
Im Wahlkreis Deggendorf lag die Wahlbeteiligung bei 82,1, in Passau bei 81,8 und in Straubing bei 81,6 Prozent. Mohamed_hassan/pixabay.com
Bayerischer Wald. Über Gewinner und Verlierer, Namen, Koalitionen und Positionen wird nach den Wahlen 2025 seit der 18-Uhr-Prognose am 23. Februar auf Bundesebene diskutiert. Doch was ist in den Woid-Wahlkreisen Deggendorf, Passau und Straubing passiert? Welche Kandidaten ziehen in den neuen Bundestag ein? Und wie fallen die Reaktionen der regionalen Politiker aus? Das Onlinemagazin da Hog’n mit dem Überblick…
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+++ Wahlkreis Deggendorf (226) +++
(Landkreise Deggendorf, FRG sowie vom Landkreis Passau die Gemeinden Aicha v.W., Eging am See, Fürstenstein und Hofkirchen)
Eine kleine „rote“ Woid-Ära geht zu Ende. Nach zwölf Jahren muss sich Rita Hagl-Kehl (SPD) von Berlin verabschieden. 2013 erstmals in den Bundestag gewählt, ergatterte die Zentingerin dieses Mal keinen Sitz mehr im höchsten deutschen Gremium. Die 55-Jährige ist eines der „Opfer“ des schlechten Abschneidens der Sozialdemokraten. Auch Muhanad Al-Halak sagt der Bundeshauptstadt Servus. 2021 noch Nutznießer eines starken FDP-Ergebnisses, zeichnete es sich 2025 bereits seit Längerem ab, dass der Grafenauer genauso wie die Liberalen insgesamt zu den Verlieren gehören werden. Einziger Vertreter des Wahlkreises Deggendorf im Bundestag ist somit Thomas Erndl – wie erwartet, trotz neuem Wahlrecht.
Die Direktkandidaten:
- Thomas Erndl (CSU, 43,3 Prozent): „Ich bin mit meinem persönlichen Ergebnis – zweitbestes in Niederbayern und sechs Prozent mehr als 2021 – sehr zufrieden. Das ist ein guter Rückhalt aus der Heimat für die zukünftigen Aufgaben. Die Wähler erwarten, dass wir Ergebnisse liefern. Gerade für unsere Themen im ländlichen Raum brauchen wir die volle Durchschlagskraft. Die AfD-Ergebnisse in der Region nehme ich zur Kenntnis. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Positionen genau den Politikwechsel bei Wirtschaft und Migration beschreiben, den das Land jetzt braucht.“
„Das hätte ich nicht gedacht“
- Sebastian Damm (Grüne, 4,8 Prozent): „Als einzige Partei der Ampelregierung konnten wir unser Ergebnis einigermaßen stabil halten, das ist ein gutes Zeichen. Es ist natürlich schade, dass die wichtigen Zukunftsthemen wie Infrastruktur, Bildung, Pflege, soziale Gerechtigkeit und natürlich der Klimaschutz im Wahlkampf kaum eine Rolle spielten. Das Ergebnis der AfD ist erschreckend und eine Gefahr für die Demokratie. Wir als demokratische Parteien sind jetzt in der Pflicht, gemeinsam tragfähige Lösungen für die großen Probleme unseres Landes zu finden, um das weitere Erstarken der extremen Parteien zu verhindern. Und auch Markus Söder sollte einsehen, dass sein Grünen-Bashing nur den Rändern hilft, nicht aber dem Land.“
- Muhanad Al-Halak (FDP, 3,8 Prozent): „Nach 18 Uhr war die Stimmung bei uns zunächst verhalten positiv. Dann allerdings sind wir unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen – und dort geblieben. Es ist heftig, dass die FDP dem 21. Bundestag nicht angehören wird – und somit auch ich nicht. Man muss aber diese demokratische Wahl akzeptieren – auch wenn es weh tut. Dass ich in meiner Heimatstadt Grafenau 17 Prozent bekommen habe, ist eine große Anerkennung. Mein Engagement für die Heimat wird – unabhängig von der Politik – bestehen bleiben.“
- Petra Weileder (AfD, 26,9 Prozent)
- Florian Mies (FW, 8,4 Prozent): „Ich bin zufrieden mit meinem Ergebnis: Platz 5 in Bayern unter den FW-Direktkandidaten; meine erste Kandidatur; kein vorheriges politisches Amt; Das hätte ich nicht gedacht. Eine unglaublich hohe Wahlbeteiligung zeigt, wie wichtig diese Wahl für viele war. Das Ergebnis spiegelt meiner Meinung nach die Spaltung der Gesellschaft wieder, sowie die Verhärtung der Lager. Schwarz-Rot soll es werden. Wir werden sehen, ob es hält. Und wir werden sehen, ob diese Koalition wirklich dazu in der Lage ist, das Land auf den kommenden Sturm vorzubereiten.“
„Kleine Parteien hatten es auf Bundesebene noch nie einfach“
- Vinojan Vijeyaranj an (Linke, 2,3 Prozent): „Ich freue mich, dass Die Linke mit einem guten Ergebnis in den Bundestag eingezogen ist. Ich bedanke mich an all meinen Wählern für ihr Vertrauen in mir. Doch mit der Wahl ist es nicht getan: Es gibt sehr viel zu tun. Wir, Die Linke, kennen die tatsächlichen Probleme der Wähler, welches nicht die Flüchtlinge sind. Die anderen und ich werden daher unser möglichstes tun, um die Lebensumstände der Wähler zu verbessern.“
- Marcus Kiefer (BP, 0,8 Prozent): „Anhand der Prognosen war der Ausgang dieser Wahl so vorhersehbar. Natürlich hätte ich mir ein besseres Ergebnis für mich und die Bayernpartei gewünscht. Jedoch hatten es kleine Parteien auf Bundesebene noch nie einfach. Durch die vorgezogenen Wahlen und die kurze Vorbereitungszeit wurde das Ganze zusätzlich erschwert. Das soll uns aber keinesfalls entmutigen, unsere Kreis- und Stadträte werden weiterhin alles geben, um für die Bürger/innen gute Politik zu machen. Wir starten ab sofort zielstrebig und motiviert Richtung Kommunalwahl 2026.“
- Ben de Smidt (Volt, 0,6 Prozent)
(*mit Link hinterlegte Namen: direkte Weiterleitung zum entsprechenden Hog’n-Vorstellungsinterview; Namen ohne hinterlegten Link: Keine Rückmeldung – trotz Erinnerung; Kein Zitat: Keine Rückmeldung auf Hog’n-Anfrage bis dato)
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+++ Wahlkreis Passau (228) +++
Vier Politiker werden den Wahlkreis Passau künftig im Bundestag vertreten – und es sind mit einer Ausnahme durchwegs neue Gesichter. Hans Koller (CSU) qualifizierte sich – ähnlich wie die übrigen Unionspolitiker im Bayerwald – als Direktkandidat für das Mandat. Über die Liste schaffte es Erhard Brucker, der künftigen AfD-Fraktion anzugehören. Genauso Johannes Schätzl, der weiterhin für die dezimierte SPD in Berlin aktiv sein wird. Die wohl größte Überraschung: Student Luke Hoß profitierte vom unerwartet starken Ergebnis von Die Linke und wird nun in der großen Politik mitmischen.
Die Direktkandidaten:
- Hans Koller (CSU, 40,8 Prozent): „Zunächst einmal möchte ich mich bei meinen Wähler und Unterstützer bedanken: Ich habe ein sehr schönes Ergebnis eingefahren – sogar etwas über dem Zweitstimmen-Wert. Das deutschlandweite Abschneiden der Union hätte ich mir etwas besser gewünscht. Über 30 Prozent wären dann doch drin gewesen. Aber es ist so, wie es ist. Wir haben nun Aufgaben zu erfüllen.“
- Johannes Schätzl (SPD, 14,0 Prozent): „In Summe eine herbe Wahlniederlage für die SPD, die es in den nächsten Monaten aufzuarbeiten gilt. Glückwunsch an Friedrich Merz und auch an die CSU zum Wahlerfolg! Wir als Sozialdemokraten müssen feststellen, dass wir unsere Kernwählerschaft, den klassischen Arbeitnehmer, viel zu wenig angesprochen haben. Das gilt es in den nächsten Monaten dramatisch zu ändern!“
„Nicht das, was ich mir erhofft hatte“
