Ob auf dem Christkindlmarkt, beim Gang durch den Discounter oder im Café — insbesondere in der Weihnachtszeit kommt man um die vielen süßen Naschereien wohl kaum bis gar nicht herum. Bewegt man sich im Supermarkt in Richtung Kasse, steigt das Angebot an Süßspeisen, Plätzchen, Lebkuchen und zuckerhaltigen Getränken wie Glühwein und heißer Schokolade exponentiell. Mittlerweile haben allerdings auch viele vermeintlich gesündere Alternativen in den Regalen Platz gefunden: Riegel, Erfrischungsgetränke und Süßigkeiten ohne Zucker, dafür aber mit allerlei Süßstoffen…

Ist die (Vor-)Weihnachtszeit ohne Zucker überhaupt denkbar? Symbolfoto: pixabay/ RitaE

Dass zu viel Zucker ungesund ist, scheint mittlerweile bekannt zu sein. Bei Süßstoffen hingegen gehen die Meinungen auseinander. Daher stellt sich die Frage: Sind sie eine gesündere Alternative für Naschkatzen – oder gar gefährlich für die Gesundheit?

Nicht mehr als 25 Gramm täglich

Diana Kunzweiler ist Expertin für Ernährung und Gesundheit. Sie absolviert gerade ihren Master in Ernährungswissenschaften an der Justus-Liebig Universität in Gießen. Zunächst stellt sie klar: Zucker ist per se gar nicht ungesund. Der Körper braucht ihn für lebensnotwendige Stoffwechselprozesse, denn Zucker liefert schnelle Energie.

Werbung
       

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nicht mehr als fünf Prozent der Energiezufuhr durch Zucker zu sich zu nehmen. Bei einem Bedarf von 2.000 Kalorien entspricht dies 25 Gramm Weißzucker. Der Zuckerkonsum ist in Deutschland allerdings viel höher: durchschnittlich 95 Gramm Weißzucker konsumieren die Bürger hierzulande am Tag (siehe Grafik).

Bekommt der Körper über einen längeren Zeitraum zu viel Zucker zugeführt, speichert er diesen „für schlechte Zeiten“. Zucker erhöht deshalb das Risiko für Übergewicht und Adipositas. Dieses Übergewicht erhöht das Krebsrisiko und begünstigt Diabetes. Außerdem ist Zucker schädlich für die Zähne: „Zucker wird im Mund zu Säure umgewandelt, die die Zähne angreift und Karies verursacht“, weiß die Kieferorthopädin und Zahnärztin Dr. Birgit De Taillez und empfiehlt weniger Süßes zu essen oder bei Heißhunger auf Obst zurückzugreifen. De Taillez führt gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Zahnarztpraxis im hessischen Neukirchen. Sie kümmert sich vor allem um die Zähne der kleinen Patienten und weiß: Kinder lieben Süßigkeiten und für Eltern kann es eine Herausforderung sein, diese Vorliebe in Grenzen zu halten.

Bis zu 37.000 Mal süßer als Zucker

Sie legt ihren Patienten deshalb eine Zucker-Alternative nahe, die besser für die Zähne ist: Süßstoffe. Diese gibt es in jeder erdenklichen Art und Form. Grundsätzlich wird hier in Zuckeralkohole und Süßungsmittel unterschieden: Süßungsmittel wie Stevia werden meist aus Pflanzen oder Zucker gewonnen und können bis zu 37.000 Mal süßer als Zucker sein. Dementsprechend benötigt man eine deutlich kleinere Menge für dieselbe Süßkraft.

Werbung
       
„Zucker wird im Mund zu Säure umgewandelt, die die Zähne angreift und Karies verursacht.“ Foto: Dr. Birgit De Taillez

Zuckeralkohole wie Xylit und Erythrit bestehen meist aus Stärke oder Pflanzenteilen. Sie sehen aus und schmecken fast genauso wie Zucker, haben allerdings eine geringere Süßkraft und weniger Kalorien. Und keine Sorge: Alkohol ist – anders als der Name vermuten lässt – nicht enthalten. Die nächsten Plätzchen mit Erythrit zu backen, sollte allerdings gut überlegt werden, denn: Zuckeralkohole können in größeren Mengen abführend wirken. Xylit beispielsweise ist für Haustiere giftig und darf auf keinen Fall aus Versehen von ihnen gefressen werden.

Kürzlich wurde der Süßstoff Aspartam von der WHO als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Hier ist allerdings zu beachten, dass dieses Risiko nur bei einer sehr hohen Aufnahmemenge besteht. Zum Vergleich: in derselben Risiko-Kategorie befindet sich auch Pfeffer und Aloe Vera. „Man sollte nicht in Panik verfallen, wenn man einen negativen Artikel zu Süßstoffen liest. Besser ist es, offizielle Websites wie die der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, zu besuchen. Ich denke, vieles ist Angstmacherei“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Diana Kunzweiler.

Das Fazit

Sind Süßstoffe denn nun besser als Zucker? „Für die Zahngesundheit ja, auf jeden Fall“, sagt Dr. Birgit De Taillez, „Ich empfehle meinen  Patienten Zuckeralkohole wie Xylit, da diese nicht verstoffwechselt werden können und auch in größeren Mengen keine negativen Auswirkungen auf die Zähne haben.“

Grafik: Max-Rubner-Institut. (zum Vergrößern: klicken)

Diana Kunzweiler meint: „Keines der beiden ist gesünder oder ungesünder als das andere. Zucker in zu hohen Mengen kann negative gesundheitliche Auswirkungen haben, ist aber nicht die alleinige Ursache für die Übergewichtsproblematik. Vielmehr entsteht Übergewicht durch einen Kalorienüberschuss – ob durch Fett oder Zucker, ist egal. Ich würde nicht empfehlen, Süßstoffe aktiv zu meiden, aber auch nicht diese ausschließlich anstelle von Zucker zu konsumieren.“

Zur Weihnachtszeit sind zuckerhaltige Süßspeisen nicht wegzudenken. Sie gehören einfach dazu und versüßen einem – im wahrsten Sinne des Wortes – die dunkle Jahreszeit. Ob dies auch die Alternativen ohne Zucker schaffen, ist jedem Gaumen selbst überlassen. Angst vor dem Probieren muss man allerdings nicht haben, da sind sich Dr. Birgit de Taillez und Diana Kunzweiler einig.

Paula Hartwig

Über Zucker:

Hier in Deutschland wird Zucker aus Zuckerrüben gewonnen. Durch Photosynthese stellt die Rübe beim Wachsen Zucker her. Diese wird dann geerntet, gewaschen und in kleine Schnitzel geschnitten. Per heißem Wasser mit Druck wird der Zucker dann herausgewaschen und gefiltert.

Der Saft, der dabei entsteht, wird eingekocht, kristallisiert und anschließend getrocknet. Der ganze Prozess dauert ca. acht Stunden. Dann kann der Zucker einzeln verpackt und an den Supermarkt geliefert werden. Eine solche Zuckerfabrik der Südzucker AG steht beispielsweise in Plattling.

 


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert