Berlin/Deggendorf. Als Kind von Sri Lanka mit seinen Eltern nach Deutschland ausgewandert, ist er über Heidelberg in Deggendorf gelandet. Nun will er über den Wahlkreis 226, zu dem auch Freyung-Grafenau und Teile des Landkreises Passau gehören, für Die Linke nach Berlin. Vinojan Vijeyaranjan möchte am 23. Februar in den Bundestag einziehen. Warum und was er dann besser machen will als die bisherigen Gremiumsmitglieder, erklärt der 34-jährige Sachbearbeiter am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Rahmen eines Hog’n-Interviews…
Endlich „anfangen, die Probleme abzuarbeiten“
Bitte stellen Sie sich zunächst unseren Lesern kurz vor.
Mein Name ist Vinojan Vijeyaranjan, 34 Jahre alt, ledig. Ich bin 2024 von Heidelberg nach Deggendorf gezogen. Generell habe ich an verschiedenen Orten in Deutschland gelebt und so unterschiedliche Regionen und Eigenarten kennengelernt. Wenn ich nicht gerade lese, Computerspiele zocke oder Serien schaue, engagiere ich mich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. In meiner Uni-Zeit habe ich viel ausprobiert und war in der Studierendenvertretung sehr aktiv. Erst vor zwei Jahren bin ich den Linken beigetreten, um meine Fähigkeiten im Bundestag einzusetzen.

Badischer Niederbayer mit asiatischen Wurzeln: Vinojan Vijeyaranjan strebt nach Berlin. Foto: Vijeyaranjan
Warum genau wollen Sie in den Bundestag einziehen?
Es gibt viele Probleme, die gelöst werden müssen und bislang gibt es nur wenige Politiker, die sich wirklich darum bemühen. Ich löse gerne Probleme – und habe keine Angst davor, Verantwortung zu tragen. Deshalb möchte ich mich im Bundestag zügig etablieren und anfangen, die Probleme abzuarbeiten.
Welche politischen Ideen wollen Sie dort in erster Linie umsetzen?
Ein Hauptanliegen von mir ist die Einführung der 20-Stunden-Woche. Die Menschen haben kaum noch Zeit für sich und ihre Lieben, was sich wiederum auf ihre physische und psychische Gesundheit auswirkt. Sie werden dadurch auch zu leichteren Opfern für extremistische Ideologien, da die Zeit für das kritische Denken fehlt. Ein weiteres wichtiges Anliegen von mir ist die Einführung einer Einkommens- und Vermögensobergrenze, um die Ungleichheit zu bekämpfen. Wohlstand ist ein Menschenrecht und dadurch, dass das Vermögen ungleich verteilt ist, wird einer großen Mehrheit ihr Recht auf Wohlstand verwehrt.
„Jeder Bürger muss sich an die eigene Nase fassen“
Welche Themen aus ihrem Wahlkreis wollen Sie „im fernen Berlin“ in den Fokus rücken?
Dazu kann ich nicht viel sagen, da ich noch nicht lang genug in Deggendorf lebe. Allerdings habe ich schon von vielen Beschwerden über die schlechten ÖPNV-Anbindungen sowie das dürftige medizinische Versorgungsnetz gehört.
Inwiefern ist es überhaupt möglich, Themen des ländlichen Raums, der in Sachen Aufmerksamkeit und Bedeutung den Großstädten und Metropolregionen hinterherhinkt, auf Bundesebene zu platzieren?
Es sollte uns allen um das Wohl aller gehen. Also sind die Probleme des ländlichen Raums genauso wichtig und müssen entsprechend behandelt werden. Zumal viele Regionen mit den gleichen oder ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, die sich teilweise nur auf Bundesebene lösen lassen.
Die Politikverdrossenheit, insbesondere was die Bundespolitik betrifft, nimmt immer mehr zu. Wie wollen Sie diesem Trend entgegenwirken?
Hier muss sich jeder einzelne Bürger an die eigene Nase fassen. Die Demokratie braucht politisch aktive Bürger. Mit der Teilnahme an einer Wahl ist es nicht getan. Hier kommt die 20-Stunden-Woche ins Spiel. Sobald die Menschen mehr Zeit haben, sollten sie sich auch politisch etwas mehr engagieren.
„…umso eher neigt der Mensch zum Extremismus“
Wie bewerten Sie generell das „Ampel-Aus“ und die in der Folge notwendig gewordenen vorgezogenen Wahlen?
Es war längst überfällig. Leider haben die größeren Parteien in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass die Ampel nicht bereit war, Verantwortung zu übernehmen.
Die politisch (extremen) Ränder freuen sich über wachsenden Zuspruch in der Wählergunst. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung? Ist aufgrund dieser Entwicklung ein freies, offenes und demokratisches Deutschland ihrer Meinung nach in Gefahr?
Dazu ist schon viel veröffentlicht worden. Die bisherigen Regierungsparteien haben darin versagt, Probleme zu lösen und die Nöte der Bevölkerung ernst zu nehmen. Je schlechter es einem Menschen geht, umso eher neigt er zum Extremismus. Unsere Demokratie ist schon längst in Gefahr und die bisherigen Regierungen weigern sich, die Bundesrepublik Deutschland vor seinen inneren Feinden zu verteidigen. Diese Wahl und die nächsten Jahre werden darüber entscheiden, ob Deutschland – wie beispielsweise Afghanistan – in die Vergangenheit fällt oder nicht.
„Wünsche mir, dass der Staat für die Zukunft gewappnet ist“
Welcher Person/ welcher Partei geben Sie am 23. Februar ihre Stimme?
Ich werde die Linke wählen, weil alle anderen Parteien in den bisherigen Bundesregierungen versagt haben.
Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft: Welche drei Dinge wünschen Sie sich für die Bundesrepublik Deutschland?
Ich wünsche mir, dass die deutsche Bevölkerung wieder in Wohlstand lebt, der Staat für die Zukunft gewappnet ist und eine Vorreiterrolle in der Welt übernimmt.
Vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg am 23. Februar.
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer