Regen. Seit Anfang März existiert am Regener Berufsbildungszentrum (BBZ) der Malerbetrieb „MehrWert“, der unter dem Dach der Kolpingsfamilie Regen e. V. fungiert. Er ist der erste Inklusionsbetrieb dieser Art im Landkreis Regen. Am 12. Juli wurde das Projekt nun offiziell vorgestellt und feierlich eröffnet.
Als Drei-Mann-Firma ist die „MehrWert gGmbH“ vor wenigen Monaten erst aus der Taufe gehoben worden. An deren Spitze steht Betriebsleiter Peter Raab, gefolgt von Karl-Heinz Bauer als Anleiter und Vertreter sowie dem bis dato einzigen Mitarbeiter Marco Kagerer. Ausgestattet mit zwei Transportern, einem Anhänger, einem Malergerüst und viel Material verfügt das Trio über alles Notwendige, was ein Malerbetrieb zur Ausführung der Arbeit und Erfüllung der Kundenwünsche benötigt.
Umfangreiches Portfolio
„MehrWert“ ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern ein Inklusionsbetrieb, der Menschen mit und ohne Behinderung gleichgestellt beschäftigt – in Festanstellung und mit gerechter und fairer Entlohnung.
„Dieser soziale Malerbetrieb ergänzt die jahrzehntelang gelebte soziale Verantwortung und das Engagement der Kolpingsfamilie Regen e. V. mit seinem Berufsbildungszentrum und dessen Maßnahmen für benachteiligte junge Menschen“, erklärten die Projektverantwortlichen am vergangenen Freitag bei der Eröffnungsfeier. „Ziel ist die nachhaltige Integration in die Arbeitswelt und eine selbstverantwortliche und eigenständige Lebensführung in unserer Gesellschaft.“
Zur Einweihungszeremonie waren zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geladen, die in eindrucksvoller Weise die Einzigartigkeit des Projekts lobten. BBZ-Geschäftsführer Gerald Mayr eröffnete die Veranstaltung. Karl-Heinz Barth, erster Vorsitzender der Kolpingfamilie Regen, begrüßte die Gäste, während Geschäftsführer Stefan Loibl sich für die gute Zusammenarbeit während der Vorbereitungsphase bedankte, insbesondere bei den Vertretern der Agentur für Arbeit Deggendorf und dem Inklusionsamt Niederbayern, mit denen Kolping das Vorhaben realisierte. Anschließend wurde die neue Wirkungsstätte von Prälat Marco Stangl gesegnet.
Das Portfolio von „MehrWert“ ist umfangreich und umfasst bei weitem nicht nur Malerarbeiten, sondern auch Fassadenanstriche, Innenanstriche und Beschichtungen aller Art, die Behandlung von Oberputzflächen, Reparaturen, Bodenbeschichtungs- und Verlegearbeiten, Komplettlösungen für Altbausanierungen, Gerüstbau sowie Türen-, Fenster- und Möbellackierungen.
Mehrwertsteuer-Vorteil der gGmbH
Da aufgrund der Beschäftigung von eingeschränkten Mitarbeitern gewisse Arbeitsschritte unter Umständen etwas länger dauern können und dies nicht zum Nachteil der Kunden gereichen soll, bietet das Unternehmen Arbeiten zum Festpreis an, wie Firmen-Chef Peter Raab erklärte. Zudem gewährt das Inklusionsprojekt einen echten monetären Vorteil für ihre Auftraggeber, denn: Sämtliche Rechnungen werden mit sieben anstatt 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnet.
Beim Rundgang durch die einzelnen BBZ-Ausbildungsbereiche wurde schnell deutlich, dass hier ausschließlich moderne Gerätschaften und Materialen zum Einsatz kommen, um die Auszubildenden auf optimale Weise auf ihre künftigen Arbeitsstätten vorzubereiten: von imposanten Monitoren und Tablets zum digitalen Lernen bis hin zu computergesteuerten Maschinen im Bereich Holz- und Metallverarbeitung. Auch der Pflegeberuf wird im Berufsbildungszentrum der Kolpingfamilie ausgebildet. Ebenso steht ein komplettes Einzelhandelsgeschäft samt Caféteria in der Lehranstalt zur Verfügung.
Ob das neue Inklusionsprojekt künftig auch zu einem wirtschaftlichen Erfolg führt, hängt vor allem von der Auftragslage und der Bereitschaft der Kundinnen und Kunden ab, die „MehrWert“-Crew zu engagieren. Die Grundlagen dafür sind jedenfalls geschaffen worden.
Sabine Hamberger/ da Hog’n