Lohberg. Alois Frisch aus Lohberg ist viel unterwegs – mit dem Fahrrad genauso wie zu Fuß. Und er liest viel. Da verwundert es nicht, dass er beides kombiniert – etwa, wenn er sich zu einem biografischen Schmugglerroman die passende Wanderroute sucht.
Das Buch „Schmuggler im Glück“ von Josef Holub hat es ihm vor einiger Zeit angetan. Der Autor beschreibt die abenteuerlichen Schmugglertätigkeiten des Protagonisten „Josef Böhm“, wobei er alles als junger Mann selbst erlebt hat.
Schmuggel als Ausweg aus der Armut
In französischer Kriegsgefangenschaft ist Josef als Minensucher eingesetzt und erlebte, wie viele Kameraden bei der Minensuche ihr Leben verloren. Er entschied, zu fliehen. Denn „mehr als sterben“ könnte auch ihm nicht passieren. So schlug er sich quer durch Deutschland durch, um seine böhmische Heimatstadt Neuern (heute Nyrsko) zu erreichen. Die Mutter erkannte ihren abgemagerten Sohn kaum wieder. Doch die Freude währt nur kurz, denn da Josef keine Dokumente bei sich hat, gilt er auch in Böhmen als illegal und kann die Lebensmittelmarken, die nach dem Krieg ausgegeben werden, nicht in Anspruch nehmen. Sein tschechischer Cousin Frantisek ist hingegen einigermaßen wohlhabend, weil er sich durch den gefährlichen Schmuggel über die Grenze jede Menge Geld verdient. Josef schließt sich seinem Cousin an.
In „Schmuggler im Glück“ beschreibt Josef Holub den Weg, den die beiden über die böhmisch-bayerische Grenze nehmen. Der Leser kann gut nachempfinden, welche Angst Josef hat, denn von den Grenzsoldaten entdeckt zu werden, hätte den sicheren Tod bedeutet. „Holubs Bücher waren so erfolgreich, dass sie schon in zehn Sprachen übersetzt wurden“, erklärt Alois Frisch.
Exakt diesen Weg, den Josef damals von Neuern/Nyrsko über den Rantscherwald nach Helmhof (bei Rittsteig) genommen hat, hat sich Alois Frisch gesucht. Er hat schon jahrzehntelang seine Heimat erkundet – und er lernte schon viele Jahre vor der Grenzöffnung die tschechische Sprache. Nach der Wende genoss er es, endlich Böhmen kennenlernen zu können und so sind vor allem auch grenzüberschreitende Wanderungen seine „Spezialität“.
Routenbeschreibung
Für diese Wandertour fährt man am besten mit zwei Autos: eines lässt man am Wanderparkplatz in Neurittsteig (oder am Weiler Helmhof) stehen, mit dem zweiten Auto fährt man nach Nyrsko. Es verkehrt aber auch ein Wanderbus, mit dem man von Rittsteig nach Nyrsko fahren kann.
In Neuern/Nyrsko beginnt die Wanderung: Es geht aus dem Zentrum hinaus hoch in den Rantscherwald, wobei man dabei an der „Sauebene“, einem ehemaligen Forsthaus, dem Weiler Dörrstein und dem verschwundenen Dorf Hinterhäuser vorbeikommt.
Im Sommer ’24 führte Alois Frisch zwei Freunde aus Regensburg auf dem Weg – auch sie haben nicht nur Interesse am Wandern, sondern auch an Literatur. Angela Kreuz und Dieter Lohr sind Schriftsteller, Dieter hat zugleich einen Hörbuchverlag gegründet. „Wir gehen gern mit Alois, weil er so unglaublich viel weiß“, sind sie auch diesmal begeistert. Dass sie unterwegs in der Nähe der „Zigeuner-Gasse“ tatsächlich einen „Zigeuner“ finden, macht das Wandererglück perfekt. Als „Zigeuner“ bezeichnet man einen Pilz mit dunkelbrauner Kappe und einer samtroten Unterseite. Auf Hochdeutsch wird er Hexenröhrling genannt, auf tscheschich „Kovar“, was übersetzt wiederum „Schmied“ heißt.
Neu auch in der App „WanderKultur“
Derlei interessantes Wissen, wie es Alois Frisch hat, ist auch für das Projekt „WanderKultur“ besonders wertvoll. Die hier beschriebene Schmugglertour findet sich deshalb seit neuestem auch unter der Rubrik „Bayern-Böhmen“ in der App. Dort wird man nicht nur navigiert (inkl. Informationen zu Anfahrt, Wanderbus etc.), sondern erfährt von Alois Frisch an den markanten Plätzen, wie es Josef damals an dieser Stelle ergangen ist.
Er liest Passagen aus dem Buch, die sich die Wanderer (wenn sie die Tour daheim heruntergeladen haben) im Gelände ohne Internetverbindung anhören können. „Ich finde es wirklich ganz herausragend, was der Bayerische Wald-Verein mit diesem neuen Angebot WanderKultur auf die Beine stellt“, freut sich Alois Frisch. Er hat 2012 mit dem Titel „Über sieben Berge – Perlen für Mountainbiker und Wanderer im Bayer- und Böhmerwald“ einen Radwanderführer veröffentlicht.
Auch diese Touren sollen nach und nach in WanderKultur integriert werden. „Damit schaffen wir gemeinsam etwas Bleibendes von großem Wert für die gesamte Region“, weiß Frisch.
Manuela Lang
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Eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischer Wald-Verein, dem Verein für Heimat- und Volkstumspflege, Kulturarbeit, Natur- und Landschaftsschutz sowie Wandern im Bayerischen Wald, der auch für das Projekt „WanderKultur“ verantwortlich zeichnet.