Schönberg/Spiegelau. „Ich kann’s kaum erwarten und freue mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten“, blickt Marco Schober erwartungsvoll voraus auf den 10. November 2023. Denn dann erscheint „So is s’Lem„, der erste Song seines Solo-Projekts, auf dessen Veröffentlichung der 42-Jährige seit drei Jahren hinarbeitet und das einen markanten Kontrast zu seinem bisherigen Musiker-Dasein als Frontmann der Power-Metal-Band „Steel Engraved“ darstellt. Authentisch, bodenständig und unverstellt will sich der Schönberger damit präsentieren – und für Tiefgang- und Gänsehaut-Momente sorgen.

„Auch wenn es von außen betrachtet nicht so wirkt, habe ich ein großes emotionales Innenleben – dieses will ich durch meine Musik mit anderen teilen“, berichtet der vierfache Familienvater, zu dessen äußeren Markenzeichen der lange Blondschopf, der Vollbart, Kurzarmshirts, Halsketten und vor allem mehrere Tattoos gehören. „Manchmal macht uns das Leben einen Strich durch die Rechnung und es passiert etwas Unvorhergesehenes oder etwas, das uns mitnimmt“, sagt Marco Schober. „Diese Gefühle, ob positive oder negative, verarbeite ich in Form von Musik. Sie hilft mir am besten, das Leben und alles, was dazugehört zu begreifen und in Worte zu fassen.“
Album kommt 2024 – bis dahin: alle sechs Wochen ein neuer Song
Zwölf Songs im Bayerwald-Dialekt sind in den vergangenen Jahren entstanden, die auf seinem 2024 erscheinenden Solo-Album zu hören sein werden. Darunter befinden sich Stücke mit Namen wie „Bayerwoid„, „Wos is los mit mir?„, „Wo is da Unterschied?“ oder „Süchtig„. Diese handeln unter anderem von der Liebe zur Heimat und persönlichen Schicksalsschlägen, sind teils gesellschaftskritisch, humorvoll und dabei immer autobiografisch geprägt. Stilistisch geht es in Richtung Austropop, verrät Marco Schober, der selbst großer Anhänger von österreichischen Combos wie Seiler und Speer, Pizzera & Jaus oder Edmund ist.

Aufgenommen, gemischt und gemastert wurden sämtliche Lieder im Soundforest Studio von Christian Wistl in Spiegelau. „Er ist bei meinem Solo-Projekt mein wichtigster Partner – ohne ihn geht’s nicht“, erzählt der Schönberger und ergänzt: „Er kümmert sich um alles, was mit der Technik zu tun hat und ist absolut gleichwertiges Mitglied der Marco-Schober-Band. Zudem ist er mittlerweile zu einem sehr guten Freund geworden.“ Beim Einspielen der Songs war nicht nur Christian Wistl am Bass mit von der Partie, sondern auch einige weitere Musiker, wie zum Beispiel Steel-Engraved-Bandkollege Andy Straehler (Gittarre) oder Ex-Serious-Black-Keyboarder Jan Vacik. „Ein Dozent einer österreichischen Musik-Hochschule hat zudem einen Piano-Part übernommen und ein Blasmusiker das Trompeten-Solo geliefert“, informiert der 42-Jährige.
Bis zum Release der ersten Single – geplant ist, anschließend im Sechs-Wochen-Rhythmus einen weiteren Track zu veröffentlichen – ist Marco Schober nun damit beschäftigt, in diversen Sozialen Medien die Werbetrommel für sein Solo-Unterfangen zu rühren. „Mir ist wichtig, mit meinen Fans und Unterstützern in Kontakt zu treten und mitzukriegen, was sie umtreibt“, erzählt der Vollblut-Musiker, der fernab der Bühne seine Brötchen bei einem Industrieanlagenanbieter in Schönberg verdient, und fügt hinzu: „Zeitgleich soll auch ein Video am 10. November erscheinen.“
„Definitiv wert, dass man viel Herzblut hineinsteckt“
Im folgenden Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n erklärt Marco Schober, warum sich die Veröffentlichung von „So is s’Lem“ etwas verzögert hat, wie seine Anhänger aus der Metal-Szene auf den Stilwechsel bis dato reagieren und warum seine Großmutter die Hauptrolle in seinem Erstlingswerk spielt…
Marco: Im Dezember 2020 hattest du im Gespräch mit dem Hog’n ja gemeint, dass deine Solo-Platte bereits Anfang 2021 zu hören sein wird. Warum hat es nun doch etwas länger gedauert?

Christian und ich haben alles etwas aufwändiger produziert als ursprünglich gedacht. Denn ein professioneller Anspruch war uns sehr wichtig. Und die Lieder sind es definitiv wert, dass man viel Herzblut hineinsteckt – und auch mehr Zeit in die Umsetzung fließen lässt. Wir waren zudem lange auf der Suche nach Unterstützern, wollten das Projekt eigentlich nicht selbst umsetzen, sondern mithilfe einer Agentur. Schlussendlich haben wir aber dann doch erkannt, dass es die bessere Lösung für uns ist, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Okay, wenn man das nötige Knowhow und die nötigen Ressourcen hat, warum nicht?
Was heißt schon Knowhow?! (lacht). Christian und ich haben in den vergangenen Monaten versucht, uns das nötige Knowhow selbst anzueignen, uns immer wieder eigenständig zu schulen. Wir versuchen stets das Beste daraus zu machen, das Projekt nun zu veröffentlichen und dann auch entsprechend zu vermarkten. Wir wollen erfolgreich sein, daran besteht kein Zweifel.
„Ich werde den Teufel tun, mich zu verstellen“
Was, würdest Du sagen, ist denn das potenzielle Erfolgsgeheimnis der neuen Stücke?
Entscheidend ist wohl, dass man nie vergisst, wo man herkommt. Es gilt, keine Höhenflüge zu veranstalten und einfach immer normal und sich selbst treu zu bleiben. Nicht wenige Leute haben schon auf mich eingeredet im Sinne von: ‚Ändere dich doch ein bisschen mit dieser neuen Musikrichtung, ändere dein Äußeres und zieh‘ mal ein Polo-Shirt mit längeren Ärmeln an, damit man die Tattoos nicht so sieht, weil das nicht dazu passt.‘ Ich sage aber: Das Projekt läuft unter Marco Schober, da steht mein Name vorneweg. Und ich werde den Teufel tun, mich zu verbiegen und etwas vorzugeben, was ich nicht bin.

Bei Steel Engraved spiele ich eine Rolle, wenn ich auf die Bühne gehe. Da bin ich Metaller, schwarz angezogen, düster. Aber bei Marco Schober will ich der sein, der ich auch zuhause im Wohnzimmer bin – der, der ich wirklich bin. Ich will mich nicht verstellen, ich will mich anziehen und so geben, wie’s mir passt. Wenn das jemanden nicht gefällt, soll er sich’s nicht anschauen und auch nicht anhören. So einfach ist das.
Klingt nachvollziehbar. Gibt’s denn schon erste Reaktionen aus der Metal-Szene?
Bisher habe ich nur positive Rückmeldungen in den Sozialen Medien bekommen – vor allem auch von den ausländischen Fans, die mich ja nur von Steel Engraved her kennen und obendrein meinen Dialekt-Gesang gar nicht mal verstehen (lacht). Insbesondere bei Anhängern aus Amerika und Tschechien, wo Steel Engraved viele Fans hat, fällt die Resonanz bis dato durchwegs erfreulich aus. Einer meinte sogar auf Deutsch, dass ich eine Stimme ‚wie ein Glocke‘ habe (lacht). Das ist echt cool!
„Ich vermisse meine Oma bis heute“
Hattest du denn zu Beginn des Projekts Bedenken, dass du deine Metal-Gefolgschaft mit den neuen Tönen vergraulen könntest?
Einige Lieder habe ich bereits vor gut zehn Jahren geschrieben. Doch ich wollte sie damals nicht veröffentlichen – aufgrund der Frage im Hinterkopf: Was werden denn die Leute über mich denken? Aber irgendwann – und vielleicht hängt das mit dem fortgeschrittenen Alter zusammen – war mir das dann egal. Mir gefällt’s, es ist gute Musik im Austropop-Stil, der mir immer schon getaugt hat. Und warum sollte ich mich für meinen Musikgeschmack genieren oder dafür verstecken? Ich mag ja Metal deshalb noch genauso gerne – und ich liebe es nach wie vor, bei Steel Engraved zu singen. Das ist mein Herzblut. Und genauso viel Herzblut steckt nun auch in meinem Solo-Projekt.
Worum geht’s bei den Marco-Schober-Songs?

Das sind allesamt keine frei erfundenen, fiktiven Texte. Es geht schlicht und einfach um mein Leben und das, was mir bislang passiert ist. Da stehen echte Geschichten dahinter, Schicksale. Ich denke, dass jeder, der sich die Lieder anhört, sich mit dem ein oder anderen identifizieren kann. Ich bin kein Krösus, kein Superheld, sondern ein ganz normaler Mensch – wie jeder andere auch. Und es gibt gewiss tausende von Leuten, die etwas Ähnliches durchlebt haben. Wenn ich mit meiner Musik dazu beitragen kann, dass sie etwaige Negativ-Geschehnisse besser verarbeiten können, ich sie mit meinen Songs berühren kann, habe ich mein Ziel erreicht.
Worum geht’s in „So is s’Lem“, Deiner ersten Single, konkret?
Das Stück handelt von meiner Oma, die leider sehr früh verstorben ist. Sie war wie eine zweite Mutter für mich, bei der ich als Kind viel Zeit verbracht habe, wenn meine Eltern arbeiten mussten. Sie hat mich geprägt und hat mir viel Wichtiges für mein Leben mitgegeben. Sie hat mich etwa gelehrt, auf keinen neidisch zu sein, den Menschen mit Anstand und Respekt zu begegnen, jemanden auf der Straße zu grüßen, wie ich es heute noch mache, wenn ich in zum Beispiel München unterwegs bin. Die Leute schauen mich da teils völlig irritiert an, wenn ich ‚Grüß Gott‘ zu ihnen sage (lacht). So bin ich aber – und das hat mir meine Oma gelernt. Sie war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben – und ich vermisse sie bis heute. Ihr ist das Lied gewidmet.
Gesucht: Pianist/Keyboarder und ein zweiter Gitarrist
Wirst Du auch live zu sehen und zu hören sein – oder bleibt Marco Schober ein reines Studio-Projekt?
Ja klar, Live-Auftritte sind fest eingeplant, die Proben dafür laufen schon. Ich bin jedoch noch auf der Suche nach einem Pianisten bzw. Keyboarder sowie einem zweiten Gitarristen. Es sollten Musiker sein, die ihre Instrumente gut beherrschen. Dann wäre die Band komplett – und wir können loslegen.
Stimmlich erinnert Marco Schober an Schürzenjäger-Frontmann Peter Steinlechner:
Dann hoffen wir, dass sich bald Verstärkung findet. Danke fürs Gespräch, viel Erfolg und alles Gute für Dein Solo-Projekt.
Interview: Stephan Hörhammer