Mitterfirmiansreut/FRG. Die geplante Modernisierung und Erweiterung samt Umstellung auf einen Ganzjahresbetrieb im Skizentrum Mitterdorf ist bei den Bewohnern des Landkreises Freyung-Grafenau schon länger ein heiß diskutiertes Thema – und spätestens seitdem der Kreistag die Umsetzung des Projekts im März 2022 mit einer deutlichen Mehrheit beschlossen hatte im Fokus der Öffentlichkeit. Der wohl größte Streitpunkt bei dem Vorhaben war dabei stets die Frage, ob sich die Modernisierung der alten Skilifte und Schneekanonen angesichts des Klimawandels und dem damit verbundenen Schneemangels überhaupt noch lohnt – oder ob es nicht deutlich sinnvoller wäre, auf andere, schneeunabhängige Tourismuskonzepte zu setzen.

Am vergangenen Wochenende versuchte nun der Naturschutzverein „Mountain Wilderness e.V.“ – diejenige Organisation, die im März 2024 FRG-Landrat Sebastian Gruber den sarkastisch gemeinten „Bock des Jahres“ für „die größte Umweltsünde in deutschen Berggebieten“ verliehen hatte (da Hog’n berichtete) – mit einer Kundgebung im Skigebiet noch einmal neuen Wind in die Debatte zu bringen. Hog’n-Autor Florian Fink hat die Veranstaltung begleitet und auch mit Bewohnern von Mitterfirmiansreut über ihre derzeitige Einstellung zu den Modernisierungsplänen gesprochen.
„Sind nicht per se gegen das bestehende Skigebiet“
Bei strahlendem Sonnenschein steht Mountain-Wilderness-Vorsitzender Michael Pröttel am Vormittag des 8. März mit weiteren Vereinsmitgliedern vor der Zentralkasse des Skizentrums. Zusammen verteilen sie dort Flyer an Skifahrer, die gerade von der Piste zurückkommen, und führen Gespräche mit Passanten und Anwohnern. Unter dem Motto „Hände weg vom Almberg! Steuergelder für Grundbedürfnisse – nicht für Naturzerstörung“ will der Verein noch einmal auf die Schattenseiten der Umbaupläne für das Skizentrum Mitterdorf aufmerksam machen, bevor in diesem Frühling die ersten wirklich großen Bauarbeiten beginnen.

„Mountain Wilderness“ setzt sich seit 1987 für den Erhalt des ursprünglichen Charakters von Gebirgen ein, vor allem im Alpenraum. Mittlerweile ist er in acht europäischen Ländern aktiv und will dazu beitragen einen möglichst sanften, nachhaltigen Bergtourismus zu etablieren, der sich auf das reine Naturerlebnis konzentriert und ohne großflächige Eingriffe auskommt. Genau deswegen lehnt die Naturschutzorganisation das Modernisierungsvorhaben rund um den Almberg samt Einführung einer Sommernutzung ab. Michael Pröttel betont dabei ausdrücklich, dass der Verein „nicht per se gegen das bestehende Skigebiet“ ist, jedoch dessen Um- und Ausbau sehr kritisch betrachte. „Unsere Berge brauchen keine Geschmacksverstärker“, sagt er mit Nachdruck. Konkret finden er und seine Mistreiter folgende Punkte problematisch:
Einerseits stößt man sich an der Tatsache, dass sowohl für die geplante Erneuerung, Kapazitätserhöhung und Versetzung der Lifte als auch für die anstehenden Bauarbeiten kleinere Waldflächen entlang der Skipiste gerodet werden müssen (da Hog’n berichtete). Andererseits wird kritisiert, dass das Skigebiet bisher so gut wie gar nicht mit dem ÖPNV erreichbar sei und auch im aktuellen Konzept nur auf Individualverkehr gesetzt werde, wofür bereits die Parkplatzflächen am Berg erweitert worden sind.
