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Zwiesel. Dort, wo einst die Schaufenster einladend geschmückt und mit allerlei Waren ausgestattet waren, herrscht nun gähnende Leere. Dort, wo man einst gerne entlang der Geschäftsfassaden flaniert ist, um sich über aktuelle Artikel und Produkte zu informieren, scheinen die Bürgersteige längst hochgeklappt zu sein. Die Leerstandsproblematik grassiert seit geraumer Zeit in den Innenstädten und Dörfern des Bayerischen Waldes. Einige Mitglieder von „HeimatUnternehmen„, einer Initiative der Ländlichen Entwicklung Bayern, wollen nun etwas dagegen unternehmen – mit einem sog. Pop-Up-Kaufhaus.
„Mit unserem Pop-Up-Kaufhaus möchten wir einen Raum schaffen, der die Vielfalt und das Potenzial der regionalen Produzenten und Kreativen in den Mittelpunkt stellt“, erklärt HeimatUnternehmerin Lisa Ditz, die für die Organisation mitverantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern will sie ein Zeichen für die lebendige Kraft der lokalen Wirtschaft und Kultur setzen. Im Interview mit dem Hog’n blickt sie auf das einmalige Projekt, die Leerstandsproblematik im Woid und den Stadt- und Dorfplatz von morgen…
Ehemaliges Schuhgeschäft wird zum Leben erweckt
Lisa: Wie kam es zur Idee eines „PopUp-Kaufhauses“ in Zwiesel? Wer steht hinter dem Projekt? Und: Was ist darunter eigentlich zu verstehen?
Die Idee kam aus den Reihen unserer HeimatUnternehmer. Wir haben letztes Jahr das regionale Verkaufsstandl auf der Landesgartenschau in Freyung für eine Woche mit zehn Unternehmern aus unserem Netzwerk bespielt. Beim Abschlussessen kam die Idee auf, das Ganze nochmal zu machen – und zwar größer und mit mehr Aufmerksamkeit. Dabei sind wir darauf gekommen ein leerstehendes Ladengeschäft in der Zwieseler Innenstadt zu bespielen.
Das Projekt haben Lisa Späthe und ich in unserer Funktion als HeimatEntwicklerinnen der Initiative HeimatUnternehmern Bayern initiiert – und 33 HeimatUnternehmen haben sich mit uns zusammengefunden, um das Pop-Up-Kaufhaus gemeinsam zu bespielen. Wir werden zusammen für zwei Tage ein ehemaliges Schuhgeschäft auf zwei Etagen zum Leben erwecken.
„Gnadenloser Optimismus, viel Engagement und viel Arbeit“
Wie akut ist denn die Leerstandsproblematik in den Orten im Bayerischen Wald? Und: Was muss passieren, um ihr entgegen zu wirken?
Die Leerstände im Bayerischen Wald nehmen vor allem in den Innenstädten immer mehr zu. Was passieren muss, kann man am Beispiel Freiräume Bad Kötzting sehen. Das ist eine Bürgerinitiative, die sich nach einen Impulsvortrag zum Thema Leerstand von uns in Bad Kötzting zusammengefunden hat. Die Gruppe hat es geschafft, in nur einem Jahr vier Leerstände in der Innenstadt wieder zum Leben zu erwecken. Und das geht nur durch gnadenlosen Optimismus, viel Engagement und viel Arbeit! Sie haben eine super Kampagne gestartet, betreuen jeden Interessenten mit Herzlichkeit – und machen immer wieder mit Aktionen in der Stadt auf sich aufmerksam.
Ein solches Engagement wäre für jede Stadt wünschenswert, gibt es aber natürlich nicht überall. Um aber zusammen etwas zu ändern und herauszufinden, wie der Stadtplatz von morgen aussieht, bedarf es Engagement. Und das kann von allen Seiten kommen – vom Unternehmer, der einen Leerstand belebt, anstatt neu zu bauen; vom Konsumenten, der in den Laden um die Ecke schaut, anstatt ins Internet; oder von der Politik, die die Stadt auch nach innen wachsen lässt, anstatt nur nach außen. Vor allem gilt aber: Reden kann man viel, man muss einfach mal machen… das versuchen wir mit unserem Pop-Up-Kaufhaus.
