Hagengrub. Der gestiefelte Kater, Hänsel und Gretel, Frau Holle, Rotkäppchen, der Froschkönig – sie alle (und noch viele mehr) erwarten abenteuerlustige Kinder im Wald bei Hagengrub (Gde. Prackenbach). Genauer: im Märchenwald. Künstlerin Rosi Baumgartner hat ihn nahe ihres Ateliers gestaltet – und seit Bestehen stets erweitert.

Allerlei Farben, Pinsel, Leinwände und andere Malutensilien häufen sich in der Arbeitswelt der Künstlerin, die in Hagengrub bei Prackenbach daheim ist. „Das ist mein Rückzugsort, meine Meditation, meine Berufung“, sagt sie und strahlt. Ein Pinselstrich hier, ein kleine Wischtechnik da. Baumgartners Hände wirbeln nur so über das Holz. Sie hat ein weiteres Werk gefertigt, das den Märchenfiguren Gesellschaft leistet: Der Froschkönig darf sich über seine Prinzessin freuen. Gemalt ist sie auf einer Schaltafel aus Holz. Durch die Eisenhalterung sei das witterungsbeständiger als ein normales Brett.
„Kunst für die Öffentlichkeit“
„So genau geht es nicht, die Bilder sollen ja aus der Ferne wirken“, beschreibt sie, während sie die goldene Kugel gekonnt schattiert. Das sei schon etwas anderes als Auftragswerke, da komme es natürlich auf jede Kleinigkeit an. Auf die Idee, den Wald gleich neben ihrem Wohnhaus zu dekorieren, kam sie zu Beginn der Corona-Zeit. Einerseits habe man da viel Zeit gehabt, andererseits wollte sie den Kindern – damals noch vorwiegend aus der Umgebung – etwas Schönes in dieser trostlosen Zeit bieten. „Kunst für die Öffentlichkeit ist mein größter Wunsch. Ich möchte meine Kunst an andere weitergeben.“

Mittlerweile sind die Gemälde und Stationen im Märchenwald um ein Vielfaches angewachsen. „Fertig sein wird er niemals“, sagt die Künstlerin. Es gebe immer neue Einfälle, wie zum Beispiel das Hirschgehege mit Holzhirschen und echten Geweihen und einer Futterkrippe. Oder ein Fuchsbau, ein Dornröschenschloss sowie eine Station, die sich um die Lausbuben Max & Moritz Auch einen zweiten Märchenwald gibt es, der zum Chalet-Dorf ihres Bruders in der Oberpfalz gehört.
Rosi Baumgartner hat die Prinzessin mit ihrer goldenen Kugel neben den grünen Froschprinzen drapiert, der am Brunnenrand sitzt. Der Winterwald sei optimal für einen kleinen Ausflug mit der Familie. Und langweilig wird es bestimmt nicht: Für die Größeren gibt es mittlerweile sogar Audiodateien mit den passenden Märchen, die mittels App an den jeweiligen Stationen abgespielt werden können. Außerdem gibt es viele Aktiv-Stationen, die immer mehr werden: ein Holz-Xylophon, eine bemalte Kuckucksuhr mit Klangsaiten im Inneren, alte Kuhglocken zum Läuten und ausgediente Fahrradklingeln, befestigt an einem Holzrahmen. „Günstige Unterhaltung“ nennt Baumgartner dies schmunzelnd – „für Kinder das Höchste!“ Weiterhin gibt es zahlreiche Holz-Throne, auf denen die Kinder selbst König und Königin sein können, Guckloch-Bilder oder Balancier-Möglichkeiten und vieles mehr.
Spendenbox für Kindergärten und Kiwanis
Schon als sie damit anfing, hätten viele sie darauf hingewiesen, doch eine Spendenbox aufzustellen, erzählt die Künstlerin. „Für Materialkosten – aber das wollte ich nicht.“ Alles sollte komplett ehrenamtlich bleiben. Stattdessen hängt nun am Haus der Hexe von Hänsel und Gretel eine Spendenbox für die beiden Kindergärten in der Gemeinde Prackenbach und für Kiwanis Viechtach. „Lieber sollen die Leute wohltätige Zwecke unterstützen.“ Und es sei über die Jahre auch schon eine beachtliche Summe zusammen gekommen.
Lächelnd und stolz lässt sie ihren Blick noch einmal über den märchenhaften Winterwald schweifen. Ihre Gemälde stellt die Hagengruberin auch regelmäßig beim Prackenbacher Weihnachtsmarkt aus – sehr zur Freude der Buben und Mädchen. Getreu ihrem Motto: Kunst für die Allgemeinheit.
Lisa Brem