Jandelsbrunn. „Das schlägt dem Fass den Boden aus!“ – „Stampft die ganze Bande ein, Deckel drauf und gut ist“ – „Wo man hinschaut, scheinen oftmals Manager die Ursachen der Probleme zu sein„. Die Reaktionen der Hog’n-Leserschaft auf die in dieser Woche bekannt gewordenen polizeilich-staatsanwaltschaftlichen Korruptionsvorwürfe gegen die Führungsetage des Reisemobilherstellers Knaus Tabbert sind unmissverständlich. Das Unternehmen hat – wie berichtet – bereits Konsequenzen gezogen und die Verträge von Werner Vaterl (COO) und Gerd Adamietzki (CSO), denen zur Last gelegt wird, Bestechungsgelder von Zulieferbetrieben entgegengenommen und im Gegenzug diese bei Auftragsvergaben bevorzugt behandelt zu haben, „mit sofortiger Wirkung“ gekündigt.
Vaterl und Adamietzki, die nach der groß angelegten Durchsuchungsaktion am Mittwoch noch am selben Tag aufgrund von Fluchtgefahr in Untersuchungshaft genommen wurden, befinden sich aktuell in unterschiedlichen bayerischen Justizvollzugsanstalten. „Wie lange die Untersuchungshaft andauern wird, hängt zum Beispiel vom weiteren Gang der Ermittlungen ab“, wie Oberstaatsanwalt Stefan Mayridl auf Hog’n-Nachfrage mitteilt.
Datensicherung bis in die Nachtstunden
Es gebe eine Vielzahl an elektronischen Daten und zahlreichen Beweismitteln, die bei den jüngsten Durchsuchungen in der Jandelsbrunner Firmenzentrale sowie in Werner Vaterls privatem Wohnanwesen in Hinterschmiding (Landkreis Freyung-Grafenau) sichergestellt worden sind und nun ausgewertet werden müssen. Ebenso sei die Dauer der U-Haft abhängig von weiteren Zeugenaussagen und etwaigen Einlassungen der Beschuldigten, erläutert Mayridl weiter. „Eine Prognose ist insoweit derzeit nicht möglich.“
In den Geschäftsräumen des Unternehmens wurden dem Landshuter Oberstaatsanwalt zufolge am Mittwoch insbesondere Unterlagen in schriftlicher und elektronischer Form gesucht und beschlagnahmt. Dazu waren rund 30 Polizeibeamte und eine Staatsanwältin vor Ort. Die Durchsuchung habe vormittags begonnen und bis etwa 16 Uhr gedauert. „Die Sicherung von elektronischen Daten lief noch bis in die Nacht hinein“, schildert Mayridl die Vorgänge vor Ort.
In Hinterschmiding, wo ebenfalls ein Großaufgebot der Polizei zugange war, konnte man beobachten, wie die Einsatzkräfte mehrere hochwertige „Nostalgie-Traktoren“, die offenbar aus der privaten Sammlung Werner Vaterls stammen, auf Tieflader verfrachtet wurden. Die Fahrzeuge sind im Anschluss abtransportiert worden. „Die Traktoren wurden aus Gründen der Vermögensabschöpfung mitgenommen und befinden sich nunmehr bei einer Spezialfirma, mit der bei der Sicherung von Vermögenswerten zusammengearbeitet wird“, teilt Stefan Mayridl dazu mit. Eine Entscheidung, wie mit den Traktoren weiter verfahren werde – Verkauf, Auslösung oder Rückgabe – sei bis dato noch nicht getroffen worden.
Gab es eine Art Whistle-Blower?
Indes hat sich mittlerweile herausgestellt, dass es sich bei dem dritten Tatverdächtigen nicht um Wolfgang Speck, das einsteige geschäftsführende Knaus-Tabbert-Vorstandsmitglied, das im Oktober das Unternehmen „aus persönlichen Gründen“ verlassen hatte, handelt. Wie u.a. das „manager magazin“ berichtet, tauchten im Netz nach Bekanntwerden der Vorwürfe Spekulationen auf, dass der ehemalige CEO zu den Beschuldigten zählen könnte. „Das ist jedoch falsch“, wie die Landshuter Staatsanwaltschaft gegenüber dem Magazin ausdrücklich mitteilte. Es sei reiner Zufall, dass auch Speck eine saarländische Investmentfirma leite – und man deshalb den Schluss hätte ziehen können, auch er sei in die mutmaßliche Korruptionsaffäre involviert, da die Polizei am Mittwoch auch im Saarland bei einer Investmentfirma Durchsuchungen angestellt hatte.
Die mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen sind jedenfalls keine „kleine Nummer“, sondern durchaus beträchtlichen Umfangs. Eine Summe von mindestens 50.000 Euro steht im Raum, da die Staatsanwaltschaft Landshut von einem „besonders schweren Fall der Bestechlichkeit“ ausgeht.
Eine von mehreren bis dato unbeantworteten Fragen, die sich nicht nur die Hog’n-Leser stellen, lautet wie folgt: Wie kamen Polizei und Staatsanwaltschaft den Tatverdächtigen auf die Spur? Gab es eine Art Whistle-Blower, der die Sache ins Rollen brachte? Gab es Auffälligkeiten in Firmenunterlagen? Bei der Steuer? Es bleibt abzuwarten, ob, wann und inwiefern es darauf eine Antwort gibt. Das Unternehmen Knaus Tabbert, das sich in der Angelegenheit in der Opferrolle wähnt, möchte laut Pressemitteilung jedenfalls im Rahmen der Ermittlungen „in vollem Umfang mit den Behörden kooperieren“ und habe dazu eine interne Untersuchung eingeleitet, „um alle Ursachen zu klären, die zu dieser Situation beigetragen haben könnten“.
Stephan Hörhammer