Berlin/Straubing. 2023 trat Feride Niedermeier erstmals (im Rahmen der Landtagswahl) überregional in Erscheinung. Damals sammelte die Straubinger Stadträtin 7,2 Prozent der Stimmen, verpasste somit den Einzug in das höchste bayerische Parlament. Nun will die 49-Jährige nicht nach München, sondern nach Berlin. Warum – das erklärt die Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis Straubing (230), zu dem auch der Landkreis Regen gehört, im folgenden Hog’n-Interview.
„Unsere Verschiedenheit verstehen und leben“
Frau Niedermeier: Bitte stellen Sie sich zunächst unseren Lesern kurz vor.
Ich bin Feride Niedermeier aus Straubing und möchte Politik mit Freude, Zuversicht und Liebe gestalten. Deutschland stand und steht vor großen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam und weitsichtig bewältigen. Es braucht endlich einen Politikstil, der unerschrocken anpackt und unser Land fit für eine erfolgreiche Zukunft macht.
Mit mir wählen die Menschen eine bürgernahe und erfahrene Kommunalpolitikerin, 49 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Ich bin Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Straubinger Stadtrat, seit vielen Jahren bei einer gesetzlichen Krankenkasse angestellt und kenne die Sorgen und Nöte der Menschen bei uns nur zu gut. Und diese Erfahrungen möchte ich mit Liebe durch starke Politik in den Bundestag einbringen. Gemeinsam packen wir‘s an. Für Klimaschutz, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und eine freie Gesellschaft.
Warum wollen Sie in den Bundestag einziehen?
Ich lebe fast mein ganzes Leben in Straubing und kann sagen: Ich liebe es, hier zu leben! Und das soll auch so bleiben. Deswegen braucht es starke Stimmen aus Niederbayern im Bundestag, die auch unsere Verschiedenheit verstehen und leben.
„Klimaschutz ist Gesundheitsschutz!“
Welche politischen Ideen wollen Sie dort in erster Linie umsetzen?
Die Pflegeversorgung ist mein Herzensthema – ganz viele von uns werden darauf angewiesen sein oder sind es schon. Es geht nicht darum, das System über die Runden zu schleppen, sondern auch die schwierigen Diskussionen zu führen: über Arbeitsbedingungen und Gehalt, über die Migration von Arbeitskräften und über die Verantwortung der Familie und die Verbesserung der Verhältnisse für pflegende Angehörige.
Und auch Klimaschutz ist Gesundheitsschutz! Denn klatschen allein reicht nicht – wir müssen gemeinsam Pflege gestalten und diese wichtige Arbeit in den Fokus rücken.
Welche Themen aus ihrem Wahlkreis wollen Sie „im fernen Berlin“ in den Fokus rücken?
Ich werde im Bundestag um eine gute Krankenhausversorgung in Niederbayern kämpfen. Die Krankenhausreform wird uns nicht schlechter, sondern, im Gegenteil, besser aufstellen – wenn wir starke FürsprecherInnen haben! Denn die großen finanziellen, personellen und strukturellen Herausforderungen werden wir nur gemeinsam stemmen. Unsere Kliniken könnten sich verändern, aber die Leistungen und die Zugänglichkeit werden erhalten bleiben!
„Ich sehe eine größere Unzufriedenheit“
Inwiefern ist es überhaupt möglich, Themen des ländlichen Raums, der in Sachen Aufmerksamkeit und Bedeutung den Großstädten und Metropolregionen hinterherhinkt, auf Bundesebene zu platzieren?
Wir müssen uns für unsere Anliegen weiter stark machen und zeigen, dass wir sehr viel zum Gelingen unseres Landes beitragen. Wir können unsere Positionen selbstbewusst zeigen und auf Missstände in der Politik hinweisen. Wichtig ist mir dabei, dass wir nicht in eine Lethargie verfallen, sondern weiter mit Freude für uns einstehen.
Die Politikverdrossenheit, insbesondere was die Bundespolitik betrifft, nimmt immer mehr zu. Wie wollen Sie diesem Trend entgegenwirken?
Ich sehe nicht mehr Politikverdrossenheit als früher. Ich sehe aber eine größere Unzufriedenheit. Deswegen ist mein Motto seit Jahren: Zuhören. Weiterdenken. Handeln. Genau das braucht es, um die Menschen ernst zu nehmen.
„Wir müssen dagegen aufstehen!“
Wie bewerten Sie generell das „Ampel-Aus“ und die in der Folge notwendig gewordenen vorgezogenen Wahlen?
Der Bruch einer Koalition – und in diesem Fall die Neuwahlen – sind Teil des demokratischen Deutschlands. Die Art und Weise des Ampel-Aus war durchaus problematisch und die Monate, die dem vorangingen, eine Zerreißprobe, die aber – wie wir wissen – von der FDP so gewollt war. Aber alle Parteien haben die gleichen Bedingungen, um wieder gewählt zu werden – so wie es demokratisch sein soll.
Die politisch (extremen) Ränder freuen sich über wachsenden Zuspruch in der Wählergunst. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung? Ist aufgrund dieser Entwicklung ein freies, offenes und demokratisches Deutschland ihrer Meinung nach in Gefahr?
Die AfD hat es geschafft, viele ihrer rechtsradikalen, faschistischen Positionen in den aktuellen Mainstream-Diskurs zu bringen. Die CSU und die FDP gehen diesen Weg mit und bedienen sich dort in den Inhalten und in ihrem Ton, für die die AfD vor einigen Jahren noch scharf kritisiert wurde. Das ist eine sehr beunruhigende Entwicklung, die die Demokratie auf jeden Fall in Gefahr bringt. Wir müssen dagegen aufstehen und vor allem gegen diesen Trend wählen, auch wenn es vielleicht mit lange gewohnten Wahltraditionen bricht.
„Sicher, dass wir weiter Verantwortung übernehmen können“
Welcher Person/ welcher Partei geben Sie am 23. Februar ihre Stimme? Und warum?
Da ich in meinem eigenen Wahlkreis antrete und auch meine Partei, werde ich auch mich und die Grünen wählen. Ich bin von unserer grundsätzlichen politischen Linie überzeugt und auch sicher, dass wir weiter Verantwortung übernehmen können.
Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft: Welche drei Dinge wünschen Sie sich für die Bundesrepublik Deutschland?
Frieden. Freiheit. Wohlwollen.
Vielen Dank für das Interview – und alles Gute weiterhin.
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer