Jandelsbrunn. Ihr Herz schlägt für die Automarke Opel – und das von Kindesbeinen an. Nicht ganz unschuldig daran ist ihr Vater, ein ausgemachter Manta-Jünger. Seit 2019 ist Sonja Völtl stolze Eigentümerin eines Ascona A 2,4 Liter, Baujahr 1972, mit Doppelvergaser.

„Ich bewege meinen Opel hauptsächlich nur bei schönem Wetter, fahr mit ihm mal zum Opel-Treffen oder Oldtimer-Treffen – oder auch einfach nur mal auf ein Eis zur Eisdiele“, sagt Sonja Völtl. Foto: Sonja Völtl
„Ein Freund von mir, der wusste, dass ich unbedingt so ein Auto haben möchte, hat mir eines Tages einen ebay-Kleinanzeigen-Link zugesandt“, erinnert sich die gelernte Einzelhandelskauffrau aus Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau, „und zack – war’s meiner!“ Für die 36-jährige Waidlerin war es sozusagen Liebe auf den ersten Blick – von da hatte sie (fast) nur noch Augen für den weiß-grauen Rüsselsheimer. „Für mich ist er einer der schönsten Oldtimer überhaupt.“ Teil 4 unserer Hog’n-Serie „Altes Blech“.
„Jedes Fahrzeug hat seinen ganz eigenen Charakter“
Sonja: Seit wann interessierst du dich für Fahrzeuge älteren Baujahrs? Und: Gab es in deinem Falle einen konkreten Auslöser für das „Alte-Blech-Virus“?
Seitdem ich denken kann (lacht). Ich bin damit aufgewachsen. Mein Papa ist schon immer – also seitdem ich auf der Welt bin – den gleichen Opel Manta gefahren. Ich möchte behaupten, dass ich mit Benzin im Blut zur Welt gekommen bin.
Was macht deiner Meinung nach die Faszination für „altes Blech“ aus?
Alte Autos, sprich: Oldtimer, heben sich ab. Jedes Fahrzeug hat seine eigene Form, seinen ganz eigenen Charakter. Ob sportlich oder original – alle sind auf ihre Art und Weise einfach tolle Hingucker.
Wie viel Zeit wendest du für dein Hobby „Altes Blech“ auf? Erzähl einfach mal…
Ich bewege meinen Opel hauptsächlich nur bei schönem Wetter, fahr mit ihm mal zum Opel-Treffen oder Oldtimer-Treffen – oder auch einfach nur mal auf ein Eis zur Eisdiele. Er ist natürlich ein reines Sommerfahrzeug. Ich selbst gehöre nicht zur Schrauberfraktion, habe aber super Freunde, die dass für mich erledigen und immer für mich da sind.
„Wir reden noch ganz klassisch miteinander“
Kann man in deinem Fall schon von einer Art „Sucht“ für Oldtimer-Fahrzeuge sprechen?
Hm (überlegt) … Sucht ist vielleicht ein bisschen übertrieben – oder auch nicht? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Ich würde es eher als Hobby bezeichnen, für dass echt viele Leute fiebern. Es ist einfach schön, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen – und es geht immer a Ratsch. Jeder weiß was, jeder kennt jeden – die Gemeinschaft ist einfach toll! Bei uns dreht sich alles nur um Oldtimer, hauptsächlich um Opel. Und ja, wir reden noch ganz klassisch miteinander (lacht).

„Es ist einfach schön, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen.“ Foto: Klaus Pfriem/ aircooledcars
Wie groß ist die „Alt-Blech“-Szene im Bayerischen Wald? Was macht sie so besonders?
Die Szene an sich ist riesengroß. Super ist natürlich auch, dass mein Freund und ich für dasselbe Hobby brennen. Wir treffen uns regelmäßig mit den Leuten von den Altblech-Freunden. Das ist kein richtiger Club, sondern nur zwei Handvoll Alt-Opel-Narrische, die ich auch auf diesem Wege gerne grüßen möchte.
Was macht den Unterschied für dich aus zwischen einem Fahrzeug älteren Baujahrs und den Autos von heute?
Oldtimer fahren immer – und das ohne viel Schnickschnack. A bissl Benzin und an Funken – und schon laufen sie. Bei den neuen Autos kann man meistens selbst nicht mal mehr eine Birne auswechseln, ohne das halbe Auto zerlegen zu müssen. Oldtimer sind robuste Fahrzeuge und keine Plastikbomber. Neue Autos werden keine 50 Jahre alt – dafür werden sie nicht mehr gebaut. Oldtimer hingeen sind nachhaltig und schön.
„Oldtimer machen das Klima nicht kaputt“
Welche Veränderungen hat es deiner Meinung nach in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren gegeben in Sachen Altblech-Szene? Was fällt dir auf?
Es werden gefühlt immer mehr Autos. Wer einen Oldtimer hat, der besitzt meistens mehrere. Mein Freund und ich haben aktuell insgesamt sechs Stück.
Klimawandel und Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielen diese Begriffe deiner Meinung nach in der Alt-Blech-Szene? Und: Wird man diesbezüglich kritisiert, wenn man alte Autos aus Überzeugung fährt?

„Bei den neuen Autos kann man meistens selbst nicht mal mehr eine Birne auswechseln, ohne das halbe Auto zerlegen zu müssen.“ Symbolfoto: Paul Steuber
Ich wurde – ganz ehrlich gesagt – noch nie kritisiert, ein älteres Auto zu fahren. Es geht immer nur der Daumen hoch, wenn mich jemand vorbeifahren sieht. Die Abgaswerte sind bei so manchen Oldtimern oft besser als bei den neueren Modellen. Ich bin überzeugt: Oldtimer machen das Klima nicht kaputt, im Gegenteil: Sie sind nachhaltig. Verbrenner laufen. E-Autos werden nicht unsere Zukunft.
Ein verbreitetes Klischee besagt, dass die Freunde von Audi, Golf, Opel und Co. gerne mal aufs Gas drücken und im Straßenverkehr überwiegend weniger Rücksicht auf andere nehmen? Ist es nur ein Klischee oder steckt auch ein Funken Wahrheit dahinter?
Nein, wir Opelfahrer sind keine rücksichtslosen Rowdys. Ich denke, dass jeder, der gerne mal schnell fahren will, dies auch tut – unabhängig von Baujahr und Auto-Marke.
„Dass alles so bleibt wie es ist“
Abschließend: Was wünschst du dir für die Zukunft hinsichtlich deines Hobbys/deiner Leidenschaft?
Ich wünsche mir, dass alles so bleibt wie es ist, dass wir gesund bleiben und unfallfrei weiterfahren.
Vielen Dank für Deine Zeit und Mühen – und allzeit gute Fahrt!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer