Mauth. Hat die Gemeinde Mauth beim Bau eines barrierefreien Bürgersteigs den darunter liegenden Kanal beschädigt, sodass es im angrenzenden Café Beer zu Wasserschäden gekommen ist? Die zentrale Frage im Mauther „Kanal-Konflikt“ (da Hog’n berichtete) bleibt weiter offen – und wird wohl endgültig erst vor Gericht beantwortet werden können. Neuigkeiten in dieser Angelegenheit gibt es trotzdem…
So darf Cafébtreiber und Konditormeister Josef Beer auf Anordnung des Landratsamtes Freyung-Grafenau vom 10. Mai 2024 seine Lagerräume im Keller nicht mehr nutzen. Bei einer entsprechenden Kontrolle stellten Mitarbeiter der Behörde fest, „dass sich der Lagerraum in keinem angemessenen baulichen Zustand“ befindet und deshalb „alle Lebensmittel mit sofortiger Wirkung aus den betroffenen Räumlichkeiten“ entfernt werden müssen. Erst nach einer Renovierung und einer „Abnahme durch das Sachgebiet Veterinärwesen“ sei eine Nutzung wieder möglich.
„Angekündigte Kontrolle auf Anforderung des Betriebes“
Wie Dr. Frederik Weinert, Sprecher des Landkreies Freyung-Grafenau, auf Hog’n-Nachfrage erklärt, „fand eine angekündigte Kontrolle auf Anforderung des Betriebes statt“. Josef Beer bestätigt diese Eigeninitiative. „Ich wollte es schwarz auf weiß, dass die Wasserschäden im Keller inzwischen so groß sind, dass sie den Fortbestand meines Betriebes gefährden.“ Denn für den 57-Jährigen steht fest: „Kann ich meinen Keller nicht mehr als Lagerraum nutzen, muss ich die Konditorei und das Café schließen, weil ich ansonsten keinen Platz habe, wo ich Lebensmittel verstauen kann. Nun geht es um meine Existenz.“
Dem Konditormeister zufolge ist eine Renovierung derzeit nicht möglich bzw. gänzlich sinnfrei. „Die Schäden sind ja eine Folge des fehlerhaften Kanals. Und solange dieser nicht repariert ist, kommt ja immer wieder Wasser ins Haus. Richte ich da unten alles her, ist kurz darauf wieder alles nass und später schimmelig. Und alles beginnt wieder von vorne.“ Das Landratsamt beschäftigt sich übrigens nur mit den Folgen, also dem Status Quo der kontrollierten Räumlichkeiten. Ursachenforschung betreibt die Behörde keine, wie Dr. Frederik Weinert betont.
„Es ist zum Verrücktwerden“
Josef Beer will, wie schon Anfang des Jahres berichtet, nicht bestreiten, dass immer mehr Emotionen mit im Spiel sind. „Das Thema beschäftigt mich rund um die Uhr“, unterstreicht er. „Immerhin geht es um mein Lebenswerk. Alles, was ich habe, steckt im Café und in der Konditorei.“ Der Kontakt zu seinem Anwalt gehört für ihn inzwischen zum Alltag wie das tägliche Backen von Torten und anderen Leckereien. Sämtliche Dokumente, Briefe und Mails in dieser Angelegenheit hat er penibel im Ordner abgeheftet. Er arbeitet sie immer wieder durch. „Es ist zum Verrücktwerden. Ich verstehe nicht, warum die Gemeinde den Fehler bei den Kanalarbeiten nicht zugibt. Dann wäre doch alles erledigt…“
Um zu beweisen, dass seine Wasserschäden kein Einzelfall sind, hat sich der 57-Jährige inzwischen mit seiner Nachbarin Siglinde Dümig zusammengetan, deren Kellerräume ebenfalls betroffen sind. „Natürlich stimmt es, dass das alles so ist, seitdem der barrierefreie Bürgersteig gebaut worden ist“, bestätigt die 82-Jährige auf Hog’n-Nachfrage. „Das Haus ist über 100 Jahre alt. Wir hatten noch nie solche Probleme. Früher wurde im Keller sogar das Winterholz getrocknet. Daran wäre nun nicht mehr zu denken.“
Der „Kanal-Konflikt“ ist mittlerweile kein Thema mehr, dass nur die Gemeinde Mauth, Josef Beer und Siglinde Dümig beschäftigt. „Im Dorf wird darüber geredet. Es gibt schon viele Gerüchte dazu, die ich aber gar nicht erwähnen möchte, so hirnrissig sind sie“, kommentiert der Konditormeister. Und auch überregional weiß man von der Zwistigkeit im Bayerischen Wald inzwischen Bescheid. So nahm das BR-Magazin „quer„ eine entsprechende Berichterstattung auf, brach jedoch nach zwei Tagen die Dreharbeiten abrupt wieder ab. Auf Hog’n-Nachfrage erklärt das Presseteam des Bayerischen Rundfunks diesen Schritt wie folgt:
