Regenstauf. Freilich, ein Verlag ist zunächst einmal ein Medienunternehmen, das betriebswirtschaftliche Ziele verfolgt. Herausgeber von (gedruckten) Werken fungieren jedoch aufgrund der veröffentlichten Inhalte oft auch als Kulturträger. Der „Battenberg Gietl Verlag“ mit Sitz in Regenstauf (Lkr. Regensburg), den es seit nunmehr 30 Jahren gibt, gehört dazu. Seit zehn Jahren werden von den Oberpfälzern auch Bücher veröffentlicht, die den Bayerischen Wald thematisieren. Verlagsleiter Josef Roidl im Jubiläums-Interview…
Herr Roidl: Der Battenberg-Gietl feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen, blickt also auf drei Jahrzehnte Verlags-Geschichte zurück. Gibt es retrospektiv betrachtet ein Buch, das Sie am liebsten nicht veröffentlicht hätten?
Natürlich kann man nie ganz genau den Erfolg oder Misserfolg eines jeden Buches vorhersagen. Und in so vielen Jahren verlegerischer Tätigkeit war natürlich der ein oder andere Titel dabei, dem man bessere Verkaufszahlen gewünscht hätte. Insgesamt aber wägen wir ja bereits vor Start eines jeden Buches alle Aspekte ab. Und bei den meisten Projekten klappt’s dann ganz gut…
Und welche Werke zählen zu den größten Überraschungen?
Zuletzt haben wir uns sicherlich am meisten über den herausragenden Erfolg des Backbuches von Bettina Haller aus Cham gefreut. Zwar hatten wir schon vorab die Hoffnung, dass der Titel gut ankommen würde – nicht zuletzt, weil Bettina wegen ihres Instagram-Accounts in der Region auch vielen Leuten bekannt ist. In Anbetracht der vielen Konkurrenzprodukte aber, die es auf dem Koch- und Backbuch-Markt gibt, waren wir dennoch positiv überrascht, wie gut der Titel ankam.
Mühlhiasl-Prophezeiungen & Co. als Renner
Ein anderes Beispiel wäre vielleicht der Schwammerl-Führer von Norbert Griesbacher, 2018 erschienen: Auch bei diesem konnte man damals nicht genau vorhersagen, ob sich ein Ratgeber zur Schwammerlsuche in Bayern gegenüber den zahlreichen Konkurrenz-Publikationen in diesem Segment durchsetzen würde. Schlussendlich aber haben wir den Ratgeber von Herrn Griesbacher vergangenes Jahr zum vierten Mal aufgelegt. Mittlerweile wurde das Büchlein sogar von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie mit dem DGfM-Gütesiegel ausgezeichnet.
Welche Druck-Erzeugnisse gehören zu den Bestsellern?
In unserem Bavarica-Bereich zuvorderst zu nennen sind hier sicherlich die Bücher unseres langjährigen Autors Toni Lauerer. Seit vielen Jahren arbeiten wir eng zusammen – und jedes Mal aufs Neue freuen sich unzählige Fans in ganz Bayern über neue humorvolle Geschichten aus seiner Feder. Ebenso haben wir auch in den anderen Segmenten Bücher, die seit vielen Jahren konstant gut nachgefragt werden: bei den Kochbüchern etwa die „Bayerischen Mehlspeisen“, im Ausflugsführer-Sortiment der Radlführer „Genussradeln im Bayerischen Wald“ oder auch die „Mühlhiasl“-Bücher bei unseren Seher- und Prophezeiungen-Titeln.
Münzkatalog in der 54. Auflage
Im Sammler-Bereich ist es wohl der „Kleine deutsche Münzkatalog“: ein Katalog, der jährlich erscheint – dieses Jahr bereits in der 54. Auflage. Aber auch Publikationen zu Porzellanmarken und Ähnlichem sind seit unzähligen Jahren konstant gefragt und erfolgreich.
Wie hat sich die Arbeit eines Verlages im Vergleich zum Gründungsjahr 1994 verändert?
Natürlich hat sich unglaublich viel getan -in allen Bereichen und Abteilungen des Verlags. Sehr viel hat sich ins Internet verlagert. Von dem vielen Content, der im Netz von verschiedensten Anbietern zu allen möglichen Themen bereitgestellt wird, müssen wir uns mit unseren gedruckten Publikationen natürlich abheben. Aber auch wir sind natürlich digital unterwegs und präsent: Nimmt man etwa das Beispiel PR/Marketing, sind es heutzutage freilich ganz andere Kanäle, die bespielt werden möchten. Es hat sich viel getan über die Jahre: Mit der Zeit zu gehen, war und ist ein Muss.
Ist die Digitalisierung einzig und alleine ein Vorteil? Oder gibt es auch Nachteile?
