Zwiesel. Für einen regelrechten Schock bei Imkern und Verbrauchern hat eine neue DNA-Analyse von Honigproben aus deutschen Supermärkten gesorgt, die vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund sowie dem Europäische Berufsimkerbund (EPBA) veranlasst wurde. Das Ergebnis: 80 Prozent der beprobten Erzeugnisse sind gefälscht und mit Fruktosesirup gepanscht. Das betrügerische Ausmaß ist enorm. Die Imker fordern nun entsprechende Maßnahmen.
So wie Rene Hansl. Er ist ein erfahrener Imker aus dem Bayerischen Wald, der sich der Herstellung hochwertiger Imkereierzeugnisse verschrieben hat. Er betreut rund 40 Bienenvölker und ist Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Zwiesel. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich als Wespen- und Hornissenberater für die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen. Dem Hog’n berichtet er im Folgenden seine Einschätzung von den Untersuchungsergebnissen und zeigt Verbrauchern praktische Wege auf, wie sie echten Honig finden und die regionale Imkerei unterstützen können.
„Nur drei der Honige waren echt“
Herr Hansl, es gibt eine alarmierende Meldung über gefälschten Honig in deutschen Supermärkten. Können Sie uns kurz die Ergebnisse der Untersuchung erklären?
Hansl: Ja, es ist tatsächlich ein Schock. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund hat Proben von Honigen aus deutschen Supermärkten in einem Labor untersuchen lassen. Die Ergebnisse der DNA-Analyse zeigen, dass 80 Prozent der beprobten Honige gefälscht sind. Von den 30 getesteten Honigen waren 25 gestreckt. Das bedeutet, sie enthielten Zusätze wie Fruktosesirup, der künstlich hergestellt wurde. Nur drei der Honige waren echt.
Was genau steckt hinter dieser Fälschung? Wie wird der Honig gestreckt?
Hansl: Bei diesen Fälschungen wird Fruktosesirup verwendet, der von genetisch modifizierten Bakterien hergestellt wird. Dieser Sirup enthält fast keine DNA und imitiert das Zuckerprofil des echten Honigs, was es herkömmlichen Labortests sehr schwer macht, Fälschungen zu erkennen. Erst durch eine spezielle DNA-Sequenzierung konnte das bewiesen werden.
Wie können Verbraucher überhaupt feststellen, ob sie echten oder gefälschten Honig kaufen?
Hansl: Das ist für den Laien leider nicht immer ganz einfach. Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte: Echte Honigsorten haben in der Regel ein komplexeres Aroma, das länger im Mund bleibt, während gefälschter Honig oft einen merkwürdigen Geschmack hat, der schnell abflacht. Auch die Konsistenz kann ein Hinweis sein – echter Honig kristallisiert mit der Zeit, während viele der gestreckten Produkte länger flüssig bleiben. Trotzdem ist es am sichersten, Honig direkt beim Imker zu kaufen, den man kennt.
„Viele Imker stehen kurz vor dem Aufgeben“
Viele Menschen greifen im Supermarkt zum Honig, weil er günstig ist. Woran liegt es, dass echter Honig im Vergleich teurer ist?
Hansl: Echtheit hat ihren Preis – und das liegt vor allem an der aufwändigen Herstellung. Bienen brauchen Zeit, um den Nektar zu sammeln und in Honig zu verwandeln. Und das Imkern erfordert viel Sorgfalt und Geduld. Ein Glas Honig für 1,99 Euro kann diesen Aufwand einfach nicht widerspiegeln. Wenn ein Honig so billig angeboten wird, ist es fast sicher, dass es sich nicht um reinen Honig handelt. Es ist daher wichtig, den Wert von echtem, regionalem Honig zu schätzen und auch bereit zu sein, dafür etwas mehr zu zahlen.
Wie sehen Sie die Rolle der Politik bei diesem Problem? Gibt es Maßnahmen, die helfen könnten, diesen Betrug einzudämmen?
Hansl: Die Politik ist hier definitiv gefordert. Wir benötigen strengere Kontrollen und vor allem schärfere Maßnahmen gegen den Import von Billighonigen, die gestreckt sind. Es ist wichtig, dass die Regierungen und auch die EU-Kommission handeln und den Verbraucherschutz stärken. Aktuell beobachten wir jedoch, dass der Markt zunehmend von gefälschten Produkten überschwemmt wird – und das schadet sowohl den Imkern als auch den Verbrauchern. Fälschungen in diesem Ausmaß müssen als organisierte Kriminalität behandelt werden.
Wie hat sich dieser Preisdruck auf die Imker ausgewirkt?
Hansl: Der Preisdruck ist enorm. In manchen europäischen Ländern haben bereits drei Viertel der Berufsimker aufgegeben, weil sie wirtschaftlich nicht mehr überleben können. Es ist einfach unmöglich, mit Billigprodukten, die teilweise sogar gefälscht sind, zu konkurrieren. Viele Imker stehen kurz vor dem Aufgeben – und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Artenvielfalt und den Umweltschutz, da Bienen eine zentrale Rolle im Ökosystem spielen.
Wie kommen Verbraucher zu echtem Honig?
Was können Verbraucher tun, um sicherzustellen, dass sie echten Honig kaufen?
Hansl: Am besten ist es, Honig direkt beim Imker in der Nachbarschaft zu kaufen. So haben sie die Gewissheit, dass der Honig nicht nur echt, sondern auch nachhaltig und regional produziert wurde. Zudem können sie sich oft persönlich vor Ort ein Bild machen und sehen, wie die Bienen gehalten werden. Das stärkt die regionale Landwirtschaft und schützt gleichzeitig die Umwelt. Außerdem gibt es viele kleine Imkereien, die inzwischen auch online echten Honig anbieten.
Wenn Verbraucher gerne Honig vom Imker kaufen möchten, wie kommen sie am besten mit einem regionalen Imker in Kontakt?
Hansl: Wenn man keinen Imker in der Nähe kennt, kann man sich an den örtlichen Imkerverein wenden. Dort wird einem gerne ein Kontakt zu einem Imker vermittelt. Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Führung auf einem Lehrbienenstand zu besuchen. Diese werden meist von Imkervereinen angeboten. Dort kann man oft auch direkt den Honig der Vereinsmitglieder kaufen. Solche Gelegenheiten bieten nicht nur wertvolle Einblicke in die Imkerei, sondern auch die Möglichkeit, echte, unverfälschte Produkte zu erwerben.
Vielen Dank für die Informationen.
da Hog’n