„… sonst ist es genauso schnell wieder weg“
Wie sieht denn der Stadt- oder Dorfplatz der Zukunft optimalerweise aus?
Ich denke, wir müssen uns alle daran gewöhnen, dass der Stadtplatz von morgen anders aussieht als der von gestern. Man wird nicht mehr jeden Leerstand eins zu eins mit einem netten Lädchen füllen können. Die Zeiten haben sich zu stark verändert. Ich kann nur für meine Vorstellungen sprechen. Für mich ist es ein Ort der Begegnung, ein Schaufenster des Ortes, in dem ich mich befinde. Die Besonderheiten des jeweiligen Ortes können hier dargestellt werden, informative Schaufenster, Arbeitsstätten, Wohnen, Spielplätze, Gastronomie – das alles kann im Ortskern stattfinden, die Leute müssen es aber auch nutzen wenn es da ist, sonst ist es genauso schnell wieder weg.
Warum hat man sich als „Austragungsort“ für die Stadt Zwiesel entschieden?
Zwiesel war der Start in unserer Arbeit gegen den Leerstand. Hier haben wir mit unserem Kollegen Christian Skrodzki unsere erste öffentliche Gesprächsrunde zum Thema „Leerstände beleben“ gemacht. Deshalb war es für uns nur sinnvoll wieder hierher zurück zu kommen – mit einer Aktion, die einen dieser Leerstände nun kurz wieder belebt. Außerdem bin ich Zwieselerin und kenne mich hier einfach am besten aus.
Ein Stück Richtung lebenswerter Stadtplatz
Was erwartet die Besucherinnen und Besucher an den beiden Tagen? Was sind die Highlights?
Unser Kaufhaus öffnet am Samstag, 31. August, von 14 bis 22 Uhr und am Sonntag, 1. September, von 11 bis 17 Uhr. Während dieser Zeit bieten 25 Produzenten bei einem großen Kunsthandwerker- und Designmarkt ihre Waren an. Zudem gibt es zwei Kaffeeröster mit bestem Kaffee, eine Bar mit besten Drinks und abends beste Musik vom DJ. Außerdem finden während des gesamten Zeitraums Workshops statt – von Stempel Schnitzen, Töpfern und Armbandknüpfen hin zu Workshops, die sich mit dem Thema Leerstände und der Frage, wie unsere Städte in der Zukunft aussehen, beschäftigen. Diese Themen werden auch in Umfragen präsent sein.
Am Sonntag geht es nach einer Yoga-Session genauso weiter – und am Nachmittag reisen wir nochmal zurück in der Zeit und lassen uns von alteingesessenen Zwieselern beim Erzähl-Café berichten, wie das Leben in der Glasstadt früher gewesen ist. Man kann sagen: Das ganze Wochenende ist ein einziges Highlight! Das genaue Programm findet sich im Netz unter heimatunternehmen-woid.de/popup-kaufhaus/
Was wünschst Du Dir als HeimatUnternehmerin für die Veranstaltung?
Ich wünsche mir, dass uns viele Leute zeigen, dass ihnen die Innenstadt nicht egal ist und sie das Engagement von Unternehmern unterstützen, indem sie unser Pop-Up-Kaufhaus besuchen. Außerdem natürlich allen Ausstellern eine gute Zeit. Der größte Wunsch ist, dass die Aktion eine oder viele Aktionen nach sich zieht, die uns wieder ein Stück weiter in Richtung lebenswerter Stadtplatz bringen!
Dabei wünschen wir viel Erfolg und gutes Gelingen!
da Hog’n
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