Schweden/Norwegen. Einmal von München aus über den Landweg, sprich: via Dänemark und Schweden, nach Norwegen – diesen Traum von Skandinavien haben sich Hog’n-Redakteur Stephan Hörhammer und Fotografin Jennifer Schaller im Herbst ’23 erfüllt. Unterwegs waren sie mit einem Grand California 600, zur Verfügung gestellt von den „Off Campers“ (ehemals „CamperBoys“). Im Rahmen unseres mehrteiligen Roadtrip-Logbuchs nehmen die beiden euch mit auf ihre Reise. Tag 4: Einzug ins gelobte Land!
Die vergangene Nacht auf dem schnuckelig-schwedischen Campingplatz war teils zwar von etwas lauteren Blitz-und-Donner-Kombinationen unterbrochen worden, verlief aber insgesamt doch recht erholsam und ruhig. Morgendlicher Sonnenschein über dem benachbarten Maisfeld begrüßt uns herzlich – ein Bilderbuch-Start in den neuen Tag, an dem wir mit unserem „Freddy“ endlich ins Land der tausend Fjorde gelangen sollten.
Nach einer ausgiebigen Dusche im gepflegten Toiletten-Container wenige Meter neben unserem Stellplatz und dem Abwasch des Geschirrs vom vorabendlichen Festmahl, kredenzen wir uns ein feines Frühstück mit belegtem Smørrebrød, das wir tags zuvor in Dänemark erworben haben. Ein kurzes Pläuschchen mit unseren deutschen Nachbarn, die wir zunächst als etwas „kompliziert“ interpretiert haben, räumt jegliche Vorurteile aus der Welt: Man lacht, schwatzt und verabschiedet sich herzlich.
Nur durch den Mund atmen…
Vor der Weiterreise nach Norwegen gilt es allerdings noch ein paar Dinge auf dem schwedischen Campingplatz zu erledigen, wie: Stromkabel aufwickeln, im Camper alles verstauen, was herumfallen könnte, das sog. Grauwasser (also dasjenige Brauchwasser, das keine Fäkalien enthält) in der dafür vorgesehenen Zone am Dusch-Container ablassen, Frischwasser nachtanken und den sog. Fäkalientank entleeren.
Letzteres führen wir zum ersten Mal durch auf unserer Tour – ein nicht gerade angenehmes „Vergnügen“, wie wir sogleich feststellen. Der Tank befindet sich hinter einer Klappe an der Seite des Campers, genau unterhalb des Reiseklos positioniert – dort, wo man eben so sein Geschäft verrichtet, wenn man nicht gerade „auswärts“ (Restaurant, Raststätte etc.) „Aa macht“. Der „Kack-Kanister“ ist nach den ersten Tour-Tagen bereits gut gefüllt, dessen Inhalt muss nun von Hand in einen dafür vorgesehenen Behälter geschüttet werden – die schwedischen Camingplatz-Betreiber haben dafür recht unkompliziert ein freistehendes Wasserklosett installiert, mit dem man den Tankinhalt im Anschluss entsprechend runterspülen kann.
Alles klappt soweit relativ problemlos, wäre da nicht dieser Geruch, der während des unter rhythmischen Schüttelbewegungen vollzogenen Entleerungsvorgangs langsam aber gezielt Richtung Nasenscheidewand vordringt. Ein leichter Würgereiz bahnt sich an. Aber: „Alles menschlich, alles notwendig“ – mit Gedanken wie diesen und den Fokus auf ein schnelles Ende funktioniert es dann doch ganz gut. Freilich heißt es irgendwann: Nur noch durch den Mund atmen! Ein gutes Übungsfeld für uns Neu-Camper ist’s allemal. Gott sei Dank gibt’s keine Zuschauer…
Hinein ins gelobte Land
Wir verlassen den Campingplatz und cruisen auf der Autobahn E6 weiter Richtung Norge (wie Norwegen in der Landessprache bezeichnet wird), u.a. vorbei an Göteborg mit seinem innerstädtischen Freizeitpark „Liseberg“ und erreichen schließlich (fast unbemerkt) die schwedisch-norwegische Grenze bei Seläter.