Doch kein „quer“ bei Beer: „Berichterstattung nicht zu rechtfertigen“
„Die quer-Redaktion hat die Dreharbeiten mit Herrn Beer in Mauth abgebrochen, weil wir feststellen mussten, dass die Sachlage vor Ort unklarer war, als zunächst angenommen. Eine Berichterstattung unsererseits setzt ein hohes Maß an öffentlichem Interesse voraus. Dieses ist dann vorhanden, wenn hinter einem konkreten Sachverhalt ein besonderer Missstand zu Tage tritt, den es zu beleuchten gilt. Die Hinweise auf einen solchen besonderen Missstand haben sich im Fall von Herrn Beer während den Dreharbeiten vor Ort nicht ausreichend verdichtet, um eine Berichterstattung zu rechtfertigen.“
Für Josef Beer ist diese Begründung „absolut nicht nachvollziehbar – aus meiner Sicht stecken da politische Interessen dahinter. Nachdem sie beim Bürgermeister waren, haben sie eingepackt“, mutmaßt der 57-Jährige. Ähnlich ordnet der Cafébetreiber eine Initiative von CSU-MdL Stefan Ebner ein. Dieser hatte in einem Brief an die Gemeinde um den derzeitigen Rathaus-Chef Heiner Kilger (im Wortlaut) angeboten, eine Vermittlerrolle einnehmen zu wollen. Es blieb bis dato jedoch beim Vorschlag. Dass nichts weiter passiert ist, begründet das Landtagsmitglied so:
„Ich habe mich dem Thema angenommen. Allerdings besteht hier aktuell ein Rechtsstreit zwischen den Parteien. Daher ist es geboten und im Übrigen auf allen Ebenen üblich, den Ausgang eines laufenden Gerichtsverfahrens abzuwarten. Nach Aussage der Gemeinde ist damit bald zu rechnen. Mein Angebot, bei einer Lösung behilflich zu sein, gilt danach selbstverständlich weiter.“
„Schuldzuweisungen und Theorien bringen uns nicht weiter“
Weiterhin nicht dazu äußern möchte sich amtierender Bürgermeister Heiner Kilger: „Zum wiederholten Male, es handelt sich um ein laufendes Verfahren, deshalb können wir weiterhin nichts sagen.“ Dann aber geht der CSU-Politiker, der nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Ernst Kandlbinder aufgerückt ist, doch auf entsprechende Hog’n-Fragen ein und meint: „Ich würde mir auch wünschen, dass die Sache schon längst vom Tisch ist. Man muss aber so ehrlich sein, wenn man – wie Herr Beer – den Schritt des Gerichtsstreits geht, weiß man, dass dies sehr lange dauert.“
Die Schuldfrage, betont Kilger, müssen Gutachter klären bzw. beantworten. „Dazu muss man aber bereit sein, ergebnisoffen nach der Ursache zu suchen bzw. nach der Ursache suchen zu lassen. Ständige Schuldzuweisungen und neue Theorien bringen uns ebenso wenig weiter, wie ständig neue Artikel in Zeitung und Fernsehen.“ Eine Zwangsschließung des Cafés möchte auch der führende Gemeindevertreter verhindern. „Das Café Beer ist eines der besten seiner Art und sucht seinesgleichen. Für alle Beteiligten wäre eine Schließung eine Katastrophe und sehr schade. Sowohl für die Tagestouristen, als auch für unsere Urlauber.“
Deshalb versucht man „immer zu helfen und ist immer auf der Seite der Bürger, das ist ja selbstverständlich“, sagt das Gemeinde-Oberhaupt. Aber: „Aufgrund der Tatsache, dass sich hier der Bürger allerdings für den Weg des Rechtsstreits entschieden hat, sind unsere Möglichkeiten, zu helfen, sehr eingeschränkt. Es bewahrheitet sich wieder mal, dass mitn Redn d’Leid zamkemand.“ Feststeht also im Mauther „Kanal-Konflikt“, dass (noch lange) nichts feststeht. Nur, dass diese Geschichte wohl weiter geht – hoffentlich mit einem guten Ende für alle Beteiligten.
Helmut Weigerstorfer
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