Spiegelau. Hallo, mein Name ist Simon Mühl, ich bin 29 Jahre alt, komme aus Spiegelau und möchte im Rahmen eines Hog’n-Gastbeitrages von meinem Weg zurück ins Leben erzählen – und von meinem großen Traum, mich als Fotograf selbstständig zu machen.
Ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr mit Typ-1-Diabetes. Eine Herausforderung, die ich stets angenommen habe, ohne mein Leben davon dominieren zu lassen. Doch im Frühjahr 2024 wurde alles anders. Während einer Fotoreise nach Irland mit meiner Mutter vor etwas mehr als einem halben Jahr erlitt ich einen schweren Herzinfarkt. Ein Moment, der mein Leben unwiderruflich veränderte.
Ein Anker inmitten eines Ozeans aus Angst und Schmerz
15 Minuten lang blieb mein Herz stehen. 15 Minuten, die über Leben und Tod entschieden. Ein mutiger Feuerwehrmann, dessen Name mir aufgrund der traumatischen Ereignisse leider entfallen ist, führte unermüdlich Herz-Lungen-Wiederbelebung durch, bis ein Rettungshubschrauber mich ins Universitätskrankenhaus nach Cork brachte.
Dort begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Mein behandelnder Kardiologe, Dr. Ronan Curtin, kämpfte mit seinem Team darum, mich am Leben zu halten. „Es ist noch nicht vorbei, Simon“, sagte er zu mir, als ich das erste Mal wieder bei Bewusstsein war. „Aber du musst jetzt mitkämpfen.“ Seine Worte waren ein Anker inmitten eines Ozeans aus Angst und Schmerz.
Es zerreißt mir das Herz…
Während ich auf der Intensivstation ums Überleben rang, war meine Mutter ganz in meiner Nähe. Sie wurde in Brù Columbanus, einer kostenlosen Unterkunft neben dem Krankenhaus, untergebracht. Obwohl sie kein Englisch sprach und sich in einem fremden Land völlig allein fühlte, war sie jeden Tag an meinem Bett, hielt meine Hand und tröstete mich, während ich mit jedem Atemzug um mein Leben kämpfte. Es zerreißt mir das Herz, dass ich ihr diesen immensen Stress zugemutet habe. Einer Frau, die mich mein Leben lang beschützt und unterstützt hat.
Mein Vater, der wegen seiner eigenen gesundheitlichen Probleme – er hatte vor einigen Jahren selbst einen Herzinfarkt – nicht bei der Reise dabei sein konnte, nahm Zuhause eine enorme Last auf sich: Er koordinierte Versicherungsfragen, organisierte meinen Rückflug und sorgte dafür, dass die bürokratischen Hürden überwunden wurden. Sein Einsatz aus der Ferne war für mich ebenso lebenswichtig wie derjenige der Ärzte vor Ort.
Und dann war da noch mein bester Freund: Luma. Ein Texaner und ehemaliger American-Football-Trainer, der seit vielen Jahren im Bayerischen Wald lebt. Er übersetzte Dokumente, half meinem Vater bei den sprachlichen Barrieren und bot sogar an, nach Cork zu fliegen, um uns direkt zu unterstützen. Zu wissen, dass er bereit war, alles stehen und liegen zu lassen, um für mich da zu sein, gab mir in den dunkelsten Stunden Kraft.
Diese Worte trafen mich sehr
Nach vier Wochen auf der Intensivstation, in denen meine Überlebenschance zwischen 15 und 20 Prozent lag, wurde ich ins Deutsche Herzzentrum München verlegt. Dort begann die nächste Phase: Rehabilitation und Verarbeitung. In der Klinik in Windischbergerdorf kämpfte ich mich Schritt für Schritt von einer Herzleistung von nur 35 Prozent auf 65 Prozent zurück.
