Zwiesel. Das Feuerwerk ist abgebrannt, die Verantwortlichen der Stadt Zwiesel, die Festwirte sowie die Vertreter von Polizei und Feuerwehr haben eine „äußerst positive“ Bilanz gezogen. Bürgermeister Eppinger spricht der Tageszeitung gegenüber von einer „rundum gelungenen Sache“. Der Festeinzug mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger sei ein absolutes Highlight für ihn gewesen. Alles bestens also? Nicht ganz…
Die Ursache für etwaige Verstimmungen liegt darin begründet, dass am traditionellen „Tag der Senioren“ (Dienstag, 16. Juli) – wie in der Vergangenheit ansonsten üblich – heuer in sozialen Einrichtungen untergebrachte Menschen mit Handicap (mit Ausnahme der über 70-Jährigen) nicht eingeladen und mit Bier- und Essensmarken ausgestattet worden sind. Die Enttäuschung bei den Betroffenen sei in der Folge groß gewesen, wie eine Leserbrief-Schreiberin schildert.
Aus Gerechtigkeitsgründen
In den sog. Sozialen Medien blieb die teils harsche Kritik nicht lange aus: Kommentare wie „Einfach nur erbärmlich„, „Den Verantwortlichen fehlt wohl das Wort ‚Inklusion“ in ihrem Wortschatz“ und „Es ist nur noch zum…“ war dort unter anderem zu lesen. Rathaus-Chef Karl-Heinz Eppinger, selbst Mitglied im Festausschuss, könne – wie in der Zeitung zu lesen – die Reaktionen nicht nachvollziehen. Der Festausschuss habe mit dieser Entscheidung für Gerechtigkeit sorgen wollen, schließlich gebe es ja auch außerhalb von Einrichtungen Menschen mit Handicap, die keine Marken bekämen.
Auf Hog’n-Nachfrage teilt die Stadt Zwiesel nun folgendes offizielle Statement mit und betont erneut:
„Der Grenzlandfestausschuss hat sich mit den Kosten des Grenzlandfestes und den einzelnen Hintergründen der Festtage beschäftigt und hierbei auch einige Veränderungen beschlossen. Die Streichung der Markenverteilung für Menschen unter 70 Jahren mit Handicap, die in einer Einrichtung wohnen, ist eine dieser Veränderungen.
Dies wurde vornehmlich bezüglich der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit gegenüber Personen unter 70 Jahren mit Handicap, die nicht in einer Einrichtung wohnen und im familiären Umfeld von Angehörigen betreut und gepflegt werden, so beschlossen. Diese hatten noch nie Marken für das Grenzlandfest bekommen. In der Vergangenheit hat es hier auch Unmut aufgrund dieser Regelung gegeben. Wir bitten weiterhin um das Verständnis der Bevölkerung und sind für Gespräche jederzeit offen.“
Alois Fuggenthaler, ebenfalls Mitglied im Grenzlandfest-Ausschuss, äußert sich wie folgt:
„Bei der Entscheidung des Grenzlandfestausschusses ging es explizit um die Entscheidung der Frage, ob Bier- und Essensmarken auch an Personen ausgegeben werden sollen, die beim Tag der Senioren nicht anwesend sind und etwa Familienmitglieder zur Abholung vorbei schicken. Der Grenzlandfestausschuss hat sich dafür entschieden, die Biermarken nur an anwesende Berechtigte auszugeben und Essensmarken auch den mit der Abholung Beauftragten unter Vorlage der Einladung mitzugeben.
Eine Regelung hinsichtlich Menschen mit Handikap wurde damit nur mittelbar getroffen. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich der Grenzlandfestausschuss mit der gesamten Problematik der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in den Tag der Senioren gesondert beschäftigen wird. Es sollte dabei eine Regelung angestrebt werden, die einerseits Menschen mit Handikap in Einrichtungen berücksichtigt, gleichtzeitig aber auch Belange der Menschen, die mit Behinderung zu Hause gepflegt werden. Bis zum Grenzlandfest nächstes Jahr werden wir sicherlich eine sozialverträgliche Lösung finden, die auch Menschen mit Behinderung eine Teilhabe ermöglicht.“
Stephan Hörhammer