Freyung. Ähnlich wie beim Pendant in Regen vor gut einer Woche, blieb auch den Gastgebern Dr. Dan Tomuzia (Kommandeur Aufklärungsbataillon 8), FRG-Landrat Sebastian Gruber und Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich beim gemeinsamen Neujahrsempfang in der Turnhalle der Freyunger Garnison nichts anderes übrig, als einen eher düsteren Blick in die Zukunft zu werfen. Sie schafften es aber dennoch, Zuversicht zu verbreiten, was vor allem mit den Charaktereigenschaften der Einheimischen zusammenhängt – oder wie es Heinrich formulierte: „Bei uns wird Herkunft und Zukunft gelebt.“

Schulterschluss für die Region: Dr. Olaf Heinrich (v.l.), Dr. Dan Tomuzia (am Rednerpult) und Landrat Sebastian Gruber sahen den Neujahrsempfang nicht nur als Symbol der Gemeinsamkeit.
Eine „verschlechterte geopolitische Lage“ (Tomuzia), „deutlich weniger finanzielle Mittel“ (Gruber), Zeiten, in „denen Sprache und Sitten immer mehr verrohen“ (Heinrich) – das Redner-Trio berichtete vor 450 geladenen Gästen neben den üblichen, hinlänglich bekannten Themen des vergangenen Jahres über größere, nicht alltägliche Herausforderungen.
„Die deutschen Krankenhäuser sind chronisch unterfinanziert. Die einzige Chance: alle Leistungen konzentrieren“, ging Gruber auf das wohl brennendste FRG-Thema, die akutmedizinische Versorgung, ein. Der Grafenauer Standort – auch wenn die „Entwicklung Bauschmerzen bereitet“ – müsse sich deshalb nach und nach nach Freyung verlagern. Insgesamt: „Wir müssen uns von viel Liebgewonnenem verabschieden.“
„Ich kann meine Abstammung nicht verleugnen“
Aber: „Unsere Vorfahren sind hier Vorbilder. Es hieß immer: Hiat war’s scha – owa aa schä“, arbeitete der oberste Politiker im Landkreis Freyung-Grafenau heraus, warum ihm trotz veränderter Rahmenbedingungen um seine Heimat nicht bange ist. Er selber sei viel unterwegs, um den Entwicklungen entgegenzuwirken. „Manche sagen dann wieder zu viel und zu oft“, konnte sich Gruber einen süffisanten Seitenhieb auf seine Kritiker nicht verkneifen. „Aber ich kann meine Abstammung nicht verleugnen.“
Und das ist auch gut so. Denn die Bodenständigkeit, der Fleiß und die Demut vergangener Generationen hätten überhaupt erst für den aktuellen Wohlstand gesorgt. „Wir dürfen uns nicht immer über alles aufregen – sondern einfach auch mal froh sein“, so der Landrat. Mit diesen Worten sprach er Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich aus der Seele. Ja, die Zeiten würden schwieriger werden. Auch er gab sich kämpferisch.
„Miteinander reden – nicht übereinander“
„Wir müssen bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln. Wir müssen bereit sein, uns in der Region einzubringen – auch ehrenamtlich“, forderte Dr. Olaf Heinrich. Freyung und der Bayerische Wald seien in diesem Zusammenhang ohnehin noch ein kleines Stück heile Welt. Damit das so bleibe, ist jedoch wichtig: „Wir müssen weiterhin miteinander reden, diskutieren, manchmal streiten. Aber wir dürfen nicht übereinander reden.“ Und weiter: „Es ist nicht alles erlaubt, was nicht verboten ist.“
Den Optimismus in pessimistischen Zeiten, den Dr. Olaf Heinrich und Sebastian Gruber verbreiteten, bestätigte Oberstleutnant Dr. Dan Tomuzia – mit dem, wenn man so will, Blick von außen. „Ich bin nun 406 Tage hier – und ich fühle mich zum ersten Mal nach 25 Jahren an einem Standort wohl“, machte der Offizier deutlich. „Das Miteinander in Freyung und Umgebung ist einzigartig.“ Und genau deshalb dürfe man zuversichtlich sein – trotz düsterem Blick in die Zukunft…
Helmut Weigerstorfer