„Man muss nicht noch einmal neu investieren“
Darüber hinaus sehen die Mountain-Wilderness-Vertreter den Bau einer sogenannten Fly-Line kritisch, die für die Sommernutzung gedacht ist und parallel zu einer bestehenden Piste durch den Wald verlaufen soll. Eine solche Fly-Line vermischt Elemente einer Seilrutsche, einer Achterbahn und einer Sommerrodelbahn. Für Pröttel hat diese Anlage „eher etwas von Funpark“ – und seiner Meinung nach nichts mit naturnahem Bergtourismus zu tun. Er fügt hinzu: „Das ist die ganz falsche Herangehensweise, um Kinder und Jugendliche für Natur zu sensibilisieren.“

Dem Hauptproblem liegt allerdings eine viel allgemeinere Frage zugrunde, die auch im Landkreis Freyung-Grafenau schon häufig diskutiert worden ist: Wie sinnvoll ist in Zeiten des Klimawandels eine derart große Investition in ein Skigebiet? Die veranschlagten Baukosten belaufen sich aktuell auf etwa 23 Millionen Euro, von denen die Bayerische Staatsregierung 5,8 Millionen in Form von Fördermitteln übernehmen wird, die restlichen 17,2 Millionen Euro müssen dementsprechend der Landkreis und die Gemeinde Philippsreut aufbringen.
Pröttel, der selbst Klimatologie studiert hat, hält dies für eine unnötige Verschwendung von Steuergeldern, die seiner Ansicht nach an anderer Stelle besser aufgehoben wären: „Man darf gerne noch alles aus dem Skigebiet rausholen, solange das Klima es mit den bestehenden Anlagen noch zulässt, aber: Man muss nicht noch einmal neu investieren!“ Stattdessen würde er das dafür benötigte Geld besser in Kindergärten, den öffentlichen Nahverkehr und in andere Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder investiert sehen.
„Sonst geht’s uns wie Leopoldsreut“
Hört man sich abseits der Kundgebung im Dorf um, sind hierzu unterschiedliche Stimmen und Meinungen zu vernehmen. Viele Anwohner wie etwa Skilehrer und Skischulen-Betreiber Hubert Herzig, der praktisch sein ganzes Leben in Mitterfirmiansreut verbracht hat und dessen Familie seinerzeit das erste Hotel im Ort eröffnete, fürchten um die Zukunft des kleinen Ortes an der bayerisch-tschechischen Grenze. „Es muss investiert werden, sonst geht’s uns wie Leopoldsreut“, sagt er schmunzelnd, während er die Kundgebung von der anderen Straßenseite aus beobachtet.

Hintergrund: Das einst zwischen Bischofsreut und Herzogsreut gelegene Dorf (im Volksmund: „Sandhäuser“ genannt), wurde im Verlauf der 1950er und 60er-Jahre vollständig entvölkert und aufgelassen. Damit Mitterfirmiansreut nicht dasselbe Schicksal ereilt, erachtet Herzig gerade auch die weitere Winternutzung des Skizentrums als elementar für die Zukunft des Dorfes: „Vom Sommertourismus kann man hier kaum leben“, schätzt er die Situation ein. Daher glaubt er, dass nur ein kleiner Teil der lokalen Bevölkerung gegen das Projekt sei.
Die durch den Umbau des Skizentrums nötige Rodung kleinerer Waldflächen sieht er nicht kritisch: „Die Bayerischen Staatsforsten fällen ständig so viele Bäume, aber hier wäre es jetzt plötzlich ein Problem.“ Er dreht sich um, zeigt mit dem Finger Richtung tschechischer Grenze und fügt hinzu: „Seit der Vertreibung der Deutschen, als die ganzen Dörfer verfallen sind, ist auf der tschechischen Seite so viel neuer Wald dazugekommen, da kommt es auf ein paar Bäume bei uns in Mitterdorf wirklich nicht an. Und dass sich durch die Baumaßnahmen dann optisch ein bisschen was verändert, gehört eben dazu.“ Außerdem fände er es schade, wenn auch Mitterdorf als eines der letzten größeren Skigebiete in der Region bald schließen müsste und für die Bewohner des Landkreises somit die Anfahrtswege zu Wintersportorten immer länger würden.
„Wenn wir nichts machen, bleiben wir stehen“
Wie wichtig der Wintertourismus für das Dorf aktuell noch ist, wird auch im Skiverleih von Benjamin Denk deutlich, der sich direkt gegenüber der Zentralkasse befindet. Er glaubt, dass sich die Investition trotz des Klimawandels aus wirtschaftlicher Sicht langfristig lohnen wird – auch in Bezug auf den überregionalen Tourismus.

Er schätzt, dass aktuell etwa 70 Prozent seiner Kunden als Touristen z.B. aus Tschechien, Landshut oder München stammen und lediglich die übrigen 30 Prozent aus der Region kommen. Die aktuelle Wintersaison ist aus seiner Sicht sehr gut gelaufen, was er als Zeichen dafür wertet, dass in das Skizentrum Mitterdorf investiert werden muss. Denk ist überzeugt: „Wenn wir nichts machen, bleiben wir stehen und können mit anderen Skigebieten nicht mehr mithalten.“
Die Sommerattraktionen könnten ihm zufolge zwar eine „Herausforderung“, aber gleichzeitig auch ein „Zugewinn für unsere Region“ werden. Für fraglich hält er, ob anfangs tatsächlich viele Touristen speziell für die geplanten Sommerattraktionen wie die Fly-Line nach Mitterfirmiansreut kommen werden. Das Einzige, was ihm bisher noch im Konzept fehle, ist die Einbeziehung von Fahrrädern: „Ich bin selbst Mountainbike-Fahrer – und man kann sowas sehr schön in die Natur einbetten.“ Natürlich ginge das auch mit E-Bikes, wovon Familien mit Kindern oder Senioren profitieren würden. Für ihn wäre es gerade im Sommer ein wirtschaftlich großer Zugewinn, wenn er einen Radverleih oder geführte Touren anbieten könnte.
„Ich kenne niemanden, der hier ‚hurra‘ schreit“
Doch längst nicht alle Bewohner von Mitterdorf stehen dem Großprojekt so optimistisch gegenüber wie die beiden unmittelbar vom Skizentrum profitierenden Fürsprecher. So erklärt Benjamin Denk etwa, dass es im Ort durchaus verschiedene Lager gebe, die sich bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit des Vorhabens oder auch in Bezug auf den Naturschutz gegenüberstehen würden. Auch Michael Pröttel berichtet während der Kundgebung von verärgerten Anwohnern und Naturschützern, die aus Angst vor Repressionen im Dorf nicht namentlich genannt werden möchten. Tatsächlich hätten Pröttel zufolge Mitterfirmiansreuter Bürger „Mountain Wilderness“ um Hilfe gebeten, da sie sich selbst nicht trauten, eine Kundgebung in ihrem Heimatort anzumelden. Viele Dorfbewohner würden sich des Weiteren übergangen und kaum in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen fühlen.

Dass Teile der Bevölkerung vor Ort möglicherweise doch nicht so überzeugt vom Umbau sind und das Gefühl haben, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein, kann auch Kirsten Rohde bestätigen, die gegen Mittag mit ihrem Ehemann Alexander zur Kundgebung stößt. Sie selbst wohnt zwar nicht in Mitterfirmiansreut, arbeitet aber im Recyclinghof im benachbarten Philippsreut und hört dort regelmäßig allerlei Bedenken über die geplanten Schritte im Skizentrum. „Zu hohe Kosten, zu große Anlagen – und die Fly-Line wird sich sicherlich nicht rentieren“, bekomme sie häufig zu hören. Zudem habe sie das Gefühl, dass viele Anwohner gar nicht genau wüssten, was bei dem Projekt konkret gemacht werden soll und welche Baumaßnahmen es beinhaltet. „Ich kenne niemanden, der hier ‚hurra‘ schreit“, fasst sie das Stimmungsbild kurz und knapp zusammen.
Sie bezweifelt, dass das Skizentrum in den nächsten zehn Jahren angesichts des stetig fortschreitenden Klimawandels noch schneesicher sein wird und erachtet es daher als sinnvoller, das Geld anderweitig zu investieren. Ähnlich wie Benjamin Denk fände sie eine Einbeziehung von Fahrrädern in die Planung überlegenswert, um die Sommernutzung auszubauen und attraktiver zu gestalten. Sie ergänzt: „Das würde doch auch viel besser zu den Zielgruppen passen, die hier bei uns Urlaub machen – und das sind eben vor allem Familien mit kleinen Kindern und Radfahrer über 50. Wer soll den bei uns bitte mit dieser Fly-Line fahren, die dann auch noch laufende Betriebs- und Personalkosten verursacht?“
„Wir ziehen gewiss keine Adrenalin-Junkies an“
Alexander Rohde, Vorsitzender des Bezirksverbands Niederbayern von Bündnis 90/Die Grünen, betreibt gerne Bergsport, fährt im Winter häufig Ski und geht in der wärmeren Jahreszeit zum Wandern und Klettern. Er ist der Meinung, dass das Preis-Leistungsverhältnis im Skizentrum bereits seit Längerem nicht mehr mit anderen Skigebieten mithalten kann – und dass die Pisten rund um den Almberg für erfahrene Skifahrer nicht viel zu bieten haben.

Anstatt an einem vergleichsweise kleinen Einzelprojekt wie dem Umbau in Mitterdorf festzuhalten, fände er deshalb ein Tourismuskonzept im großen Stile sinnvoller, welches die ganze Region miteinbezieht. „Gerade auch für die Besucherlenkung wäre sowas natürlich sehr interessant. Der Dreisessel ist im Sommer wie im Winter jedes Wochenende komplett überlaufen – dabei haben wir doch so viele andere schöne Ecken in der Region“, erklärt er dazu beispielhaft. Auch er ist nicht davon überzeugt, dass die Sommernutzung in Mitterdorf – hierbei vor allem die geplante Fly-Line – einen großen Mehrwert für die örtliche Wirtschaft bringt: „1.600 Meter Stahlseil den Almberg hinunter für 49 Euro pro Fahrt halte ich für komplett überzogen, weil das auch gar nicht berücksichtigt, welche Art von Touristen unsere Region nutzen. Und das sind eben vor allem Familien und ältere Menschen, die Natur erleben wollen. Wir ziehen gewiss keine Adrenalin-Junkies an.“
Auch an die Sinnhaftigkeit der Investitionen in die Winternutzung, die einen Großteil der geplanten Ausgaben ausmachen werden, glaubt er angesichts des Klimawandels nicht – und erinnert sich: „Solche Winter, wie wir sie heute hier haben, hatte ich vor 30 Jahren im Rottal.“ Abseits der Förderung des Tourismus hätte Rohde auch andere Ideen für die Nutzung der Baukosten in Höhe von 23 Millionen Euro im Landkreis. Ähnlich wie Michael Pröttel denkt er dabei vor allem an den öffentlichen Personennahverkehr, an Bildungseinrichtungen und ganzjährig nutzbare Sportanlagen. Zudem erachtet er es als sinnvoll, den bestehenden Nationalpark zu vergrößern und weitere Gemeinden entlang der tschechischen Grenze darin einzubeziehen, wovon auch Mitterfirmiansreut profitieren könnte.
„Leider war das vom Forstherrn nicht gewünscht“
Gegen Ende der Kundgebung ist auch Bernhard Hain, Geschäftsführer des Zweckverbandes Skizentrum Mitterdorf, anwesend. Er könne manche Bedenken an den Bauvorhaben verstehen, glaubt aber dennoch daran, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerung vor Ort hinter dem Projekt stehe. Zudem ist er davon überzeugt, dass das Unterfangen langfristig positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche und touristische Entwicklung von Mitterfirmiansreut habe – auch wenn der Klimawandel weiter voranschreitet. Hierbei beruft er sich auf die bei der Planung angefertigten Gutachten zu Rentabilität und Schneesicherheit.
