Bayerisch Eisenstein. „Das Bürgerbegehren ist einstimmig durchgegangen, alles andere hätte mich auch verwundert“, teilt Mit-Initiator und Hotelier Patrick Pfeifer auf Hog’n-Nachfrage mit. Es sei ohnehin keine politische, sondern ein rein rechtlicher Beschluss gewesen, der im Gemeinderat von Bayerisch Eisenstein am Montagabend hinsichtlich des Bürgerbegehrens zum Verbleib in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald getroffen hat. Der Weg für einen Bürgerentscheid, der nun am 22. September durchgeführt wird, wurde somit geebnet.

In der Gemeinderatssitzung am Montagabend, 15. Juli 2024, ging’s teils recht hitzig zu, als über die weitere Vorgehensweise nach dem (möglichen) Austritt aus der FNBW zum 1. Januar 2025 diskutiert wurde. Foto: Hog’n-Archiv
Dass bis dahin noch gut acht Wochen Zeit bleiben und sich die Abstimmung darüber, ob sich die Bürgerschaft der Grenzgemeinde mehrheitlich für bzw. gegen den Austritt aus dem Tourismusverbund ausspricht, noch etwas hinzieht, begründet sich Pfeifer zufolge darin, dass die Verwaltung Zeit und Aufwand für die Vorbereitung benötige. Zudem wolle man nun innerhalb des Gremiums ein touristisches Alternativkonzept erarbeiten, das noch vor dem Bürgerentscheid im September der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.
„Wir stehen immer noch in der Schwebe“
In der sich anschließenden, teils recht hitzig geführten Diskussion im Gemeinderat über das Thema FNBW-Austritt ist laut dem Eisensteiner Hotelier „von großen Plänen“ gesprochen worden, die bis dato aber nicht veröffentlicht werden. Ein für den Betreiber des „Waldhotels Seebachschleife“ wenig zufriedenstellendes Ergebnis: „Es ist nicht angedacht, dass man den Vermietern bzw. Bürgern im Voraus erklärt, was nun ab 1. Januar 2025 de facto passiert bzw. nicht passiert – wir stehen immer noch in der Schwebe.“

„Wir hoffen, dass die Entscheidung überdacht wird und die Zusammenarbeit mit der FNBW fortgesetzt wird, zumindest bis die geforderten Punkte umfassend geklärt und erfüllt sind“, sagt Bürgerbegehren-Initiator Patrick Pfeifer (links), hier neben Mit-Initiator, Hotelier und FW-Gemeinderat Josef Lausser. Foto: privat
Pfeifer bemängelt aus Vermietersicht weiterhin die Art der Kommunikation und kritisiert die Gründe der Austrittsbefürworter im Gemeinderat. „Die von Ihnen in der Presse vorgebrachten Gründe, wie die fehlende Weisungsbefugnis und die Positionierung in Suchmaschinen, sind für uns auf keinen Fall überzeugend genug, um die wirtschaftlichen Konsequenzen zu rechtfertigen, die diese Entscheidung für unsere Gemeinde und die lokalen Unternehmen mit sich bringt“, heißt es in einem an die Räte gerichteten Schreiben seitens der Austrittsgegner. „Insbesondere die indirekte Aussage, dass es kein final ausgearbeitetes Alternativkonzept zur FNBW gäbe, erweckt in uns weiterhin große Sorgen, die Sie uns mit Ihren angeblichen Ideen weiterhin leider nicht nehmen können. Zumal wir als Vermietungsbetrieb über die Ideen noch nicht informiert wurden.“
Insbesondere fordere Pfeifer eine detaillierte und schriftliche Darstellung des neuen Tourismuskonzepts, die folgende Punkte umfasst:
- Konkrete Maßnahmen und Strategien: Bitte erläutern Sie spezifisch, welche Maßnahmen und Strategien geplant sind, um die bisher durch die FNBW erbrachten Leistungen zu ersetzen oder zu übertreffen.
- Kosten- und Nutzenanalyse: Eine detaillierte Aufschlüsselung der zu erwartenden Kosten und des Nutzens der geplanten Maßnahmen im Vergleich zur bisherigen Mitgliedschaft in der FNBW.
- Personalplanung: Wie wird die Gemeinde die notwendige Personal- und Fachkompetenz sicherstellen, um die genannten Aufgaben zu übernehmen?
- Marketing- und Werbekonzept: Ein umfassendes Konzept zur lokalen, nationalen und internationalen Vermarktung von Bayerisch Eisenstein, insbesondere der genannten Nutzung sozialer Medien und digitaler Plattformen.
- Zusammenarbeit mit Arberland Regio GmbH: Welche konkreten Maßnahmen und engeren Kooperationen sind hier geplant, und wie sollen diese die bisherigen Leistungen der FNBW ersetzen?
- Informations- und Kommunikationsstrategie: Wie gedenken Sie, zukünftig eine transparente und frühzeitige Kommunikation mit den betroffenen Betrieben sicherzustellen?
„Geht nicht darum, dass wir uns streiten“
Des Weiteren betont FNBW-Befürworter Pfeifer, „dass wir jeglichen Abstand davon nehmen, eine frei demokratische Unterschriftensammlung der Gemeindebürger in Frage zu stellen – und finden es mehr als fragwürdig bzw. unpassend, dass die Gemeinderäte Barbara Fischer, Katja Zelzer-Burbach, Markus Brandl, Thomas Eichberg, Manfred Schröder und Ludwig Zelzer die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger öffentlich in Zweifel ziehen“.
Fakt ist: Ab 1. Januar 2025 muss es in Bayerisch Eisenstein touristisch weitergehen – in welcher Form auch immer. „Es geht nicht darum, dass wir uns streiten, sondern es geht darum, dass für Eisenstein etwas Gutes herauskommt. Es geht uns darum, dass für die rund 80 Vermieter in der Gemeinde weiter die touristischen Möglichkeiten bestehen, die uns die FNBW bietet.“ Am 22. September werden die Weichen gestellt. Dann dürfen die Bürger entscheiden, ob man sich mit oder ohne die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald auf den Weg macht.
Stephan Hörhammer
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