Ludwigsthal. Das Drama im Tier-Freigelände im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal nahm 2017 seinen Anfang. Im Oktober brachen damals sechs der neun dort beheimateten Wölfe aus dem Tier-Freigelände im Nationalparkzentrum Falkenstein aus (da Hog’n berichtete). Bis heute ist ungeklärt, wie dies geschehen konnte. Anfang August sind vier neue Jungwölfe in das Gehege eingezogen. Seit Dienstag sind die Tiere nun auch für Besucher sichtbar.
Rückblick: Nach dem Ausbruch der Wölfe wurde noch am selben Tag ein Exemplar von der Waldbahn überrollt. Nach Tagen erfolgloser Suche hatte die Nationalparkverwaltung beschlossen, die Tiere abschießen zu lassen, sofern sie sich nicht einfangen ließen – zwei Wölfe wurden in der Folge getötet. Zwei weitere wurden wahrscheinlich an der Grenze zu Österreich gesichtet, danach verliert sich deren Spur – und die Suche wurde eingestellt. Lediglich eine Wölfin – von Wolfsfreunden liebevoll „Mädi“ genannt – wurde in einer Lebendfalle eingefangen und ins Gehege zurück gebracht.
Vier Rüden, allesamt Brüder
Nachdem zwischenzeitlich wieder vier Tiere in Ludwigsthal heimisch waren, ereilte auch diese nach und nach das Schicksal: „Öhrli“, ein Wolf mit Knickohr, verstarb an Unterkieferkrebs. Im darauf folgenden Jahr mussten „Chef“ und „Stubs“ aufgrund von Altersschwäche das Zeitliche segnen. Von da an befand sich nur noch eine Wölfin im Gehege. Sie verstarb schließlich Ende August 2023 nach dem Versuch, sie ins Freigehege Neuschönau umzusiedeln.
Danach stand das große Gehege im Nationalparkzentrum Falkenstein fast ein Jahr lang leer. Die neue Nationalparkleiterin Ursula Schuster verkündete bereits kurz nach ihrem Amtsantritt, man suche intensiv nach Möglichkeiten, das Gelände neu zu besetzen. Schließlich wurde man in der Fasanerie Wiesbaden fündig. Ein Glücksfall, denn dort wurde es im Wolfsgehege langsam eng.
Schlussendlich entschied man sich für vier Rüden – allesamt Brüder, von denen zwei im Jahr 2022 und zwei im Jahr 2023 geboren sind. Gut einen Monat hatte das junge Wolfsquartett Zeit, sich hinter den Kulissen an ihre neue Umgebung und ihre neuen Pfleger zu gewöhnen. Am Dienstag durften die Vierbeiner nun erstmals das Hauptgehege des Tier-Freigeländes nutzen und sind ab sofort auch für Besucher sichtbar.
Wölfe als touristisches Zugpferd
„Uns freut es ungemein, dass damit unser Versprechen an die Region final eingelöst ist“, sagte Ursula Schuster bei einem den Wolfseinzug begleitenden Pressetermin. „Uns war es ein wichtiges Anliegen, unseren Besuchern hier im Nationalparkzentrum Falkenstein eine Attraktivitätssteigerung zu bieten – und da gehört die seit jeher faszinierende Tierart Wolf natürlich mit dazu.“ Auch deswegen investiert die Nationalparkverwaltung aktuell in die Sanierung des Aussichtsturms am Wolfsgehege, der schon in die Jahre gekommen war. Nach den umfangreichen Arbeiten wird dieser wohl ab Mitte November wieder nutzbar sein.
Die Tiere im Gehege können von nun an erstmal vornehmlich von der Holzbrücke, die sich über die Anlage spannt, bestaunt werden. „Erst Anfang August waren die vier Rüden aus dem rund 500 Kilometer entfernten Tierpark Wiesbaden zu uns gekommen“, erklärt Nationalpark-Sachgebietsleiter Marco Heurich.
Über die neuen Mitbewohner freute sich auch Gerd Lorenz, Bürgermeister von Lindberg: „Der Nationalpark mit seinen Einrichtungen ist für unsere Touristen natürlich das Zugpferd schlechthin“, sagte der Rathauschef. „Und mit den Wölfen werden die Besucherzahlen im Tier-Freigelände sicher nochmal steigen. Als Freudentag auch aus touristischer Sicht bezeichnete Robert Kürzinger, Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, den Einzug der Wölfe. „Die Tier-Freigelände zählen zu den nachgefragtesten Einrichtungen der Region, so dass die Wölfe sicher viele Gäste nachhaltig faszinieren werden.“
Fotos: Sabine Hamberger
Text: Matthias Heymann