Im Gespräch mit dem Hog’n versucht Hain, viele der oft genannten Kritikpunkte zu entschärfen bzw. einzuordnen. In Bezug auf die Kundgebung von „Mountain Wilderness“ und die Frage nach der „Naturzerstörung“ durch die Rodung von Bäumen erklärt er etwa: „Die Rodungen sind meiner Ansicht nach nicht so gravierend wie immer wieder behauptet wird. Wir haben uns immer bemüht, so wenig Waldflächen wie möglich zu berühren.“ Auch die Idee, in die Sommernutzung verstärkt Fahrräder oder Mountainbikes einzubinden, sei schon oft von Anwohnern vorgeschlagen worden und auch bei den Planungen eine ernsthafte Überlegung gewesen: „Leider war das allerdings vom Forstherrn – also den Bayerischen Staatsforsten – nicht gewünscht und auch in Bezug auf das Thema Naturschutz wäre eine solche Nutzung vermutlich nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen“, erklärt der Touristiker dazu.

Ihm sei wichtig zu betonen, dass so manche in der öffentlichen Diskussion zu findenden Aussagen über das Projekt nicht zutreffend sind oder nur auf Gerüchten basieren. So sei etwa der häufig benutzte Begriff „Ausbau“ im Falle des Skizentrums in seinen Augen nicht richtig: „Wir haben eine Modernisierung geplant. Das heißt, dass die bestehenden Anlagen ersetzt und erneuert werden, aber nicht ausgebaut werden. Wir haben keine zusätzlichen Lifte und keine zusätzlichen Pisten geplant. Gleichzeitig wandeln wir einen bisher reinen Winterbetrieb nun in einen Ganzjahresbetrieb um – und dafür müssen dann natürlich neue Anlagen zur Sommernutzung entstehen.“ Auch viele Nutzungspreise wie etwa im Falle der Fly-Line stünden noch nicht endgültig fest und seien aktuell noch nicht exakt bestimmbar. Hain zufolge sollen sie aber „bald noch einmal genauer durchleuchtet und geprüft werden“.
Informationsveranstaltung Ende März
Danach gefragt, wie er den Erfolg der Kundgebung einschätzt, gibt Michael Pröttel zu verstehen, dass er und die anderen Mitglieder von „Mountain Wilderness“ sich von Anfang an darüber im Klaren waren, dass es für eine tatsächliche Änderung der Projektpläne mittlerweile zu spät sei – und dass daran auch ihre Protestaktion nichts mehr ändern werde: „Die Baufahrzeuge werden anrollen, das ist ganz klar – aber es war uns trotzdem wichtig, heute hier zu sein.“

Und vielleicht habe die Kampagne allein durch ihre Ankündigung und Durchführung bereits mehr erreicht als ursprünglich erhofft: Laut Pröttel sei nun eine Bürger-Informationsveranstaltung zu den Modernisierungsplänen anberaumt worden. Diese finde für alle Interessierten am Dienstag, 25. März, um 19 Uhr im Gasthaus „Zum Pfenniggeiger“ in Philippsreut statt.
Eines ist an diesem Tag schnell deutlich geworden: Niemand will das Dorf aufgeben und alle sind sich darüber einig, dass in den Ort und den Tourismus in der Region weiter investiert werden sollte. Nur über die Art und Weise der Maßnahmen und deren konkrete Umsetzung herrscht Uneinigkeit, insbesondere wenn es um das Thema der weiteren Winternutzung am Almberg und die wirtschaftliche Rentabilität des Projekts geht – vor allem aufgrund des Klimawandels. Wie sinnvoll die aktuellen Umbaupläne am Ende tatsächlich sind, wird sich aber ohnehin wohl erst im Laufe der nächsten Jahrzehnte herausstellen…
Florian Fink
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- unter folgendem Link gibt es viele weitere Hintergrundberichte zum Thema Skizentrum Mitterdorf (einfach klicken).
Demokratie sieht anders aus, Herr Landrat!