- Sascha Müller (Grüne, 5,2 Prozent): „Zunächst einmal möchte ich mich bei allen meinen und unseren Wählerinnen und Wählern für Ihre Unterstützung bedanken. Ebenso danke ich unseren vielen Mitstreitern und Mitstreiterinnen in Stadt und Landkreis Passau für ihren unermüdlichen, engagierten und phantasievollen Einsatz für eine nachhaltige Politik mit Weitblick in unserer Region! Ich gratuliere Johann Koller zum Erreichen des Direktmandats und wünsche ihm viel Erfolg und ein gutes Händchen bei seinen künftigen Aufgaben in Berlin. Selbstverständlich hätten wir uns trotz des heftigen, politischen Gegenwinds im Wahlkampf ein besseres Ergebnis gewünscht, damit wir uns noch stärker für bessere Lebens- und Umweltbedingungen für künftige Generationen einsetzen können, doch wir werden dafür kämpfen, dass auch die Notwendigkeit für konsequenten Arten- und Klimaschutz künftig wieder mehr Gewicht in den politischen Auseinandersetzungen bekommen.“
- Jan Ernst (FDP, 2,1 Prozent): „Die Würfel sind gefallen! Das Wahlergebnis ist nicht das, was ich mir erhofft hatte. Eher im Gegenteil. Natürlich hätte ich mir gewünscht, im Wahlkreis die Freien Demokraten stärker machen zu können. Dennoch bin ich dankbar für all die Unterstützung, die ich erfahren durfte. Für die liberale Politik gibt es weiterhin viel zu tun – in Passau, in Bayern, in ganz Deutschland. Die aktuellen Herausforderungen bleiben ja bestehen. Sofern ich Unterstützung bekomme, werde ich mich weiterhin für eine Politik, die wirtschaftliche Vernunft, individuelle Freiheit und klare Haltungen vertritt, einsetzen. Das war kein Ende gestern Abend, vielmehr ein weiterer Schritt.“
- Erhard Brucker (AfD, 23,5 Prozent)
- Rupert Kreuzhuber (FW, 6,4 Prozent)
„Ich bin für jede einzelne Stimme dankbar“
- Luke Hoß (Linke, 2,9 Prozent): „Vielen Dank an unsere Wählerinnen und Wähler. Unser Wahlkampf war unglaublich! Ich bin unseren Aktiven unglaublich dankbar und freue mich auf über Neumitglieder. Wir haben unseren Kreisverband mehr als verdreifacht und haben nun Großes vor. Insgesamt haben wir unheimlich viel richtig gemacht: Wir stehen an der Seite der Menschen, hören zu und kämpfen für deren Probleme. Als Underdog gestartet, stehen wir nun stärker da als je zuvor. Der Auftrag, der damit einhergeht, ist eindeutig: Es ist Zeit für einen bundesweiten Mietendeckel – und dass die Preise wieder runtergehen. Gemeinsam machen wir das Land gerecht.“
- Johanna Seitz (ÖDP, 1,8 Prozent):
- Simon Böldl (Volt, 0,6 Prozent): „Die diesjährige Bundestagswahl war sicherlich die spannendste seit Langem, was durch große Unsicherheiten verursacht wurde. Für Volt und mich als Direktkandidat steht nach wie vor eine bessere Zukunft für alle Menschen im Vordergrund. Es ist erfreulich, dass einige Wählerstimmen an mich als Kandidat gefallen sind. Auch wenn es nur 0,6 Prozent waren, bin ich für einzelne Stimme dankbar. Ein besondere Dank gilt allen ehrenamtlichen Helfer*innen, die bei der Unterschriftensammlung, beim Plakatieren, beim Flyer verteilen geholfen oder sich anderweitig am Wahlkampf beteiligt hatten.“
- Simone Ketterl (BSW, 2,7 Prozent)
(*mit Link hinterlegte Namen: direkte Weiterleitung zum entsprechenden Hog’n-Vorstellungsinterview; Namen ohne hinterlegten Link: Keine Rückmeldung – trotz Erinnerung; Kein Zitat: Keine Rückmeldung auf Hog’n-Anfrage bis dato)
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+++ Wahlkreis Straubing (228) +++
(Landkreise Straubing und Regen)
Das beste AfD-Ergebnis in den Bayerwald-Wahlkreisen Deggendorf, Passau und Straubing reichte Yannic Liebl am Ende nicht, über die Liste (Platz 26) den Weg nach Berlin einzuschlagen. Und so ist Alois Rainer – einziger amtierender MdB in diesem Stimmbezirk, der wieder angetreten ist – Einzelkämpfer für den Straubinger Bereich in der Bundeshauptstadt. Beinahe jeder zweite Wähler aus den Landkreisen Straubing und Regen gab dem CSU-Politiker seine Stimme.
