Freyung. In der Stadt Freyung selber wird schon länger darüber diskutiert – und mit einem Post in der Hog’n-Facebook-Gruppe „Du kommst aus Freyung-Grafenau, wenn…„ hat dieses Thema auch die sog. Sozialen Medien und sowie unsere Redaktion erreicht: Abends erhöht die Hauer-Tankstelle in der Kreisstadt ihre Preise. Teilweise sehr deutlich. Ein „Preiswucher“, der vielen Hiesigen sauer aufstößt, wie unter anderem die eingangs erwähnte Facebook-Debatte zeigt. „Wer dort tankt, ist selber schuld!“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer User echauffiert sich: „… für mich eine bodenlose frechheit sowas geht ja goar ned.“ Wir haben beim Inhaber und Betreiber nachgefragt.
Matthias Hauer kennt all diese negativen Stimmen über seine Tankstelle. Es ist ihm ein Anliegen, in diesem Zusammenhang einige Dinge klar zu stellen. Der 47-Jährige betreibt die Station am Ortsausgang der Stadt in zweiter Generation – als sog. „Freie Tankstelle“. Heißt: Der Freyunger Unternehmer kauft seine Kraft- und Schmierstoffe auf eigene Rechnung – und nicht über das Vertriebssystem eines Konzernes wie Shell, Aral oder BP. „Im besten Falle lande ich einen Glücksgriff und komme an besonders günstigen Benzin oder Diesel“, zählt Matthias Hauer einen Vorteil auf. Einer der Nachteile: „Ist beispielsweise eine Zapfsäule kaputt, muss ich die Reparatur selber zahlen.“
„Wir haben einen Notdienst“
Als „Freie Tankstelle“ hat der 47-Jährige freiere Hand, was die Gestaltung der Preise für die Endabnehmer sowie die Öffnungszeiten betrifft. Und als findiger Geschäftsmann hat Hauer in beiderlei Hinsicht eine Marktlücke ausgemacht: Mitbewerber im unmittelbaren Umkreis schließen um 20 Uhr – wer danach noch tanken will oder vielleicht sogar muss, sitzt wortwörtlich auf dem Trockenen. „Erst kürzlich war ein Urlauber, der zufällig in Freyung strandete und dessen Tank leer war, unglaublich glücklich, weil wir noch offen hatten“, macht der Unternehmer deutlich.
Natürlich, so betont er weiterführend, seien die ausgedehnten Öffnungszeiten – gerade in der Nacht – mit einem deutlichen Mehraufwand an Kosten verbunden. Hauer musste eigens Personal einstellen und stellte mehr oder weniger auf Zwei-Schicht-Betrieb um. „Zudem ist beispielsweise der Strom in der Nacht teurer.“ Dies mache den Preisanstieg nach 20 Uhr unverzichtbar, rechnet der Tankstelleninhaber und -betreiber vor – und zieht einen Quervergleich: „Auch der Heizungsbauer kostet mehr, wenn er außerhalb der üblichen Zeiten kommen muss. Genauso die Apotheke. Genau einen derartigen Notdienst haben wir auch.“
„Das ist eine Frechheit!“
Inwiefern er die Literpreise anpasst, kalkuliert der Geschäftsmann immer wieder aufs Neue – in Abhängigkeit seiner eigenen Ausgaben. Dass in diesem Zusammenhang Fingerspitzengefühl gefragt ist, wisse er. Was er nicht verstehen könne, sind die bösen Zungen aufgrund seiner Vorgehensweise. „Wir werden oft als Abzocker hingestellt – das ist eine Frechheit“, findet Matthias Hauer klare Worte. „Und das tut mir weh, weshalb ich am überlegen bin, nun doch um 20 Uhr zuzusperren. Dann kann allerdings beispielsweise auch das Rote Kreuz nach Einsätzen in der Nacht nicht mehr bei mir tanken.“
Noch einmal betont der Freyunger, dass er seine besonderen Öffnungszeiten als „Serviceleistung“ versteht. „Es muss ja auch nicht sein, dass man volltankt – fünf Liter als Überbrückung reichen ja oft“, verdeutlicht Matthias Hauer. Von Preiswucher kann deshalb ihm zufolge nicht die Rede sein. Denn die Mehrkosten bedeuten für ihn keine Mehreinnahmen. Und darüber kann man nicht diskutieren…
Helmut Weigerstorfer