Sicherlich profitieren wir von vielerlei Aspekten der Digitalisierung. In den vergangenen 30 Jahren haben sich die verlagsinternen Abläufe natürlich stark – und in der Regel zum Guten – verändert. Hier und da gibt es aber freilich auch zumindest Herausforderungen, denen es sich zu stellen gilt: In unserem Bavarica-Bereich etwa, wenn es um die Veröffentlichungen von Hörbüchern geht:
Antwort auf Internet: kostenpflichtige Online-Inhalte
Das Medium CD spielt eine immer geringere Rolle. Dementsprechend ist auch die Produktion von Hörbüchern stark zurückgegangen, denn auf digitalem Wege bei größeren Anbietern wie Spotify & Co. anzubieten, rechnet sich oft leider gar nicht mehr – weder für uns noch für die Autorinnen und Autoren. Unterm Strich steht aber bei uns das Produkt Print-Buch ohnehin klar im Vordergrund.
Hinsichtlich unseres Sammler-Programms verhält es sich etwas anders: Hier ist die Verlagerung des Contents ins Internet wesentlich stärker zu beobachten. Dieser Entwicklung gilt es natürlich zu begegnen, gegebenenfalls auch mit kostenpflichtigen Online-Inhalten. Währenddessen können wir aber auch in diesem Bereich auf eine gute Stammleserschaft der gedruckten Kataloge bauen.
„Diversifiziertes Sortiment“
Wie wird sich die Zukunft des Verlagswesens in Zeiten, in denen Gedrucktes immer mehr verschwindet, gestalten?
Was unser Bavarica-Buchprogramm sowie die zugehörige Zielgruppe anbelangt, können wir diese Entwicklung – dass Gedrucktes immer mehr verschwindet – keineswegs feststellen. Unsere Leser greifen beinahe ausschließlich zum gedruckten Buch. Ein paar wenige nehmen unser E-Book-Angebot in Anspruch, der Großteil aber bleibt bei Print. Auch unsere Händler wünschen sich unsere Buchhandelsvorschau, die zweimal jährlich erscheint, nach wie vor in gedruckter Ausführung. Und auch die Endkunden nehmen unser Magazin „Bayerns beste Seiten“ lieber in die Hand und blättern, statt sich durch den digitalen Blätterkatalog zu klicken.
Hinsichtlich unseres Sammler-Programms ist es, wie oben bereits formuliert: Hier sind viele Inhalte mittlerweile digital verfügbar, was die Nachfrage nach gedruckten Katalogen für Münzen, Geldscheine und Ähnliches natürlich ändert. Mit einem breiten und diversifizierten Buchsortiment, wie wir es aber mittlerweile haben, können solche Entwicklungen gut ausgeglichen werden.
„Bücher aus der Region – für die Region“
Wie würden Sie die Angebots-Palette des Battenberg-Gietl-Verlags beschreiben? Inwiefern hat sich diese in den vergangenen Jahren verändert?
Bis 2014 hatten wir ja ausschließlich Sammler-Literatur, also Kataloge und Zeitschriften zu den Themen Münzen, Geldscheine und anderen Sammler-Objekten. Dann, vor zehn Jahren, begannen wir, zusätzlich eine Bavarica-Sparte aufzubauen, um regionale Literatur zu publizieren – in Zusammenarbeit mit hiesigen Autorinnen und Autoren: Bücher aus der Region – für die Region.
Mittlerweile dürfen wir hier auf ein breitgefächertes Sortiment blicken: regionale Kochbücher, Bildbände, regionalgeschichtliche Literatur, Bücher über den heimischen Dialekt und vieles mehr. Besonders hervorzuheben ist vielleicht unser Ausflugsführer-Sortiment: Insbesondere seit den Pandemie-Jahren haben wir zahlreiche Wander- und Radlführer für verschiedenste Regionen und Gebiete in Niederbayern, Oberbayern und die Oberpfalz veröffentlicht. Die Leute waren mehr daheim als üblich, haben auch ihren Urlaub daheim verbracht – dementsprechend groß war die Nachfrage. Auf die haben wir reagiert und ein umfangreiches Ausflugsführer-Sortiment geschaffen. Das positive Feedback darauf hält bis heute an.
Weitere Werke aus dem Hause „Battenberg Gietl“
Sind andere Genres in Zukunft geplant?
Aktuell planen wir keine konkreten Umstrukturierungen. Aber man weiß nie, was kommt! Aufgeschlossen für neue Entwicklungen, Impulse und Ideen sind wir immer.
Warum schafft der Battenberg-Gietl-Verlag noch einmal 30 Jahre?
Weil das Interesse an regionalen Themen, so denken wir, auch in Zukunft da sein wird. Viele der Menschen, die hier wohnen, sind sehr heimatliebend, fühlen sich eng mit der Region verbunden. Für sie machen wir Bücher: sei es der Bayerwald-Bildband, der Ausflugsführer durch das Altmühl-Jura oder das Kochbuch, dessen Rezepte an das Essen der Oma erinnern. Regionale Inhalte sind gefragt – und werden es auch weiterhin sein.
Zudem sind wir in der Region ganz ordentlich vernetzt; wir arbeiten eng mit dem regionalen Handel zusammen, viele unserer Buchhändler kennen wir persönlich. Dadurch erfahren wir recht unvermittelt: Was ist gefragt? Welche Themen sind noch unbesetzt? Was interessiert d’Leid? So können wir hoffentlich auch weiterhin gut auf dem Buchmarkt agieren.
Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft: Auf mindestens drei weitere Jahrzehnte!
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer