Freyung. Und plötzlich bricht eine Welt zusammen. Der Boden unter den Füßen scheint weggezogen. Das unerwartete Ableben von Josef Geis am Faschingsdienstag – rund um den narrischen Gaudiwurm in Freyung – hat einen dunklen Schatten auf die Kreisstadt geworfen. Ausgelassene Partystimmung ist abrupter Erschütterung und Trauer gewichen. Nicht nur das Herz des 61-Jährigen stand plötzlich still, sondern eine ganze Stadt. Denn da „Goas Bebbe“, wie er genannt wurde, hat eine Lücke hinterlassen. Gesellschaftlich, aber vor allem in seinem familiären Umfeld. Der geliebte Ehemann, der liebevolle Stiefvater, der Freund und Helfer in jeder Lebenslage – plötzlich weg!

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Im Herbst 2022 heiratete Josef „Bebbe“ Geis seine Silvia (3.v.l.), die seitdem mit ihren Kindern beim Freyunger Bäckermeister lebte. Am Faschingsdienstag erlitt er während des Freyunger Faschingsumzugs einen Herzstillstand.
„Emotional, klar, sind wir als Familie und engster Kreis für Josefs Frau und ihre drei Kinder in dieser schweren Stunde da“, beschreibt Verena Stadler ihre alles andere als einfache Aufgabe in diesen Tagen. Die 32-Jährige ist die Schwester der Witwe – und auch ihre beste Freundin und engste Vertraute. Sie leidet mit, versucht mit ganzer Kraft da zu sein. Genauso wie viele weitere anteilnehmende Einrichtungen der Stadt Freyung, darunter die Feuerwehr, der Männer- und Kirchen-Chor, der Stadtrat sowie viele weitere Vereine. Da Goas Bebbe war nicht nur Bürgermeister-Vertreter, sondern ein typischer Vereinsmeier, der sich für nichts zu schade war, wenn es um den Einsatz für die Allgemeinheit ging.
Spendenaktion „ist kein Armutszeugnis“
„Josef Geis war ein Mensch, der sich um jedes Problem annahm und jede an ihn herangetragene Bitte ernstnahm und zu lösen versuchte.
Er war als dienstältester Stadtrat und weiterer stellvertretender Bürgermeister ein wichtiger Repräsentant der Stadt Freyung“, versucht Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich das Engagement des Verstorbenen in Worte zu fassen. Dass dies für den ansonsten so eloquenten Politiker alles andere als einfach ist, spricht für sich: „Mich macht sein plötzliches Ableben sehr betroffen. Eine Viertelstunde vorher hatten wir noch miteinander gescherzt, weil mir sein Faschingskostüm so gut gefiel – und kurz darauf wird er mitten aus dem Leben gerissen. Unfassbar.“
Der 61-Jährige hat jedem geholfen. Ohne Wenn und Aber. Und nun wollen viele ihn bzw. seine Familie unterstützen. „Josef hatte unglaublich viele Bekannte, die nun irgendetwas zurückgeben möchten. Es würde aber nichts bringen, wenn nun jeder bei Silvia auftauchen würde – im Gegenteil“, weiß Verena Stadler. Sie und ihr Mann Johannes haben sich deshalb dazu entschlossen, eine Online-Spendensammlung für Familie Geis zu initiieren. In diesem Zusammenhang will die 32-Jährige sogleich einen vermeintlichen Rückschluss gar nicht erst zulassen – und betont: „Die Aktion ist kein Armutszeugnis! Es ist nicht so, dass Josef kein Geld hinterlassen hat.“

Das ewige Licht leuchte ihm! Hog’n-Fotograf Georg Knaus und sein bildlicher Abschiedsgruß an den strenggläubigen Josef Geis.
Verena Stadler betrachtet das Ganze eher aus mittel- und langfristiger Sicht. „Das Haus in der Froschau ist riesengroß. Und immerhin fällt das Gehalt des Hauptverdieners weg. Auch wenn es schwierig ist, aber in solchen Schocksituationen muss man weiterdenken: Man muss auf eventuelle Geldsorgen vorbereitet sein – alles andere wäre blauäugig.“ Es ist nämlich nicht nur Ehefrau Silvia, die nun alleine auf weiter Flur steht, sondern auch deren drei Kinder, für die der ehemalige selbstständige Bäcker- und Konditormeister mehr als nur ein Vater-Ersatz war. „Die Hochzeit 2022 hat alle glücklich gemacht – bis heute! Meine Schwester und ihre Kinder wurden herzlichst aufgenommen und sind schnell angekommen. Endlich war wieder Leben im Haus.“
„Er war ein guter Mensch“
Einer hat dieses Haus nun verlassen – für immer. Ein Unikat ist verstorben, ein Original, einer, der nicht ersetzbar ist. „Er hat immer geschaut, dass alles passt, hat sich immer hintangestellt. Er war ein guter Mensch“, bezeugt Verena Stadler den Tränen nahe. Josef Geis hat sein Leben lang gegeben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder gar zu verlangen. Nun wollen viele ihm und seiner Familie dafür danken. Es scheint doch noch Licht am Ende des Tunnels zu geben – selbst in Momenten scheinbar absoluter Dunkelheit.
Helmut Weigerstorfer
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