ein wohlüberlegtes Gesamtkonzept erarbeitet haben und nun mit der Landesgartenschau in sehr kurzer Zeit umsetzen. Wir renaturieren die Stadtflüsse und erschließen sie mit Brücken, wir werten die Park-Arena mit einer phänomenalen Dachkonstruktion auf und schaffen auf der Dracheninsel einen attraktiven Abenteuerspielplatz – um nur ein paar Punkte zu nennen.

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Zudem profitiert auch die Innenstadt enorm: etwa die Hofer-Insel, die sich in eine Parkanlage mit Wasserspiel, Sitzgelegenheiten, Wiesen- und Rasenflächen sowie Pflanzbeeten verwandelt. Nach dem Abbruch zweier ehemaliger Brauereien kann auf der jahrelangen Brache nun Neues entstehen. Es ist der Grundstein für einen umfassenden Stadtumbau gelegt worden, etwa in der Lorenz-Zierl-Straße, die nun teilweise zur Einbahnstraße mit einer barrierefrei ausgebauten Promenade wird.

„Dort, wo’s schön ist, machen Fördermittel keinen Sinn“

Das klingt nach einem großen Mehrwert für die Einwohner, nicht nur für die Besucher der Gartenschau… 

So ist es. Die Stadt wird in ihrer Aufenthalts- und Wohnqualität enorm aufgewertet – und das nicht nur kurzfristig, sondern über Jahrzehnte hinweg. Es gilt, die Innenstadt wieder attraktiv und lebendig zu machen und nicht immer nur im Außenbereich zu bauen – städtebaulich spricht man davon, dass man sich einen Krapfen statt eines Donuts zum Vorbild nimmt. 

War das auch ein Grund für den Zuschlag?

„Städtebaulich spricht man davon, dass man sich einen Krapfen, statt eines Donuts zum Vorbild nimmt. Foto: pixabay/ ChiemSeherin

(lacht) Ich erinnere mich noch gut an einen Rundgang 2017 mit der damaligen Geschäftsführerin der Bayerischen Landesgartenschau, Dagmar Voss. Bei manchen, schon arg heruntergekommenen Stellen in der Stadt, habe ich mich etwas entschuldigt bei ihr. Daraufhin meinte sie: ‚Dort, wo alles schon schön ist, machen Fördermittel keinen Sinn.‘ Da vieles von dem, was für die Landesgartenschau geschaffen wird, dauerhaft erhalten bleibt, profitieren wir städtebaulich sehr davon.

Noch laufen die Arbeiten, doch die großen Baustellen sind bereits abgeschlossen – und vor Ihnen liegt ein Sommer voller Veranstaltungen und Besucher aus nah und fern. Wovon versprechen Sie sich die meisten positiven Auswirkungen für die Stadt? 

Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Als wir 2024 mit unserem Drachen in Kirchheim bei München zu Gast waren, da wurde ich von einer Besucherin gefragt, wo eigentlich ‚dieses Furth‘ genau liegen würde. Ich sagte ihr: ‚Es liegt genau auf halber Strecke zwischen München und Prag. Mit dem Auto brauchen Sie eine Stunde 50 Minuten, mit dem Zug vom Hauptbahnhof kommen Sie ohne Umsteigen in zwei Stunden 50 Minuten zu uns.‘ Sie konnte das kaum glauben, weil sie vorher noch nie in dieser Gegend war. 

„Diese Wendung war sehr wichtig“

Bestimmt werden viele Ihre Stadt zum ersten Mal kennenlernen. Wie sieht es mit der Stimmung unter den Einheimischen aktuell aus?

Hinter uns liegt eine bewegte Zeit, etwa wegen der mehrfachen Wechsel in der Geschäftsführung. Solange die Menschen noch kaum Fortschritte sahen, dachten sie: ‚Die werden ja nie fertig!‘ Seit wir aber beispielsweise über 150 Ehrenamtliche dafür gewinnen konnten, sich bei der Landesgartenschau miteinzubringen, und seit die Baustellen im Jahr 2024 richtig losgegangen sind, merkt man, dass die Further es anders formulieren. Nun sprechen sie von ‚unserer Landesgartenschau‘. Diese Wendung war sehr wichtig, denn nur dort, wo Menschen mit vollem Herzen hinter einer Sache stehen, kann der Funke überspringen – und das wünschen wir uns für diesen Ausnahmesommer in Furth im Wald! 

Das wünschen wir Ihnen auch, vielen Dank für das Gespräch! 

Interview: Manuela Lang

Titelbild: Panorama

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Eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischer Wald-Verein, dem Verein für Heimat- und Volkstumspflege, Kulturarbeit, Natur- und Landschaftsschutz sowie Wandern im Bayerischen Wald, der auch für das Projekt „WanderKultur“ verantwortlich zeichnet.


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