Passau. Der Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA) Passau ist die größte Einzelbaumaßnahme, die das Staatliche Bauamt Passau je verantwortet hat. Aufgrund einiger aus Sicht des Bauherren notwendiger Anpassungen hat sich die Investitionssumme von ursprünglich geschätzten 250 Millionen Euro auf nunmehr 290 Millionen Euro erhöht. Über zwei Drittel der erforderlichen Bauleistungen sind vergeben. Über 75 Prozent der Auftragnehmer haben ihren Sitz bzw. eine Niederlassung in Bayern. An zehn der insgesamt elf Bauteile ist der Rohbau weit vorangeschritten bzw. abgeschlossen. Nun wächst die Anlage vor allem „im Inneren“…

Hochbetrieb auf der Baustelle: 2027 soll die neue JVA Passau in Königschalding fertig sein. Fotos: Sabine Süß/Staatliches Bauamt Passau
„Bisher konnte man die Baufortschritte von außen gut verfolgen. Jetzt hat mit den Ausbauarbeiten die Phase begonnen, in der vor allem im Inneren der Gebäude gearbeitet wird. Die Baustelle ist in etwa im Zeitplan. Gerade im Innenausbau lassen sich Verzögerungen jedoch nie ausschließen“, lässt sich Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, in einer Meldung zitieren.
Stadtrat hat Neubau bereits 2010 beschlossen
Die einzelnen Gewerke sind im Bauzeitenplan eng getaktet. Denn die Fertigstellung bis Ende 2027 ist das große Ziel. Im vierten Quartal 2027 ist der erste technische Probebetrieb geplant – währenddessen werden die alte und neue JVA noch parallel betrieben. „Im Betrieb wird sich zeigen, ob alle Abläufe optimal funktionieren. Oder ob Nachbesserungen erforderlich sind“, erklärt Baudirektor Gerald Escherich, Bereichsleiter Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau. Wenn alles gut läuft, kann der Standort in der Innenstadt Anfang 2028 aufgegeben werden.

Vor dem Gebäude der Abschiebehaft (v.l.): Bauoberrat Konrad Kronbauer (zuständiger Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Passau), Baudirektor Gerald Escherich (Bereichsleiter Hochbau), Ltd. Baudirektor Norbert Sterl (Leiter des Staatlichen Bauamts Passau), Marcus Hegele (Leiter der JVA Straubing und Passau), Bauingenieur Florian Stoiber (künftiger Leiter der JVA-eigenen Bauverwaltung in Passau), Architekt Thorsten Hinz (Leiter der JVA-eigenen Bauverwaltung) und Walter Lorenz (Leiter des Krankenpflegedienstes in der JVA Straubing).
Der Neubau der Justizvollzugsanstalt war notwendig geworden, weil das bestehende Gefängnis in der Theresienstraße nicht mehr dem Bedarf entspricht und zeitgemäße Unterbringungs-Standards nicht mehr erfüllt. Daher hatte der Stadtrat im Jahr 2010 den Neubau in Königschalding beschlossen. Eine notwendige Umplanung bzw. Erweiterung der ursprünglichen Pläne brachte eine Verzögerung mit sich: Da die Zahl der unterzubringenden Abschiebehäftlinge steigt, sind die bestehenden Abschiebeanstalten in Bayern überbelegt.
Für Entlastung soll künftig die Kombianstalt in Passau sorgen. Von den insgesamt 450 Haftplätzen sind 100 für Abschiebehäftlinge vorgesehen. 100 weitere Haftplätze im sogenannten variablen Bereich werden so gestaltet, dass sie je nach Bedarf entweder der Untersuchungs- und Strafhaft oder der Abschiebehaft zugeordnet werden können.
162.000 Kubikmeter Raum, 17.000 Quadratmeter Nutzfläche
Diese Anforderung brachte der Presseinformation zufolge weitreichende Umplanungen mit sich, da für Straf- und Abschiebehäftlinge ein striktes Trennungsgebot gilt. Neben der Unterbringung in voneinander getrennten Gebäuden zeigt sich dies auch in der unterschiedlichen Gestaltung: Die Gebäude für Straf- und Untersuchungshaft haben grau gefasste Fassaden, für das Gebäude der Abschiebehaft wurde ein warmer Rotton gewählt.

In der Gegenüberstellung ist die unterschiedliche Gestaltung der Fenstergitter gut zu erkennen – links: Abschiebehaft, rechts: Strafhaft. Foto: Kinateder/Staatliches Bauamt Passau
Die unterschiedliche Farbgebung setzt sich an der 800 Meter langen und sechs Meter hohen Mauer fort, welche die Gebäude umgibt. Die Unterschiede zeigen sich auch in Kleinigkeiten wie den Gittern vor den Fenstern, die im Bereich der Abschiebehaft mit horizontalen Gitterstäben ausgestattet sind und so aus der Ferne an Jalousien erinnern. Dennoch gelten auch hier, wie in der gesamten Anlage, modernste Sicherheitsstandards.
Insgesamt umfasst die Anlage laut der Meldung 162.000 Kubikmeter Raum mit einer Nutzfläche von 17.000 Quadratmetern. In den elf Bauteilen sind neben den Hafträumen auch drei Arbeitsbetriebe, Werkstätten für die JVA, Verwaltung, Torwache sowie Anlagen für Sport und Freizeit, Gesundheitsfürsorge und eine voll ausgestattete Großküche untergebracht.
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