Passau. Als Ende Dezember vergangenen Jahres die Franz-Josef-Strauß-Brücke in Passau nach Sanierungsarbeiten endlich wieder komplett befahrbar war, atmeten viele Autofahrer aus der Region erleichtert auf. Die 278 Tage währende Sperre hatte sie wegen der nötigen Umwege viel Zeit und Nerven gekostet. Doch eines steht fest: Passau und die vielen Pendler werden wohl noch längere Zeit mit Baustellen leben müssen…

Der Bau der Schanzlbrücke wurde 1961 vom Stadtrat beschlossen. Baubeginn war 1968. 1970 wurde das Richtfest gefeiert und im gleichen Jahr wurde die Brücke im Beisein des damaligen Bundesverkehrsministers Georg Leber eingeweiht. Fotos: Staatliches Bauamt Passau
Neben der Franz-Josef-Strauß-Brücke ist die Schanzlbrücke die wichtigste Verkehrsverbindung über die Donau. Doch das 1970 fertiggestellte Bauwerk ist in die Jahre gekommen. Nach 55-jähriger Dauerbelastung zeigt es erhebliche Alterserscheinungen, denen das Staatliche Bauamt mit „laufenden Sanierungsmaßnahmen“ entgegen zu wirken versucht.
Untersuchungsergebnisse benötigen noch Zeit
Zuletzt wurden zwei markante Schadstellen an der Südwest- und an der Nordost-Rampe saniert sowie kleinere Schadstellen im laufenden Betrieb. Um die Bausubstanz zu entlasten, ist die Schanzlbrücke bereits seit längerem für den Schwerverkehr über 44 Tonnen gesperrt. Das hohe Verkehrsaufkommen übertrifft bei weitem die Lastannahmen, von denen die Planungen beim Brückenbau ausgegangen waren. 2021 lag der durchschnittliche Tagesverkehr (Kraftfahrzeuge binnen 24 Stunden) bei 27.062, 2023 waren es 31.331. Weitere Lastbeschränkungen sind nach Angaben des Staatlichen Bauamts bisher nicht vorgesehen.
Ende Januar wurde ein Monitoringsystem am Bauwerk angebracht, um Risse frühzeitig erkennen zu können. Außerdem wird die Brücke im Laufe des Jahres an zwei Stellen „von oben“ geöffnet, um die sogenannten Spannglieder zu sichten. Der Umfang und die zeitlichen Auswirkungen dieser Maßnahme stünden derzeit noch nicht fest, hieß es.
Derzeit befänden sich alle sieben Teilbauwerke der Schanzlbrücke in Stufe zwei der vierstufigen Nachrechnung, die gemäß der Nachrechnungsrichtlinie des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) abläuft. Diese Richtlinie ziele darauf ab, die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit bestehender Straßenbrücken realistisch zu beurteilen, insbesondere unter Berücksichtigung des gestiegenen Verkehrsaufkommens und der fortschreitenden Bautechnik. Die umfassende Untersuchung aller sieben Teilbauwerke nimmt Pressesprecherin Sabine Süß zufolge viel Zeit in Anspruch. Man rechne im ersten Halbjahr 2025 mit final vorliegenden Ergebnissen.
Neuer Brückenstandort wird geprüft
In der nächsten Stufe der Nachrechnung folge eine Nachweisführung unter Berücksichtigung von am Bauwerk ermittelten Messergebnissen. Diese werde in Stufe vier unter Einbeziehung wissenschaftlicher Methoden fortgesetzt. Erst auf Grundlage diese Ergebnisse könne man entscheiden, ob die Sanierung unter Teil- oder Vollsperrung durchgeführt werden kann – oder ob für einzelne Teilbauwerke Ersatzneubauten erforderlich sind.
Auch zum Sanierungsbeginn könne erst dann eine Aussage getroffen werden, wenn der genaue Sanierungsumfang geklärt ist und wenn es Alternativen zur Verkehrsführung gibt. In diesem Zusammenhang werde auch ein neuer Brückenstandort zwischen Franz-Josef-Strauß-Brücke und Schanzlbrücke geprüft, um die beiden Bundesstraßen nördlich und südlich der Donau miteinander zu verbinden.
Beim Bau hatten sich die Verantwortlichen damals für den Typus einer sogenannten Deckbrücke entschieden. Zwei in die Donau reichende sog. Kragarme aus Spannbeton mit dazwischen eingehängtem Stahlträger tragen die Fahrbahn. Diese Konstruktion ermöglichte die niedrige Bauweise der Brücke: Weder Seilkonstruktionen noch Brückenbögen oder Stahlträger blockieren die Sicht auf die Stadt.
In gebückter Haltung…
Doch diese Optik erschwert Wartungs- und Reparaturarbeiten. So sind beispielsweise die Hohlkästen aus Beton unter den Rampen sehr niedrig und eng. Das bedeutet, dass nur in gebückter Haltung und mit wenig Bewegungsfreiheit gearbeitet werden kann. Eines steht allerdings schon jetzt fest: Passau und die vielen Pendler werden wohl eine längere Zeit mit Baustellen auf der Brücke leben müssen…
Christine Hochreiter