Es ist eine mittelgroße Brücke namens Svinesundsbrua, die über den Fluss Svinesund führt und beide Länder trennt bzw. vereint. Die Sonne scheint, die Schäfchenwolken am blauen Himmel sind unsere Begleiter. Euphorie macht sich breit, wir freuen uns über die Ankunft im nördlichsten Festland-Ausleger Europas, der zwar Teil des Schengenraums ist, aber nicht zur EU gehört. Ein Land, das der Autor dieser Zeilen vor etwa 30 Jahren als heranwachsender Sprössling zuletzt bereist hat – und an das er seitdem nur gute Erinnerungen hegt.
Über die Svinesundsbrua, die Schweden mit Norwegen verbindet, hinein nach Norge:
Ja, Norwegen ist nicht nur ein wunderbarer Ort, sondern ein mindestens genauso erhebendes Gefühl. Wir halten einige Kilometer hinter der Grenze an, am Rastplatz Solbergtårnet, um erstmals norwegischen Boden zu betreten und eine kleine Pause einzulegen. Auf dem Gelände befindet sich ein etwa 30 Meter hoher Turm, der von Architekt Todd Saunders entworfen wurde und für jedermann frei zugänglich ist. Im Inneren erfahren wir einiges über die Geschichte des Landes und dessen Kultur, bildlich eindrucksvoll dargestellt. Modernes Design in einer antiken Landschaft. Ein wohlwollender Willkommensgruß.
Eindrücke aus Schweden und Norwegen:
Wir fahren weiter die Autobahn entlang, durchqueren einige längere und kürzere Tunnel (auf den Schildern über bzw. neben der Einfahrt ist immer wieder das Wort „tunnelen“ zu lesen), von denen die meisten mautpflichtig sind. Dank des landesweiten Epass24-Systems, wofür wir uns zuvor online registriert hatten, werden automatisch all unsere Mautgebühren per Kennzeichen-Erkennung erfasst und uns in ein paar Wochen gesammelt an eine registrierte Adresse in Rechnung gestellt.
Wir campen da, wo es am schönsten ist
Das „echte“ Norwegen steht nun also vor uns, wir fühlen uns angesichts der satt-grünen und waldreichen Naturlandschaften an Kanada erinnert. Es geht vorbei an Fredrikstad, Rade und Moss weiter Richtung Norden, wo wir direkt an Oslo vorbei wieder eine Schlenker Richtung Süd-Westen vollführen. Wir lassen Drammen links liegen und suchen uns hinter Kongsberg ein lauschiges Plätzchen für die Nacht.
„Braaten“ heißt der kleine Ort, der sich direkt an einem See namens „Steingrunnsvannet“ befindet und idyllischer nicht gelegen sein könnte. Die Bäume spiegeln sich im Wasser wider, saftige Gräser ringsherum, kleine Inseln erheben sich im See, das Rauschen eines Wasserfalls ist zu hören, dazu Vogelgezwitscher. Ein Fischer hat neben uns seinen Wohnwagen positioniert und beginnt gerade damit, seine Tagesbeute zu begutachten. Camping ist hier erlaubt, einfach so. Kein Schild, das Gegenteiliges behauptet. Dem Jedermannsrecht sei dank.
Der Stellplatz offenbart sich – trotz der vorbeiführenden, jedoch wenig befahrenen Straße – als ruhig. Zum Abendessen gibt’s selbstgemachten Nudelsalat und ein Bierchen – danach fallen wir müde, zufrieden und dankbar in unser Camper-Bett. Es ist kuschelig, es fühlt sich „norgelig“ an – eine Abwandlung des Adjektivs „hygge“, von uns eingedeutscht als „hyggelig“, was mit „gemütlich“ bzw. „genussvoll“ übersetzt werden kann. Wir sind angekommen – in jeder Hinsicht. Und freuen uns auf das, was in den nächsten Tagen norwegischerweise auf uns zukommt…
Stephan Hörhammer
Im fünften Teil unserer Hog’n-Road-Trip-Serie besichtigen unsere beiden Camper ihre erste Stabkirche, besuchen das Telemark-Museum, fahren entlang waghalsiger Straßen und besichtigen einen Aktivitätenpark mit Kletterwald…
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- On the Road to Norway (1): Mit dem Camper Richtung Norden
- On the Road to Norway (2): „Wir sind CamperBoys for Life!“
- On the Road to Norway (3): Nackte Dänen, nette Schweden!