Es ist beschämend: Warum muss sogar der international agierender Bergschutzverein „Mountain Wilderness e.V.“ nach Mitterndorf kommen, damit endlich den von den Baumaßnahmen des 23 Millionen Steuergeldern verschlingenden Großprojektes unmittelbar Betroffenen, den Anwohnern, Gehör geschenkt wird?
Der Geschäftsführer des Wintersportzentrums Mitterdorf, Bernhard Hain, behauptet, dass alle Kritiker in der Vergangenheit genügend Gelegenheit gehabt hätten, ihrer Bedenken zu äußern.
Die Realität sieht anders aus: Landrat Sebastian Gruber lässt Kritik an seinem „Herzensprojekt“ nicht zu. Wer die PNP-Berichterstattung über den Almberg-Ausbau aufmerksam verfolgt, der erinnert sich beispielsweise an den Artikel „Mitterdorf-Projekt: Nachtarock einer grünen Runde“ vom 24. Februar 2023: Einzig und allein die GRÜNEN suchten und suchen das Gespräch mit der Bevölkerung, luden dazu auch Landrat Sebastian Gruber ein, um ihm Gelegenheit zu geben, jedem interessierten Bürger Frage und Antwort zu stehen. Doch Gruber lehnte das Gespräch mit den unmittelbar Betroffenen ab, bewirbt das Projekt lieber bei den eigenen Leuten – sprich der CSU-Kreistagsfraktion (PNP vom 26. März 2022).
Doch nicht genug: Auch die anerkannten Naturschutzverbände vor Ort und deren Bedenken werden ignoriert. Schlimmer noch: Man ist nicht bereit, mit ihnen zu reden. Konkret: Bereits im November 2021 signalisierte ich in meiner damaligen Funktion als Naturschutzreferentin der DAV-Sektion Passau der Unteren Naturschutzbehörde FRG, dass der DAV zum Almberg-Ausbau Stellung nehmen möchte. Anfang 2022 übernahm – wie in solchen Fällen üblich – die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins die Federführung, bat das Landratsamt um ein Gespräch. In der DAV-Mitgliederzeitschrift PANORAMA schrieb der in der DAV-Bundesgeschäftsstelle für den Bereich Naturschutz zuständige Mitarbeiter Manfred Scheuermann:
„Aus Sicht des Deutschen Alpenvereins und der zuständigen Sektionen ist es nachvollziehbar, dass modernere Lifte im bestehenden Skigebiet gebraucht werden. Doch neben den mit Erweiterungen verbundenen Rodungen sind v.a. neue Anlagen für technische Beschneiung kritisch zu bewerten. Das Skigebiet am Almberg liegt in einer Höhenlage zwischen 840 und 1140 m über NN. Er gilt zwar noch als relativ schneesicher, weil das Klima hier bereits kontinentaler geprägt ist, dennoch dürfte es angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung selbst mit Technikschnee nur eine begrenzte Zukunft haben.
Besonders kritisch sieht der DAV die geplante „Fly-Line“. Anlagen dieser Art in den Alpen wie in den Mittelgebirgen lehnt der Verband entschieden ab. Zu begrüßen dagegen wären innovative Angebote, die auf eine nachhaltige touristische Entwicklung zielen. Zum Beispiel könnten Konzepte, ähnlich den erfolgreichen der Bergsteigerdörfer, umgesetzt werden. Potentiale für naturverträglichen Bergsport, etwa zum Mountainbiken, (Winter-)Wandern, Skitouren- und Schneeschuhgehen, könnten ausgeschöpft und es sollte eine bessere Erreichbarkeit der Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln sichergestellt werden. Der DAV ist gerne bereit, seine weitreichende Expertise in diesen Fragen einzubringen.“
Wie reagierte Landrat Sebastian Gruber auf dieses Angebot? Er beschwerte sich beim 1. Vorsitzenden der DAV Sektion Passau über den DAV-Bundesgeschäftsstellenmitarbeiter Manfred Scheuermann sowie über die damalige Naturschutzreferentin Dr. Isabelle Auer.
Demokratie sieht anders aus, Herr Landrat!