Zwiesel. Findet die ewige Geschichte rund um das Hotel „Deutscher Rhein“ doch noch ein Happy End? Aus dem ersten Haus am Platze in Zwiesel, das einst glorreiche Zeiten erlebte, ist mehr und mehr ein Sorgenkind geworden, ein Schandfleck am Übergang zur Ruine. „Investierst da eine Million, siehst nix“, bringt es Willi „WiWi“ Wittenzellner auf den Punkt. Und genau aus diesem Grund hat der 54-jährige Geschäftsmann das Objekt mit 3.000 Quadratmetern bebauter Fläche nach knapp neun Jahren wieder verkauft.
„Ich bin so froh, aus dieser Nummer rausgekommen zu sein“, atmet Wittenzellner hörbar auf. Er selbst wohnt in Zwiesel und fährt täglich auf dem Weg ins Büro am „Deutschen Rhein“ vorbei. Dabei denkt er sich noch heute: „Mensch, das ist das Wahrzeichen, das Markenzeichen der Stadt – da muss doch was gehen…“ Der umtriebige Kaufmann hatte deshalb auch schon konkrete Pläne geschmiedet, die er 2022 in aller Ausführlichkeit gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n vorgestellt hat. Von diesen Ideen ist er auch nach wie vor überzeugt – aber: „In den vergangenen Jahren hat sich viel getan – leider in negativer Hinsicht.“
„Hätt’s nicht mehr erlebt, dass es sich rentiert“
Nachdem „WiWi“ zufolge zwei weitere Einzelhändler im Kern der Ortschaft aufgegeben hatten, „passt das Umfeld nicht mehr.“ Hinzu käme eine deutlich erkennbare Delle in der Baubranche in Verbindung mit enormen Preissteigerungen und höheren Zinsen. „Damit’st des Haus einigermaßen hinbekommst, brauchst sechs, acht, zehn Millionen Euro“, rechnet der 54-Jährige vor. Und natürlich hege er trotz aller Leidenschaft für prestigeträchtige Objekte in seiner Heimat auch betriebswirtschaftliche Gedanken. „Keiner weiß so richtig, was man denn da bis ins letzte Eck reinmachen soll. Ich hätt’s nicht mehr erlebt, dass sich das alles rentiert.“
Eigentlich sei angedacht gewesen, dass derjenige Teil, in dem früher eine Diskothek untergebracht war, zu Eigentumswohnungen umgebaut wird. Mit den dadurch erwirtschafteten Einnahmen hätte dann der Rest des Komplexes saniert werden sollen – und zwar so, „dass das Wirtshaus das i-Tüpfelchen Zwiesels geworden wäre – so, wie es sich gehört.“ Jedoch wäre der Bauträger „WiWi“ zufolge aufgrund der schwächelnden Konjunktur aus dem Projekt ausgestiegen. „Und auch die Auflagen in Sachen Denkmalschutz und Brandschutz sind immer mehr geworden.“ Das Kartenhaus fiel in sich zusammen.
Aus der Herzensangelegenheit („Mir gefällt das Hotel noch immer sakrisch„) ist für den Unternehmer mehr und mehr ein teurer Klotz am Bein geworden. Bereits seit längerer Zeit hat er sich deshalb nach einem Käufer umgesehen. Er hat den Deutschen Rhein zunächst der Stadt angeboten, was aus seiner Sicht die beste Lösung wäre. „Über Förderungen würde am meisten gehen. Das sieht man in Freyung – oder auch in Frauenau, wo der Gistl-Saal herg’richt wird.“ Seinen Angaben zufolge wäre aber Zwiesel als Kommune nicht interessiert gewesen.
Als wäre die Zeit stehen geblieben: Ein Blick ins Innere der Hotelanlage
„Von einem Angebot weiß ich jetzt nichts“, sagt Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger auf Hog’n-Nachfrage dazu. „Ist aber auch nicht weiter tragisch. Denn die Stadt könnte sich den Deutschen Rhein sowieso nicht leisten. Die nächsten Jahre sind wir mit Pflichtaufgaben wie Kanal und Kläranlage beschäftigt – und finanziell ausgelastet.“ Natürlich aber würde das Stadtoberhaupt den ortsprägenden Komplex immer im Hinterkopf behalten – leider im negativen Sinne. „Das tut einem weh, wenn man das Haus so sieht“, gibt Eppinger zu. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Als grenzenloser Optimist bin ich guter Dinge.“
„Bin nicht auf viel sitzen geblieben“
Neuer Hoffnungsträger ist ein Serbe. „Bereits 2018 gab es einen Kauf-Interessenten. Dieser hat aus Geldmangel abgesagt, aber diesen Kontakt hergestellt“, erklärt Willi Wittenzellner und beteuert: „Des han‘ patente Leid!“ Notariell sei alles geregelt, „WiWi“ ist bereits nicht mehr Eigentümer des Objektes, dessen Geschichte bis ins „18., vielleicht sogar 17. Jahrhundert“ zurückgeht. Den Kaufpreis will er nicht verraten. „Ich bin aber nicht auf viel sitzen geblieben“, sagt er dazu und betont noch einmal. „Ich bin froh, aus der Nummer raus zu sein.“ Mit etwas Abstand ergänzt der 54-Jährige noch: „Aber mir wäre es recht, wenn jemand das Hotel wirklich herrichten würde.“ Denn dann hätte die ewige Geschichte (endlich) ein Happy End…
Helmut Weigerstorfer
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