Doch auch nach der Reha blieb mein Leben von Unsicherheiten geprägt. Der Versuch, in meinen Beruf als Ergotherapeut zurückzukehren, scheiterte zunächst. Der Kostenträger erklärte, meine Wiedereingliederung sei aussichtslos – und meinte abwertend, ich solle mich doch einfach krankschreiben lassen oder direkt Frührente beantragen. Diese Worte trafen mich sehr.
Meine Arbeitgeberin zeigte nicht nur Mitgefühl
Doch dann geschah etwas, das mir neuen Mut gab: Meine Arbeitgeberin zeigte nicht nur Mitgefühl, sondern echten Glauben an mich. Sie bot mir einen neuen Arbeitsvertrag mit weniger Stunden an, der an meine Belastungsgrenzen angepasst war. Noch berührender war, dass viele meiner Patienten nach mir gefragt hatten. Als ich sie schließlich im regulären Arbeitsbetrieb wiedersehen konnte, spürte ich, dass ich trotz meiner Vorgeschichte noch einen positiven Unterschied im Leben anderer machen konnte.
Simon Mühl, einige seiner Werke und das Gefühl, „wieder ganz ich selbst zu sein“
Die Rückkehr zur Fotografie war eine noch größere Herausforderung. Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und eine lähmende Unsicherheit begleiteten mich bei jedem Schritt. Szenen, die ich früher intuitiv erfasst hätte, wirkten plötzlich kompliziert und unlösbar. Oft zögerte ich, den Auslöser zu drücken. Aus Angst, das Bild könnte nicht gut genug sein. Und doch gab es diese besonderen Momente. Ein gelungenes Foto, ein Augenblick, in dem ich das Gefühl hatte, wieder ganz ich selbst zu sein.
Trotzdem bleibt die Angst ein ständiger Begleiter. Ich frage mich oft, ob mein Herz der Belastung standhält, ob ich mir zu viel zumute. Gleichzeitig habe ich aber auch erkannt, dass jeder Moment, den ich noch erleben darf, ein Geschenk ist.
Der Ort, an dem mein altes Leben endete und mein neues begann
Nun möchte ich diesen zweiten Lebensabschnitt nutzen, um meinen Traum zu verwirklichen und mit meiner Fotografie anderen Menschen Hoffnung und Inspiration zu schenken. Doch dafür brauche ich Unterstützung. Ich brauche professionelles Equipment und das notwendige Startkapital für meine Selbstständigkeit.
Mein erstes großes Projekt wird ein Fotobuch mit Bildern aus Irland sein – eine Rückkehr an den Ort, an dem mein altes Leben endete und mein neues begann. Dieses Buch wird nicht nur die Schönheit Irlands zeigen, sondern auch meinen persönlichen Weg – vom Kampf ums Überleben bis zu einem neuen Kapitel voller Hoffnung und Dankbarkeit.
„Es ist noch nicht vorbei, bis du gewinnst“, sagte Dr. Curtin zu mir. Und genau das habe ich vor: zu gewinnen – nicht nur für mich, sondern auch, um anderen zu zeigen, dass ein Neuanfang möglich ist.
Euer Simon Mühl
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Um Simon Mühl seinen Weihnachtswunsch zu erfüllen, hat das Onlinemagazin da Hog’n in Zusammenarbeit mit „Waidler helfen e.V.“ eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Mit Eurer Unterstützung möchten wir es möglich machen, dass der 29-Jährige seiner Leidenschaft, der Fotografie, auf professionelle Weise nachgehen kann. Wir haben dafür extra ein Spendenkonto eingerichtet:
Waidler helfen e.V.
Verwendungszweck: Simon Mühl
VR GenoBank DonauWald eG
IBAN: DE53 7419 0000 0002 7250 37
BIC: GENODEF1DGV
(Spenden bis zu 200 Euro können durch Vorlage des Bankeinzahlungsbeleges (Kontoauszug) steuerlich geltend gemacht werden. Für Summen, die darüber hinaus gehen, wird eine Spendenquittung ausgestellt – einfach eine Mail mit den Kontaktdaten an hackl.tanja@maler-eiler.de schicken. Wir erledigen den Rest.)