Die Direktkandidaten:
- Alois Rainer (CSU, 45,4 Prozent): „Ich freue mich sehr über das große Vertrauen, das die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis in mich gesetzt haben und möchte unsere Heimat bestmöglich in den kommenden vier Jahren in Berlin wieder vertreten. Das ist für mich eine große Ehre. Als CDU/CSU haben wir den Regierungsauftrag der Wählerinnen und Wähler mit deutlicher Mehrheit erhalten und wir arbeiten daran, diesen zügig umzusetzen, um Deutschland wieder voranzubringen.“
- Marvin Kliem (SPD, 6,9 Prozent)
- Feride Niedermeier (Grüne, 4,1 Prozent): „Ich freue mich für unsere Partei über ein stabiles Ergebnis, als Ampelpartei ist das ja nicht einfach. Vielen Dank an alle Menschen, die uns gewählt haben und die mit uns das Klima schützen, unsere Demokratie verteidigen, unsere Wirtschaft modernisieren und Wohnraum bezahlbar machen wollen. Entscheidend für uns ist jetzt, dass Deutschland eine stabile Regierung bekommt. Denn angesichts der schwierigen Weltlage ist es unglaublich wichtig, dass wir weiterhin ein verlässlicher Partner sind.“
„Eine bittere Enttäuschung“
- Klaus Herpel (FDP, 1,5 Prozent): „Das Wahlergebnis ist eine bittere Enttäuschung – sowohl für mich persönlich als auch für unsere Partei. Wir sind mit klaren liberalen Überzeugungen und dem Willen angetreten, Verantwortung zu übernehmen. Doch die Wählerinnen und Wähler haben sich anders entschieden. Ich übernehme meinen Teil der Verantwortung für dieses Ergebnis. Es ist nun an uns, ehrlich zu analysieren, woran es gelegen hat und wie wir das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen können. Der Liberalismus bleibt wichtiger denn je – für eine Gesellschaft, die auf Eigenverantwortung, Innovation und Freiheit setzt. Ich danke allen Unterstützern, Wählerinnen und Wählern sowie meinem Team, das unermüdlich für unsere Ziele gekämpft hat. Auch wenn dieser Weg heute hier endet, bleibt mein Engagement für eine liberale Politik bestehen.“
- Yannic Liebl (AfD, 29,8 Prozent)
- Helmut Muhr (FW, 8,4 Prozent): „2021 konnten wir ein hervorragendes Ergebnis erreichen. Dieses Jahr wurde die Wahlkampfzeit zum einen von Asyl-/Migrations-Themen und Anschlägen überschattet, zum anderen auch aggressiv von Unions-Seite mit verschenkte FW-Stimmen propagiert, was sich für uns negativ ausgewirkt hat. Wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf betrieben und unsere Themen von der Basis sachlich gespielt. Ich denke, dies bleibt bei den Bürgern hängen und wird uns Auftrieb für die anstehenden Kommunalwahlen geben.“
„Letzte Chance bitte mit Vernunft nutzen!“
- Johannes Spielbauer (Linke, 2,7 Prozent): „Wir und ich freuen uns sehr über das Ergebnis. Die Linke ist zurück! Mit dem Ergebnis können wir auch bei der Kommunalwahl nächstes Jahr antreten ohne Unterschriften sammeln zu müssen. Damit steht der nächste Wahlkampf gleich wieder an.“
- Michael Hirtreiter (ÖDP, 0,9 Prozent): „Jetzt werden wir sehen, ob die teuren Wahlversprechen eingelöst werden, oder ob die Wähler enttäuscht werden. Das wäre wohl das Schlimmste, was den rechten Rand zur stärksten Kraft bei der nächsten BTW machen würde. Letzte Chance jetzt bitte mit Vernunft nutzen!“
- Eva Born (Bündnis Deutschland, 0,3 Prozent)
(*mit Link hinterlegte Namen: direkte Weiterleitung zum entsprechenden Hog’n-Vorstellungsinterview; Namen ohne hinterlegten Link: Keine Rückmeldung – trotz Erinnerung; Kein Zitat: Keine Rückmeldung auf Hog’n-Anfrage bis dato)
Helmut Weigerstorfer
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