Schönbrunn am Lusen. Eine Hochzeit ist, wie jeder weiß, etwas Besonderes. Wenn Mann und Frau sich das Ja-Wort geben, sich die ewige Treue schwören, sie von allen Seiten beglückwünscht und umschwärmt werden, dann ist’s für viele der wohl „schönste Tag im Leben“. Eine Hochzeit der etwas anderen Art (jedoch nicht minder feierlich) hatte sich am vergangenen Wochenende in Schönbrunn am Lusen abgespielt…

Die Protagonisten David Hilz (l.) und Salome Poschinger bei der Trauung vor der Menschenmenge am Dorfplatz. Fotos: Manuela Lang
Als einzigartige Veranstaltung war die erste historische Schönbrunner Faschingshochzeit vom Veranstalter, der Bayerischer Wald-Sektion Hohenau-Schönbrunn am Lusen, angekündigt worden (da Hog’n berichtete). Hunderte Gäste konnten sich dabei am Samstag tatsächlich davon überzeugen, wie einmalig sich diese Kombination aus Faschingshochzeit, Historienspiel, Laientheater und Faschingszug erwies.
„Ihr seid das, was wir einmal waren“
Beim Treffen der Glasmacher stimmte Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier alte Lieder an, bei denen nicht nur eine Gruppe Schönbrunner Glasmacher, sondern auch eine Abordnung aus Riedlhütte kräftig mitsang. Bänkelsänger Dominik Hilgart erklärte in Reimform die historischen Zusammenhänge, nach denen David Hilz einst beim Kurfürsten Ferdinand in Diensten stand, um Handgranaten aus Glas anzufertigen. Wieder zurück in der Heimat warb er um die Hand der Glashüttenerbin Salome Poschinger, deren Mutter dem jungen Hilz aber die Hütte nicht gleich überschreiben wollte. Fußballer aus Schönbrunn am Lusen und Hohenau – denen selbst immer eine gewisse Rivalität nachgesagt wird – spielten am Samstag die Rauferei nach, die sich beim Streit um den Hüttenmeister, der noch keiner war, entbrannte.
Mit Kutschen wurden dann die Ehrengäste eingefahren – unter ihnen natürlich die festlich gewandeten Familien Hilz und Poschinger, aber auch der fast vollzählige Gemeinderat um den Ortsvorsteher Josef Gais, Pfarrer David als Maharadscha sowie Altbürgermeister Edi Schmid als Pfleger von Wolfstein. Besonders wurde die Ankunft des Fürstbischofs Philipp von Lamberg aus Passau erwartet, hinter dem Landrat Sebastian Gruber steckte, sowie des Kurfürsten Ferdinand aus München, der vom Freyunger Bürgermeister und Bezirkstagpräsidenten Dr. Olaf Heinrich gemimt wurde. Die Schokotaler, die die beiden an die Kinder verteilten, sorgten für großen Jubel.
Dass sich sogar Besuch aus der Zukunft unter den Gästen befand, sorgte für Aufsehen – der Förderkreis Schloss Buchenau um Ferdinand II von Poschinger mit Gemahlin Juliane und Vereinsvorstand Dr. Roman Eder als „Hausl“ mahnten: „Ihr seid das, was wir einmal waren.“ Denn erst 100 Jahre später sollte Schloss Buchenau erst gebaut werden. Heute ist es sanierungsbedürftig, wofür der Förderkreis die Spendenbüchse dabei hatte. Den kleinen Festzug führte die Blaskapelle „Die Schönbrunner“ im Anschluss an und spielte auch danach noch kräftig am Dorfplatz auf.
Das Geschehen auf dem Dorfplatz
Beim lustigen Treiben in der Ortsmitte, wo Sportverein, Feuerwehr, Krieger- und Soldatenkameradschaft, Frauenbund und der Förderverein des Hinterglasmuseums für beste Bewirtung sorgten, herrschte ausgelassene Stimmung. Die Gäste konnten sich auch beim Handwerkermarkt vor der „Woidhoamat“ unterhalten lassen, wo unter anderem Schindeln gefertigt und Seifen gesiedet wurden. Im Warmen hatte der Glaskünstler Klaus Büchler alle Hände voll zu tun, um mit den interessierten Kindern Glasbutzen zu gravieren.
Der Höhepunkt des Treibens war dann um 15 Uhr erreicht, als die feierliche Trauung begann. Die Familien hatten auf der Tribüne Platz genommen, daneben verfolgten der Fürstbischof und der Kurfürst das Geschehen, die – wie alle Gäste – aus den Händen des Pfarrers (Florian Schreiner) und Kommunionhelfers Michael Kerschbaum die „hochprozentige Mundkommunion“ empfingen.
Nach der Trauzeremonie ging es dann im Pfarrsaal und in der „Woidhomat“ weiter, wo – unterhalten von insgesamt fünf Musikgruppen – noch kräftig geschenkt und getanzt wurde und sich die Gäste selbst mit kleinen Aufgaben an dem amüsanten Abend beteiligen konnten.
„Grandiose Veranstaltung“
Für den Veranstalter fiel die Premiere sehr gelungen aus – und auch die Gäste zeigten sich begeistert: „Man spürt den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und die tiefe Verwurzelung mit der eigenen Geschichte – das war viel mehr als eine Faschingsveranstaltung“, kommentierte Kurfürst Olaf Heinrich. Von einer „grandiosen Veranstaltung“ mit historischem Bezug und viel Faschingsfreude, ermöglicht von zahlreichen Vereinen, sprach Fürstbischof Sebastian Gruber.
Beide hatten dem Paar auch Geschenke überreicht: Eine Tüte mit bestem Samen vom „Guten Heinrich“ sollte die Dynastiefortführung sicherstellen. Der Passauer Großgrundbesitzer, dem damals die Wälder der Region gehörten, überreichte symbolisch einen Baum, eigentlich aber viel Wald für die Schönbrunner Hütte. Man müsste im Gegenzug nur eine neue Siedlung dafür gründen – am besten „Glashütte“ genannt…
Manuela Lang