Jandelsbrunn. Was viele bereits befürchtet hatten, ist nun eingetroffen: Reisemobilhersteller Knaus Tabbert entlässt am Standort Jandelsbrunn rund 170 (der insgesamt 1.700) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Ende des Monats Januar. „Wir sind uns der Einzelschicksale sehr bewusst und hätten das gern verhindert, aber leider Gottes ist der Stellenabbau unvermeidlich“, kommentiert Betriebsratsvorsitzender Anton Autengruber die Entscheidung des Vorstands hörbar geknickt. Die allgemeine wirtschaftliche Situation habe diesen Schritt erforderlich gemacht.

Diejenigen rund 170 Knaus-Tabbert-Mitarbeiter, die ausgestellt werden, stehen laut Betriebsrat bereits namentlich fest – darüber informiert werden die Betroffenen allerdings erst am kommenden Montag von ihren jeweiligen Abteilungsleitern. Foto: Hog’n-Archiv
Ein Zehntel der Stammbelegschaft des krisengebeutelten Unternehmens steht ab kommenden Montag ohne Job da. Welcher der 170 Beschäftigten konkret vom Stellenabbau betroffen ist, soll erst dann bekanntgegeben werden, wie Autengruber weiter informiert. Das heißt: Übers Wochenende ist innerhalb der Mitarbeiterschaft das große Bangen angesagt. Nicht wenige – insbesondere diejenigen, die noch nicht lange im Betrieb sind – dürften sich die Frage stellen, ob sie zu Beginn der kommenden Woche noch in Lohn und Brot stehen werden. „Natürlich spekuliert da jetzt jeder, ob er bei den 170 mit dabei ist“, bringt es der Betriebsratsvorsitzende auf den Punkt. Keine einfache Situation – und für viele eine wahrhaftige Zitterpartie.
Verbleibende Mitarbeiter weiterhin in Kurzarbeit
„Wir hatten eine extrem hohe kundenseitige Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen in den Corona-Jahren und haben die Kapazitäten entsprechend hochgefahren. Die Nachfrage hat sich nun auf einem stabilen Niveau normalisiert, aber unsere Produktionskapazitäten übersteigen diese Nachfrage deutlich“, äußert sich Knaus-Tabbert-Sprecherin Lilly Paßberger auf Hog’n-Nachfrage zum Stand der Dinge.

Nach gut zweimonatigem Produktionsstopp wird am Montag, 27. Januar, die Arbeit im Knaus-Tabbert-Werk Jandelsbrunn wieder aufgenommen. Über den Stellenabbau ist die Belegschaft im Rahmen einer Betriebsversammlung am Donnerstag, 23. Januar, in Kenntnis gesetzt worden. Foto: Hog’n-Archiv
„Neben einer Vielzahl von Maßnahmen zur Intensivierung des Vertriebs wurden seit der zweiten Jahreshälfte 2024 und noch resoluter vom neuen Vorstand weitere Maßnahmen ergriffen, um das Unternehmen schnell wieder in die richtige Richtung zu steuern“, teilt sie weiter mit. Gleichzeitig seien Maßnahmen zur Kostenreduktion eingeleitet worden: Darunter fallen – wie mehrmals berichtet – Kurzarbeit, der Produktionstopp, Budgetkürzungen in der Verwaltung wie auch der Stopp kostenintensiver Entwicklungsprojekte. „Nur mit einer entsprechenden Kapazitäts- und Kostensenkung ist die Situation nachhaltig“, heißt es von Seiten Knaus Tabbert. Und dies erfordere auch einen Personalabbau sowohl in der Produktion als auch in der Verwaltung in Jandelsbrunn.
Für die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Jandelsbrunn wird laut Unternehmenssprecherin vorübergehend Kurzarbeit angeordnet, bis die Lagerbestände entsprechend der Marktsituation abgebaut seien. „Wir konnten die Lagerbestände bereits verringern.“
Agentur für Arbeit ab Montag vor Ort
Fakt ist: „Am Montag starten wir wieder mit der Arbeit“, blickt Anton Autengruber voraus. Er möchte „nichts schönreden“, wie er dem Onlinemagazin gegenüber betont. Dennoch sei er froh darüber, dass sich der Personalabbau in einigermaßen überschaubaren Grenzen halte – und 90 Prozent der Arbeitsplätze vorerst erhalten bleiben. „Die Zahlen, die bereits kursiert sind, fallen also bei Weitem geringer aus.“
Wenn zu Beginn der kommenden Woche der Betrieb wieder aufgenommen wird, werden auch Vertreter der Agentur für Arbeit mit dabei sein. Sie sollen den entlassenen Beschäftigten sogleich zur Verfügung stehen, wenn diese ihre Kündigungsschreiben ausgehändigt bekommen. Auf diese Weise können sie sich gleich vor Ort arbeitssuchend melden – und die Berater können mit ihrer unterstützenden Vermittlungsarbeit beginnen. Aus Autengrubers sich eine „Vereinfachung“ und – wenn man’s so nennen kann – ein positiver Aspekt in einer insgesamt bitteren Situation.
„Was in den Köpfen vorgeht, kann ich nicht sagen“
Auf die Frage, wie sehr die mutmaßliche Korruptionsaffäre um die ehemaligen Knaus-Tabbert-Vorstände in den Köpfen der Belegschaft verhaftet ist, teilt Anton Autengruber mit: „Was in den Köpfen vorgeht, kann ich nicht sagen – da hat jeder seine persönliche Meinung.“ Die Presseabteilung des Reisemobilherstellers betont zum wiederholten Male, dass man im Rahmen der Ermittlungen mit den Behörden „in vollem Umfang“ kooperieren wolle und dass das Schadensausmaß, das dem Unternehmen entstanden sei, derzeit geprüft werde.
Stephan Hörhammer
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