Berlin/Straubing. Im Gegensatz zu vielen anderen, für den Woid zuständigen Direktkandidaten, die das Onlinemagazin da Hog’n vor den Bundestagswahlen 2025 vorstellt, kommt Johannes Spielbauer bei der Beantwortung des Fragebogens mit nur sehr wenigen Sätzen aus. Das ändert aber nichts daran, dass der Politiker von Die Linke, der über den Wahlkreis Straubing (230) nach Berlin will, klare Aussagen trifft. Der Rechtsanwalt aus Straubing und sein Bewerbungsinterview…
„Soziale Gerechtigkeit stärker hervorheben“
Bitte stellen Sie sich zunächst unseren Lesern kurz vor.
Mein Name ist Johannes Spielbauer, ich bin 31 Jahre alt und komme aus Straubing. 2015 bin ich in die Partei ‚Die Linke‘ eingetreten. Von 2020 bis 2023 war ich Bezirksrat, seit 2020 bin ich Stadtrat in Straubing. 2024 wurde ich zum Verwaltungsrat für Jugendfragen ernannt. Aktuell bin ich stellvertretender Ortsvorsitzender in Straubing, im Bezirksvorstand Niederbayern und stellvertretender Vorsitzender der Landesschiedskommission. In meiner Freizeit spiele ich Handball. Mitglied bin ich darüber hinaus in der KLJB Alburg, Queer in Niederbayern, verdi sowie einigen Fördervereinen.
Warum wollen Sie in den Bundestag einziehen?
Ich will in den Bundestag einziehen, um die soziale Gerechtigkeit stärker hervorzuheben.
Welche politischen Ideen wollen Sie dort in erster Linie umsetzen?
In meiner Tätigkeit als Rechtsanwalt sehe ich viele Probleme im Bereich Verbraucherschutz und bei der Durchsetzung von Rechten, die es zu lösen gibt.
Welche Themen aus ihrem Wahlkreis wollen Sie „im fernen Berlin“ in den Fokus rücken?
Die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Straubing und auch viele umliegende Gemeinden sind nahezu pleite. Dringend nötige Investitionen können nicht durchgeführt werden, weil kein Geld da ist. Da gibt es viele Beispiele.
„Es braucht Politik für Millionen, nicht für Millionäre“
Inwiefern ist es überhaupt möglich, Themen des ländlichen Raums, der in Sachen Aufmerksamkeit und Bedeutung den Großstädten und Metropolregionen hinterherhinkt, auf Bundesebene zu platzieren?
Viele Probleme sind ähnlich Die steigenden Preise im Supermarkt bekommt man am Land und in der Stadt mit. Bei Themen wie dem ÖPNV muss man darauf drängen, dass dieser auch auf dem Land ausgebaut wird.
Die Politikverdrossenheit, insbesondere was die Bundespolitik betrifft, nimmt immer mehr zu. Wie wollen Sie diesem Trend entgegenwirken?
Die aktuelle Politik hilft nur der Oberschicht, die Probleme des Großteils der Gesellschaft werden ignoriert. Es braucht Politik für Millionen, nicht für Millionäre. Dafür setzen wir und ich uns ein.
„Drohender Rechtsruck sollte auch so bezeichnet werden“
Wie bewerten Sie generell das „Ampel-Aus“ und die in der Folge notwendig gewordenen vorgezogenen Wahlen?
Der „Schlachtplan“ der FDP war eine absolute Frechheit und eine Verhöhnung der Demokratie. Wenn sie die Regierung verlassen wollten, hätten sie das zivilisiert machen können. Daran merkt man, wie wenig sich die FDP um das Land schert. Die Folgen der vorgezogenen Neuwahl sind vor allem für die ehrenamtlichen Wahlkampfhelfenden ungünstig. Infostände im Winter sind weder für die Helfenden, noch für die Bürger schön.
Die politisch (extremen) Ränder freuen sich über wachsenden Zuspruch in der Wählergunst. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung? Ist aufgrund dieser Entwicklung ein freies, offenes und demokratisches Deutschland ihrer Meinung nach in Gefahr?
Einen Zuspruch der „extremen Ränder“ sehe ich nicht, nur einen Zuspruch der extremen Rechten. Der drohende Rechtsruck sollte auch so bezeichnet werden. Dies ist äußerst gefährlich für unsere Demokratie und die Gesellschaft. Einfache – und auch falsche – Antworten auf komplexe Fragen klingen besser als komplizierte Lösungen.
Wenn für alles „die Ausländer“ schuld sind, braucht man nicht weiter nachdenken. Schaut man sich die Forderungen der AfD an, hat dies für fast alle schlimme Folgen: Untere und mittlere Einkommensschichten müssen wesentlich mehr Steuern zahlen. Wer einen Migrationshintergrund hat – und sei er auch noch so klein – muss mit Diskriminierung rechnen.
Wunsch: „Dauerhafter und langfristiger Frieden“
Welcher Person/ welcher Partei geben Sie am 23. Februar ihre Stimme? Und warum?
Mit der Erststimme wähle ich mich – wenig überraschend – selbst. Mit der Zweistimme wähle ich Die Linke. Nur sie steht für soziale Gerechtigkeit und Frieden. Das Wahlprogramm entlastet die unteren und mittleren Einkommensschichten am meisten. So haben fast alle Menschen mehr netto vom brutto.
Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft: Welche drei Dinge wünschen Sie sich für die Bundesrepublik Deutschland?
Ich wünsche mir dauerhaften und langfristigen Frieden in Europa. Zweitens müssen die Lebenshaltungskosten sinken, damit man nicht zwischen essen und heizen wählen muss. Als drittes wünsche ich mir einen gut ausgebauten ÖPNV. Bus und Bahn muss auch für Menschen am Land zugänglich sein – nicht nur in großen Städten.
Vielen Dank für das Interview – und alles Gute weiterhin.
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer