Lindberg. Die Geschichte von Schloss Buchenau ist eng mit der Geschichte der Glasproduktion im Bayerischen Wald verknüpft. Diese begann in Buchenau 1629 mit der Preißlerhütte. Hans Preißler verlegte seine Glashütte von Unterzwieselau hierher. Während in der nahegelegenen, auch zum Hüttengut gehörenden, erst 1834 gegründeten Spiegelhütte Hohlglas produziert worden ist, wurden in Buchenau Butzenscheiben, gläserne Tafeln und Dachziegel hergestellt, die anfangs mit Kraxen über die feuchten Untergründe transportiert werden mussten.

Durch den Ort fließt der Pommerbach. Von 1629 bis 1715 stand die Hütte am unteren, südlichen Ende des heutigen Dorfes. Von 1715 bis zum Einsturz durch Schneedruck 1935 befand sie sich schräg unterhalb des Schlosses im heutigen Bürgerpark. Etwa 1715 wurde aus der Preißlerhütte die Hilzhütte, die Johann Hilz – verheiratet mit einer geborenen von Poschinger – von der rechten auf die linke Seite des Baches verlegte.
„Buchenauer Glas“ erlangte Weltruhm
Mit dem Tag der Übernahme des Glashüttengutes durch Ferdinand I. von Poschinger (1825-1867) wird Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Hilzenhütte mit königlicher Erlaubnis Buchenau. Das Schloss selbst wird 1840 als Herrenhaus der Glashüttendynastie von Poschinger erbaut. Nach dem Tod ihres Mannes steuert Amalie von Poschinger das Hüttenschiff in Eigenregie über fünf Jahre, danach neun Jahre mit ihrem zweiten Ehemann Johann Nepomuk von Poschinger. 1881 übernimmt Sohn Ferdinand II. (1857–1921).

Ferdinand II. von Poschinger war angetan vom Jugendstil. „Buchenauer Glas“ erlangte Weltruhm und wurde auf (Welt)-Ausstellungen in Chicago (1893), Paris oder St. Petersburg (1900) ausgezeichnet. Auch an den Gebäuden des Dorfes selbst setzten sich Akzente des Jugendstils durch. Ferdinand II. war sehr technikaffin und führte in Buchenau bereits 1895 das elektrische Licht ein.
Die ersten Jahre nach Ferdinands Tod lief die Produktion noch weiter, doch schon bald ging es mit der Hütte bergab. Seine Frau Juliane, Professorentochter aus Mainz, verbrachte als sehr gute Pianistin die meiste Zeit vor ihrem Flügel. Heimisch wurde sie nicht in der waidlerischen Einöde. Ab Mitte der 20er Jahre begann der Niedergang. Nach dem Konkurs der Glashütte 1933 verwaist das Schloss. 1942 kaufte es die damals schon bekannte Kochbuchautorin Erna Horn zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Julius Arndt. Sie renovierten das Anwesen während des Zweiten Weltkrieges.
Erhalt bis heute dank des Fördervereins
Erna Horn etablierte sich als Geschäftsfrau und richtete eine Versuchsküche samt professionellem Fotostudio im Schloss ein. Es diente bis in die 1980er Jahre als Wohn- und Arbeitsstätte für die Familie und ihre Angestellten. Nach ihrem Tod 1981 ging das Schloss in den Besitz zweier treuer Angestellter, Theresia Dengler und Emilie Meislinger, über. Da beide keine Nachkommen hatten, vererbten sie das Schloss schließlich an Dr. Roman Eder, dem es bis heute ein Anliegen ist, das Schloss für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Seit 2006 ist Schloss Buchenau im Besitz des gleichnamigen Fördervereins, der sich mit großem Einsatz und viel Herzblut für den Erhalt, die kulturelle und kulinarische Belebung des alten Gemäuers einsetzt.
Manuela Lang
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Eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischer Wald-Verein, dem Verein für Heimat- und Volkstumspflege, Kulturarbeit, Natur- und Landschaftsschutz sowie Wandern im Bayerischen Wald, der auch für das Projekt „WanderKultur“ verantwortlich zeichnet.