Passau. Die Druckbranche steht unter Druck. Es gibt wohl wenig Geschäftszweige, die von der Digitalisierung so hart getroffen wurden wie das Druckgewerbe. Da vieles heute nur noch online stattfindet, geht die Nachfrage nach klassischen Printprodukten wie Zeitungen, Magazinen und Werbeprospekten seit Jahrzehnten zurück. Doch es gibt auch Produktbereiche, die zulegen – wie beispielsweise der Druck von Etiketten und Verpackungen. Der deutsche Markt befindet sich in einer umfassenden Konsolidierungsphase.

Ein Drittel ihres Umsatzes macht die Passavia mit hochwertigen Produkten aus dem Bereich Fotografie. Hinzu kommen Industriekataloge sowie Mitarbeiterzeitungen, Akzidenzien und Zeitschriften.
Der traditionsreichen Druckerei „Passavia“ in Passau ist es offensichtlich gelungen, sich den veränderten Rahmenbedingungen mit Erfolg anzupassen. Denn trotz großer Herausforderungen steht das Unternehmen gut da. Patrick Gessler leitet den Betrieb mit 65 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 13 Millionen Euro seit zwei Jahren. Er bestätigt: „Wir bewegen uns in einem knallharten Business. Es gibt nach wie vor Überkapazitäten – und die Margen werden von Jahr zu Jahr kleiner.“ Doch Auslastung und Umsatz bei der Passavia seien nach wie vor stabil.
Das Unternehmen wurde 1888 gegründet
Das Unternehmen wurde 1888 als Aktiengesellschaft Passavia für Buchdruckerei und Immobilien gegründet. 1970 begann man mit Fotosatz zu arbeiten und vollzog den Wandel vom Buch- hin zum Offsetdruck. Ende der 1970er-Jahre stellte Passavia den Zeitungsdruck ein. 1997 wurde die Druckerei durch die eds.group mit Sitz in Passau übernommen. Die 1992 in Passau gegründete Holding (Euro-Druckservice GmbH) mit sieben Standorten in fünf Ländern ist eigenen Angaben zufolge eine der größten europäischen Druckerei-Beteiligungsgesellschaften und Marktführer in Tschechien, Polen, Ungarn und Rumänien.

Geschäftsführer Patrick Gessler: „Als besonderes Privileg sehen wir unseren Ruf als Druckerei der Fotografen.“
1998 fusionierten die Passavia Druckerei und die Akzidenzdruckerei Neue Presse Druckservice unter dem Namen „Passavia Druckservice GmbH“ im Passauer Gewerbegebiet Sperrwies. Zu deren Kunden zählen heute Verlage mit dem Fokus auf hochwertige Bildbände, Kunst- und Schulbücher, Industrieunternehmen und Agenturen. Der Schwerpunkt sind Sonderformate für Bücher, Kataloge mit hohen Umfängen, Zeitschriften wie die Zeitschrift „Schöner Bayerischer Wald“, Broschüren, Kataloge sowie Verpackungslohndruck. „Als besonderes Privileg sehen wir unseren Ruf als Druckerei der Fotografen“, sagt Geschäftsführer Gessler. Zahlreiche international renommierte Fotografen wie Michael Martin und Annie Leibovitz seien zum Andruck ihrer Bücher nach Passau gekommen.
Partnerschaften stärken die Region Niederbayern
Laut Gessler waren Kunstbücher und Bildbände mit einem Anteil von 70 bis 80 Prozent einmal das Hauptgeschäft der Druckerei. Doch inzwischen sei dieser Bereich deutlich rückläufig. „Früher waren das beliebte Geschenkartikel – heute guckt man eher Videos.“ Überraschenderweise gehe der Trend bei Schulbüchern nach oben – etwa in der Erwachsenenbildung beim Thema „Deutsch als Fremdsprache“.
Das Volumen im Akzidenzdruck (Zeitschriften und Werbung) gehe zurück. Dafür lege der Verpackungsmarkt deutlich zu. Schließlich werde statt Kunststoff inzwischen forciert Pappe eingesetzt. Ein Beispiel ist das Bedrucken von Faltschachteln für Obst oder Gemüse. Aufträge kommen aus ganz Deutschland. Der Fokus liegt allerdings auf der Region. Gessler: „Wir stärken die Region Niederbayern durch Partnerschaften.“ Mehr als 500 verschiedene Papiersorten in unterschiedlichen Stärken und Formaten stehen für die Kunden zur Auswahl.
Wer will Buchdrucker werden?
Ein Problem macht Gessler – wie vielen anderen Unternehmenslenkern – jedoch schwer zu schaffen: der Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften. Daher wird bei der Passavia Druckerei das Thema Ausbildung großgeschrieben. Die Ausbildungsquote ist mit zehn Prozent überdurchschnittlich hoch. Auf Messen und im Rahmen von „Tagen der offenen Tür“ will man junge Leute für den Beruf des Offset-Druckers oder Buchbinders begeistern. „Anders geht es nicht mehr“, so der Geschäftsführer.
Das Unternehmen arbeitet an fünf Tagen der Woche 24 Stunden im Drei-Schicht-Betrieb. Längst reicht das Angebot weit über den reinen Druck hinaus. Der Leistungsumfang erstreckt sich von Satz, Layout und Gestaltung über Corporate Websites bis hin zur Kommissionierung und zum Versand. Was das Überleben der Branche insgesamt betrifft, ist Gessler nicht so pessimistisch. „Die Druckereien werden nicht aussterben, aber ihre Zahl wird abnehmen.“ Die Passavia sollte zu den Gewinnern gehören.
Christine Hochreiter