Spiegelau. Manchmal bringt das Leben Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch sind es gerade diese Begegnungen, die das Leben bereichern. So wie bei Luma Slim, einem gebürtigen Texaner, der heute in Spiegelau zu Hause ist. Mit seiner einzigartigen Mischung aus amerikanischem Charme, Bodenständigkeit und Tatendrang hat er viele Waidler tief beeindruckt.
Luma Slim (33) stammt aus Garwood, aus einer Region, die für ihre unendlichen Weiten, Cowboystiefel und Pick-up-Trucks bekannt ist. „Texas hat mir viel gegeben, aber hier im Bayerischen Wald habe ich endlich meine Heimat gefunden“, sagt er mit einem Lächeln, während er sich im Gartenstuhl auf seiner Holzterrasse zurücklehnt. Er träumt davon, eines Tages Pferde auf seinem Grundstück zu halten.
Von den Weiten Texas’ zu den Wäldern Bayerns
Genau jenen Cowboy-Flair hat er mit in den Woid gebracht: Er fuhr eine Zeit lang einen typisch amerikanischen Pick-up-Truck – eine Hommage an seinen Geburtsort. Besonders auffällig waren die amerikanischen Flaggen, die an den Seiten der Motorhaube prangten. „Ich habe sie aus Spaß angebracht“, erklärt er lachend, „aber als ich erfuhr, dass das hier nicht erlaubt ist, musste ich sie schweren Herzens wieder abmachen“.
Über seine Zeit in Texas spricht er nicht oft. Doch es ist klar, dass sie ihn sehr beeinflusst hat. Besonders die Herausforderungen seiner Kindheit – geprägt von einem Vater, der ungesund lebte, und einer Familie, die über den ganzen Globus verstreut lebt – haben Luma Slim früh zu einem starken, aber auch einfühlsamen Menschen gemacht.
Humorvoller Start ins Football-Leben
In der High School hatte der junge US-Amerikaner zunächst ganz andere Pläne: Er wollte unbedingt Basketball spielen. Doch seine Größe und sein damaliger Körperbau machten ihm einen Strich durch die Rechnung. „Ich war zu klein und zu rund“, blickt er mit einem verschmitzten Grinsen zurück. „Die Football-Coaches haben mich direkt eingesammelt – ich hatte keine Chance!“
Was als Notlösung begann, wurde zu seiner Leidenschaft. Er spielte in der High School als Middle Linebacker, einer zentralen Position in der Defensive. Diese Rolle erfordert nicht nur körperliche Stärke, sondern auch ein hohes Maß an Spielverständnis, taktisches Wissen und Intuition.
„Als Linebacker bist du das Gehirn der Defensive“, erklärt er. „Du koordinierst das Team, liest das Spiel des Gegners und entscheidest blitzschnell, wie du reagierst. Es ist wie ein Schachspiel – nur schneller und mit mehr Schmerzen!“ Seine Erfahrungen prägten Luma Slim und legten den Grundstein für seinen späteren Erfolg als Coach.
Von Texas nach Spiegelau – ein besonderer Grund
Sein Weg in den Bayerischen Wald war nicht nur ein geografischer Schritt, sondern auch ein persönlicher. Es war die Beziehung zu einer besonderen Person, die ihn nach Spiegelau brachte. „Liebe führt dich manchmal an Orte, die du dir vorher nie vorstellen konntest“, erzählt er leise, wobei er den Blick in die Ferne richtet. „Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich hier so zu Hause fühlen würde.“
Auch wenn das Leben manchmal andere Wege einschlägt, spricht er mit großer Dankbarkeit von dieser Zeit, die ihm half, hier heimisch zu werden.
Als Luma Slim nach Spiegelau kam, wurde er schnell zum Defensive Back Coach der Spiegelau Bats, dem lokalen American-Football-Team. Seine Fähigkeit, Menschen zu motivieren, machte ihn schnell zu einem unverzichtbaren Teil der Mannschaft. „Ich sage meinen Jungs immer: Verliert nie den Fokus!. Es geht nicht nur um den nächsten Spielzug – es geht darum, besser zu sein als gestern.“
Ein Wechsel von den Bats zu den Spiders
Doch inzwischen ist das Team nicht mehr in Spiegelau ansässig. Die Bats zogen nach Perlesreut um, wo sie weiterhin ihren Platz in der regionalen Football-Szene haben. Für den 33-Jährigen bedeutete dies eine Veränderung: Heute ist er vor allem bei den Straubing Spiders aktiv, einem Team, das in der German Football League spielt – der höchsten Liga im deutschen American-Football-Bereich. Dort verantwortet er die Reserve.
„Die Spiders haben eine beeindruckende Erfolgsgeschichte“, erzählt der texanische Waidler stolz. „Es ist ein anderes Niveau – und der Anspruch ist höher. Aber genau das liebe ich. Hier kann ich nicht nur mein Wissen einbringen, sondern auch selbst dazulernen.“ Die Spiders waren in den vergangenen Jahren deutlich erfolgreicher als die Bats, was ihn motiviert, noch mehr aus sich und dem Team herauszuholen.
Abseits des Spielfelds ist Luma Slim ein Mensch mit vielen Talenten. Als Programmierer liebt er es, knifflige Probleme zu lösen. Doch seine wahre Leidenschaft zeigt sich, wenn er die Ärmel hochkrempelt: Beim Heimwerken und Renovieren blüht er auf. „Es gibt nichts Befriedigenderes, als etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen“, sagt er, während er über das letzte DIY (Do-it-Yourself)-Projekt in seinem Haus spricht.
Ein Texaner mit Herz und Tatendrang
Doch er präsentiert auch eine andere, typisch amerikanische Seite von sich: Er ist ein großer Fan von Barbecues und liebt es, auf seiner unterbauten Holzterrasse am holzbefeuerten Herd für Freunde und Bekannte zu grillen. „Ein gutes Barbecue ist mehr als nur Essen – es ist Gemeinschaft“, sagt er und deutet auf den Grill. Obwohl er selbst nur selten Fleisch isst und sehr auf seine Ernährung achtet, zaubert er mit Freude saftige Steaks, knackiges Gemüse und herzhafte Beilagen auf seinem Outdoor-Rost.
„Ich genieße es, wenn alle hier zusammensitzen, lachen und das Essen teilen. Das erinnert mich daran, dass das Leben in den kleinen Momenten stattfindet – mit Freunden, gutem Essen und einem Gefühl von Zusammengehörigkeit.“
So ist Luma Slim nicht nur ein Texaner im Bayerischen Wald, sondern ein Mensch, der die besten Werte beider Kulturen miteinander vereint: Bodenständigkeit, Gemeinschaftssinn – und den unerschütterlichen Willen, immer das Beste aus jeder Situation zu machen.
Simon Mühl